Änderungsantrag zur Vorlage "Teilfachplan Offene Seniorenarbeit"

Der Änderungsantrag wurde von den Einreichern übernommen.

Änderungsantrag vom 25. Juni 2019

Beschlussvorschlag:

Der Teilfachplan Offene Seniorenarbeit 2019 wird im Kapitel 4.2.2.1 Individuelle Beratung unter Aufgabenfelder der Seniorenberatung ergänzt durch:

Beratung zum Opferschutz

  • Hilfestrukturen zum Gewaltschutz im sozialen Nahraum (Frauenhäuser, Männerschutzwohnung, ambulante Opferhilfeeinrichtungen, Beratungsstrukturen zur Gewalt in der Pflege)


Begründung:

Körperliche und sexuelle Gewalt gegenüber nehmen im Alter eher ab.  Was jedoch nicht zurückgeht, ist die psychische Gewalt. Dabei geht es zum Beispiel um Erniedrigungen, Zwang und Kontrollverhalten.

Noch eklatanter ist die Situation in der Pflege: 40 Prozent der ambulanten Pflegekräfte und 53 Prozent der pflegenden Familienangehörigen berichteten, dass sie sich im vergangenen Jahr mindestens einmal problematisch gegenüber Pflegebedürftigen verhalten haben; dabei handelt es sich am häufigsten um verbale Aggressionen, psychische Misshandlung sowie pflegerische und psychosoziale Vernachlässigung.

In der KFN-Viktimisierungsbefragung  aus dem Jahr 2005 (12-Monats-Prävalenz psychischer Aggression und physischer Gewalt durch Familien- und Haushaltsmitglieder nach Alter, Geschlecht und Haushaltsform) zeigte sich z.B. folgendes Bild: 

Viktimisierungsform

Haushaltsform

W

M

40-59 J.

60 J.+

40-59 J.

60 J. +

Psych. Aggression

Single

28.9%

16.5%

37.5%

13.3%

 

> 1 Person

59.1%

30.8%

51.1%

28.3%

Physische Gewalt

Single

0.0%

1.8%

2.1%

1.2%

 

> 1 Person

5.1%

1.6%

3.4%

1.3%

(T. Görgen: Zwischenergebnisse der Studie "Kriminalität und Gewalt im Leben alter Menschen")

Ganz unabhängig vom Alter nehmen nur wenige von Gewalt Betroffenen die Hilfe einer Beratungseinrichtung in Anspruch. Das liegt daran, dass sie die Beratungseinrichtungen seltener kennen, weniger digitale Informationsquellen haben, und dass sie sich seltener Hilfe für ihre persönliche Probleme holen. Dies zeigen auch die Erfahrungen in Leipziger Opferschutzeinrichtungen, die betroffenengruppe der über 50jährigen nur selten erreicht.

Es ist daher besonders wichtig, dass die offene Seniorenarbeit die Themen des Opferschutzes in ihren Beratungskanon übernimmt und in ihren persönlichen Beratungsgesprächen über die Hilfsmöglichkeiten und Anlaufstellen der Leipziger Opferschutzeinrichtungen informiert und gegebenenfalls die Vermittlungsarbeit übernimmt.

Zurück