100.000 Euro für die Riebeckstraße 63 – Sichtbarkeit für ein Mahnmal gegen Zwangsarbeit und Entmenschlichung in Leipzig schaffen

Foto: Martin Jehnichen

Pressemitteilung vom 8. März 2024

Leipzigs Gedenkstätte Riebeckstraße 63 profitiert von der neuesten Verteilung des DDR-Vermögens in Sachsen und erhält 100.000 Euro. Dieses Geld aus dem "Vermögen von Parteien und Massenorganisationen der DDR" (kurz PMO), wurde an die Länder verteilt, welche das Geld u.a. für Infrastrukturprojekte sowie für Gedenkstätten nutzen. Damit kann das ehemalige Pförtnerhäuschen saniert werden.

Das Pförtnerhäuschen wird von der Initiative Riebeckstraße 63 genutzt, welche sich 2019 gegründet hat mit dem Ziel, die Geschichte des Ortes aufzuarbeiten.

1892 als Arbeitsanstalt zu St. Georg eröffnet, erstreckt sich die dunkle Geschichte von einem Obdachlosenasyl zu NS-Zeiten inkl. Verteilstation für NS-Zwangsarbeiter*innen sowie Sammel- und Durchgangslager für Jüd*innen, Sinti*zze und Rom*nja, behinderte und psychisch kranke Menschen über ein Gefängnis zu einem „Sozialheim“ zu DDR-Zeiten inkl. Psychiatrie, Neurologie sowie einer venerologischen Station, in welcher Frauen traumatischen Misshandlungen ausgesetzt waren.

Katharina Krefft, Fraktionsvorsitzende BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Leipzig:

„Im Jahr 2018 hat unsere Fraktion beantragt, in der Riebeckstraße 63 einen Gedenkort zu errichten und die grauenhafte Geschichte dieses Ortes, welche fast 100 Jahre andauerte, aufzuarbeiten. Bis dahin waren die Geschehnisse dort der Öffentlichkeit kaum bekannt und auch vor Ort nicht sichtbar. Im aktuellen Doppelhaushalt konnten wir Gelder für Forschungsprojekte hineinverhandeln, womit die Initiativgruppe nun den Ort um Arbeitsräume erweitern kann, um nun ihre wertvolle Arbeit zu erweitern.“

Foto: Martin Jehnichen

Petra Čagalj Sejdi, Landtagsabgeordnete für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Sachsen und Sprecherin für Inklusion, Migration und Minderheiten:

„Dass wir als Land Sachsen nun 100.000 Euro zur weiteren Sanierung des Pförtnerhäuschens zur Verfügung stellen können, ist ein wichtiges Zeichen unserer Demokratie und Erinnerungskultur. Es ist ein bedeutendes Signal, dass wir Gelder des ehemaligen SED-Vermögens zur Aufklärung von Verbrechen und sozialer Ausgrenzung politischer Systeme nutzen. Heute ist die Riebeckstraße 63 ein lebendiger Ort mit Kindertagesstätte, einer Gemeinschaftsunterkunft für Asylsuchende und einem Wohnprojekt für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Mit der Unterstützung des Projekts erreichen wir, dass auch die Aufarbeitung der Geschichte hier einen Ort hat, wir wollen den Initiativkreis dabei unterstützen, einen Gedenk-, Lern- und Begegnungsort einzurichten.“

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