Abwärme aus Leuna birgt Risiken für nachhaltige Wärmeversorgung

Foto: Martin Jehnichen

Mit einer aktuellen Anfrage will die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN den Risiken der Abwärmenutzung aus Leuna auf den Grund gehen und den Blick verstärkt auf die Erschließung erneuerbarer Wärmequellen lenken. Die Stadtwerke planen künftig Abwärme der Total-Raffinerie in Leuna über eine Fernwärmetrasse nach Leipzig zu transportieren und könnten damit laut eigenen Angaben ungefähr 38% des aktuellen Leipziger Wärmebedarfs decken. Die Abwärme der Raffinerie gilt als bilanziell klimaneutral und ist momentan ungenutzt. Eine Nutzung für die Großstadt Leipzig, deren Wärme momentan zu fast 100% auf der Verbrennung fossiler Brennstoffe basiert, scheint somit naheliegend.

Vor dem Hintergrund der notwendigen Dekarbonisierung aller Wirtschaftsbereiche und des perspektivisch steigenden CO2-Preises sieht die grüne Fraktion jedoch auch Risiken, weiterhin auf fossile Energiequellen zu setzen, gleichwohl ihre Emissionen nicht auf die Abwärme angerechnet werden.

Stadtrat Jürgen Kasek, klima- und energiepolitischer Sprecher der Fraktion erklärt:

„Grundsätzlich ist es gut, industrielle Abwärme für die Wärmeversorgung zu nutzen – denn jede eingesparte Tonne CO2 hilft! Bei einem Projekt, dessen Nutzung auf 80 Jahre ausgelegt ist, stellt sich aber schon die Frage, ob man hier nicht auf das falsche Pferd setzt. Es besteht die Gefahr, dass man sich von fossiler Erzeugung abhängig macht, die solange sie da ist, natürlich so effizient wie möglich genutzt werden sollte - aber eben auch keinen Tag länger als nötig. Letztlich muss sich auch der Industriestandort Leuna der Dekarbonisierung der Wirtschaft stellen. Welche Wärmemengen sind dann für Leipzig noch realistisch und bezahlbar? Und welche Alternativen einer klimaneutralen Wärmeversorgung gäbe es schon jetzt? Wir befürchten, dass man sich zu sehr auf fossile Abwärme verlässt, und die ausreichende Erschließung erneuerbarer Energiequellen ins Hintertreffen gerät. Das kann hinten raus teuer werden.“

Der Stadtrat hat letztes Jahr auf grüne Initiative hin eine kommunale Wärmeplanung beauftragt, welche eine klimaneutrale Wärmeversorgung der Stadt Leipzig bis 2038, möglichst bis 2035, vorsieht. Die Planung soll bis Ende dieses Jahres vorliegen. Die Wärmeplanung stellt die Weichen für künftige Planungen – private Haushalte, Hauseigentümer*innen und Wohnungsbaugesellschaften stehen vor wichtigen Entscheidungen bezüglich energetischer Sanierungen und Heizungswechsel. Umso wichtiger ist es, bei der Planung von wohl abgewägten Prämissen auszugehen – auch um Fehlinvestitionen zu vermeiden.

Jürgen Kasek schließt: „Die Nutzung der Abwärme aus Leuna mag opportun und aus heutiger Perspektive sinnvoll sein. Aber dauerhaft nachhaltig sind Wärmequellen, die von fossiler Produktion abhängig sind, nicht. Die Wärmeplanung muss verstärkt erneuerbare Wärme in den Blick nehmen.“

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