Änderungsantrag zum Antrag "Aufstellungsort für Stein zum Gedenken an die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation infolge des Zweiten Weltkriegs zur Verfügung stellen"

Änderungsantrag vom 19. Januar 2024

Beschlussvorschlag:

Der Oberbürgermeister wird beauftragt, ein wissenschaftliches Gutachten erstellen zu lassen, das untersucht, wie an das Thema „Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation“ von deutschstämmigen Bürger/-innen nach dem Zweiten Weltkrieg in Leipzig erinnert werden könnte. Um dies zu gewährleisten, soll die Erinnerungspraxis verschiedener Kommunen als Vergleichsrahmen Eingang in die wissenschaftliche Betrachtung finden. Das Gutachten soll auf die Geschichte der Flüchtlinge und Vertriebenen jeglicher Herkunft eingehen, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Leipzig ansässig wurden. Die Ergebnisse werden zusammen mit einem Entscheidungsvorschlag zur Aufstellung des Steines dem Stadtrat vorgelegt.

 

Begründung:

Der Änderungsantrag übernimmt den Verwaltungsstandpunkt mit Änderungen.

In Folge des Zweiten Weltkrieges wurden Millionen Menschen zu Geflüchteten und Vertriebenen. Viele Geflüchtete und Vertriebene fanden auch in Leipzig eine neue Heimat. Die ausschließliche Fokussierung auf "Deutschstämmige", auf die der Ursprungsantrag abstellt und die der Verwaltungsvorschlag nicht korrigiert, wird der Problematik nicht gerecht und trägt die Gefahr in sich, dass man die Folgen des Zweiten Weltkrieges auf die deutschen Vertriebenen verengt. Dies ist vor allem vor dem Hintergrund problematisch, dass die NSDAP nicht durch einen Staatsstreich, sondern durch Wahlen an die Macht gelangte und durch die Mehrheit der deutschen Bevölkerung, insbesondere in den ehemaligen deutschen Ostgebieten mit mehrheitlich deutscher Abstammung, bis zum Abschluss getragen wurde.

Daher ist die Begrenzung auf "deutschstämmige“ Bürger*innen zu streichen und das Augenmerk auf alle Vertriebenen und Geflüchteten zu legen, die in Leipzig eine neue Heimat fanden und die Stadt mit aufbauten. Dazu gehören unter anderem Jüd*innen (deutscher und nicht-deutscher Herkunft) und polnischstämmige Menschen. Nach 1945 sind mindestens 250 jüdische Personen aus verschiedenen Konzentrationslagern, besonders Theresienstadt, nach Leipzig gekommen. Ein prominentes Beispiel ist etwa Eugen Gollomb, der Auschwitz überlebt hat und von 1967 bis 1988 Vorsitzender der Israelitischen Religionsgemeinde in Leipzig war.

 

Beschluss der Ratsversammlung vom 24. Januar 2024

Der Änderungsantrag wurde vom Antragsteller übernommen und mehrheitlich so beschlossen.

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