Anfrage: Alte Wasserleitungen und Wasserrohrbrüche
Anfrage vom 29. Februar 2024 zur Beantwortung in der Ratsversammlung am 13. März 2024
In den vergangenen Monaten kam es zu erheblichen Wasserrohrbrüchen in Leipzig, wie zum Beispiel am Hauptbahnhof, in der Karl-Liebknecht- Ecke Kurt-Eisner-Straße oder zuletzt in der Steinstraße. Auch wenn sich die Anzahl an Schäden in den letzten Jahren verringert hat, sind es pro Jahr bis zu 500 Rohrschäden, die die Wasserwerke zu beseitigen haben, da das Rohrnetz zum Teil historischen Wert hat. Einflüsse durch Frost sind dabei zu vernachlässigen, da die Leitungen in einer Bodentiefe liegen, die regelmäßig nicht gefroren ist. In der Presse wurde zuletzt die Sanierungsrate der Wasserwerke diskutiert.
Vor diesem Hintergrund fragen wir an:
- Wie viele Rohrschäden hat es in den vergangenen Monaten gegeben und in wie vielen Fällen hatte dies Auswirkungen auf die darüberliegende Straße, etwa durch Absacken der Decke (Steinstraße) oder monatelange Arbeiten (Kurt-Eisner-Straße)?
- Wie hoch ist der kurzfristige Sanierungsbedarf im Rohrsystem der Stadt Leipzig?
- Hat die Stadt eine Übersicht, an welchen Stellen das Rohrsystem besonders gefährdet ist?
- Auf welche Ursachen sind Wasserrohrbrüche zurückzuführen und ist es vor diesem Hintergrund auch zu überlegen, ob bei Extrembedingungen ggf. auch Einschränkungen im Straßenverkehr vor einem Wasserrohrbruch erfolgen können?
- Mit wie vielen Rohrschäden rechnet die Stadt bis zum Abschluss des Austauschs der historischen Wasserrohre aus dem 19. Jahrhundert und was ist nötig, um die Arbeiten zu beschleunigen?
- Bis wann ist der Abschluss der Sanierung (Jahreszahl) des Netzes geplant und ist die Finanzierung in der L-Gruppe gesichert?
- Gibt es einen alternativen schnelleren Sanierungsplan und wenn ja, welche erhöhten Kosten kämen auf die L-Gruppe und die Stadt zu?
Antwort der Stadtverwaltung vom 12.03.2024
Die Antwort wurde auf Basis einer Zuarbeit der Leipziger Wasserwerke erstellt.
1. Wie viele Rohrschäden hat es in den vergangenen Monaten gegeben und in wie vielen Fällen hatte dies Auswirkungen auf die darüber liegende Straße, etwa durch Absacken der Decke (Steinstraße) oder monatelange Arbeiten (Kurt-Eisner-Straße)?
Seit 1991 wurde die historisch gewachsene Infrastruktur in einer wachsenden Stadt und einem prosperierenden Umland, dem Versorgungsgebiet des Zweckverbandes für Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung Leipzig Land, durch die Leipziger Wasserwerke ausgebaut, verbessert, erneuert und auf den Stand der aktuellen Technik hin saniert. Ein tausende Kilometer langes Netz kann trotzdem nie immer und dauerhaft störungsfrei sein. Das Wassernetz teilt sich den Raum mit allen anderen Versorgungsleitungen, dem Verkehr u.a. Dies bedeutet „Stress“ durch Erschütterungen und Wetter, was im Erdreich für sich verändernde Einwirkungen auf das Material sorgt.
Die Rohrschadensquote ist im Zuge der Netzsanierung von jährlich etwa 3.000 Schäden Anfang der 1990er Jahre auf heute rund 500 beachtlich zurückgegangen. In den letzten drei Wintermonaten war eine vergleichsweise geringe Schadenszahl von etwa 50 kleineren Schäden zu verzeichnen. Dass eine Straße durch einen Rohrschaden derart geschädigt wird wie in der Steinstraße, kommt statistisch sehr selten vor.
2. Wie hoch ist der kurzfristige Sanierungsbedarf im Rohrsystem der Stadt Leipzig?
Leipzig verfügt über rund 3.500 Kilometer Rohrleitungsnetz, von dem die Wasserwerke 0,7 Prozent pro Jahr erneuern. Der Wert soll in den nächsten Jahren auf 1 bzw. 1,2 Prozent steigen.
3. Hat die Stadt eine Übersicht, an welchen Stellen das Rohrsystem besonders gefährdet ist?
Die Wasserwerke kennen ihr Rohrleitungsnetz sehr genau, die Leitungen werden turnusmäßig inspiziert und in Leistung und Zustand erfasst. Daraus leitet das Unternehmen ein planmäßiges Instandhaltungs- und Sanierungsprogramm ab, das sukzessive bearbeitet wird. Die Erneuerung des Netzes ist fachgerecht und entspricht allen technischen Anforderungen, in vielen Fällen geht sie auch darüber hinaus. Dabei sind grundsätzlich die Ziele Sicherheit, Bezahlbarkeit und Klima- und Umweltverträglichkeit abzuwägen und abzusichern.
Havarien sind trotz aller Bemühungen ungeplante lokale Ereignisse, für die bei den Wasserwerken und ihrem Tochterunternehmen Bau und Service ein klarer Havarieprozess definiert ist, in dessen Fokus zunächst die Wiederversorgung der Anlieger, die Behebung des Schadens und die Wiederherstellung der Oberflächen stehen. Während die Trinkwasserversorgung meist binnen 4 bis 6 Stunden wiederhergestellt ist, gestaltet sich insbesondere die Wiederherstellung der Oberflächen im Winter schwierig, da bspw. Asphalt erst ab Temperaturen über 5 Grad eingebaut werden kann. Sind Straßen vielbefahren, kommt auch eine Schotterung der Oberflächen als Interim nicht infrage.
4. Auf welche Ursachen sind Wasserrohrbrüche zurückzuführen und ist es vor diesem Hintergrund auch zu überlegen, ob bei Extrembedingungen ggf. auch Ein-schränkungen im Straßenverkehr vor einem Wasserrohrbruch erfolgen können?
Havarien können vielfältige Gründe haben. Ursachen können u.a. Materialermüdung durch Kräfte im Erdreich oder auch das Alter von Leitungen sein. In den meisten Fällen spielen vielfältige Ursachen zusammen. Es ist zudem nicht möglich, vorherzusagen, wann es an einer bestimmten Stelle zu einem Rohrschaden kommen wird. Einschränkungen im Straßenverkehr als vorbeugende Maßnahme sind daher weder erforderlich noch zielgerichtet möglich.
5. Mit wie vielen Rohrschäden rechnet die Stadt bis zum Abschluss des Austauschs der historischen Wasserrohre aus dem 19. Jahrhundert und was ist nötig, um die Arbeiten zu beschleunigen?
Aktuell sind jährlich rd. 500 Rohrschäden zu verzeichnen. Gemäß den Vorgaben des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfachs liegt die Schadensrate damit im mittleren Bereich. Mit dem aktuellen und dem geplanten Sanierungsumfang können die Schadensraten weiter langsam abgesenkt, mindestens aber auf dem jetzigen mittleren Niveau gehalten werden.
6. Bis wann ist der Abschluss der Sanierung (Jahreszahl) des Netzes geplant und ist die Finanzierung in der L-Gruppe gesichert?
7. Gibt es einen alternativen schnelleren Sanierungsplan und wenn ja, welche erhöhten Kosten kämen auf die L-Gruppe und die Stadt zu?
Der Betrieb der Wasserinfrastruktur ist eine fortlaufende Aufgabe und dem Grunde nach nie beendet. Zur Aufrechterhaltung müssen Leitungen immer wieder erneuert werden. Die angestrebte Sanierungsrate (siehe 2.) wird daher regelmäßig nötig bleiben. Die geplante Steigerung und deren Finanzierung stehen unter dem Vorbehalt, dass die im strategischen Unternehmenskonzept der L-Gruppe vorgesehene Kapitaleinlage zur Anschubfinanzierung i. H. v. kumuliert 200 Mio. EUR im Haushaltsplan der Stadt Leipzig beschlossen und durch die Rechtsaufsichtsbehörde genehmigt wird. Die Anhebung der Erneuerungsrate ist ein realistischer Wert, dessen Investitionswert erwirtschaftet werden kann. Nach dem Mechanismus des Kommunalabgabengesetzes bestimmen die möglichen Preise die Investitionsmittel, wobei die Wasserwerke als Unternehmen in einer starken Gruppe auch von den noch guten Finanzierungsmöglichkeiten für kommunale Unternehmen profitieren. Ein über den geplanten Steigerungen liegender Sanierungsplan liegt nicht vor.