Anfrage: Energieeinsparung – was wurde bisher erreicht?
Anfrage zur Beantwortung am 17. Mai 2023
Ende Juli 2022 gab die Stadt Leipzig ihren Maßnahmenplan zum Energiesparen in einem Stufenplan bekannt. Demnach sollten alle Maßnahmen der Stufen A und B umgesetzt werden, wie Einschränkungen der Warmwasserversorgung und ein Absenken der Raumtemperaturen in städtischen Gebäuden (Schulen, Kitas, Verwaltung usw.), eine Abschaltung der „Effekt-Beleuchtung“ u.a. Insgesamt wurde das Ziel gesetzt, 15 % Energieeinsparung über alle Energieträger zu erlangen. Auch die Eigenbetriebe und Beteiligungsunternehmen sollten anhand des städtischen Maßnahmenplans eigene Stufenpläne erstellen.
Einzelne Maßnahmen, wie die Temperaturabsenkung bei den städtischen Sportbädern, wurden nun bereits zurückgenommen, da die Energieeinsparziele erreicht wurden.
Mit dem Ende der Heizsaison (30. April) wird es Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen.
Wir fragen nach:
- Wurde das 15-%-Ziel insgesamt erreicht?
- Wie viel Energie wurde von den verschiedenen Bereichen eingespart (Schule, Kitas, OFTs, Verwaltungsgebäude)? Welche Maßnahmen wurden durchgeführt?
- Wie viel Energie wurde in den Eigenbetrieben und Beteiligungsunternehmen eingespart? Welche Maßnahmen wurden durchgeführt?
- Welche Maßnahmen erwiesen sich in der Umsetzung als besonders schwierig und warum?
- Welche Maßnahmen sollten aus Sicht der Stadt auch aufgrund der im Rahmen des Klimaschutzes notwendigen Energieeinsparungen fortgeführt werden?
Antwort vom 17. Mai 2023
1. Wurde das 15-%-Ziel insgesamt erreicht?
Für die kommunalen Liegenschaften ohne Sozialamt, Liegenschaftsamt und Marktamt wurden folgende Einsparungen erzielt:
absolute Verbräuche ohne Witterungsbereinigung |
||||
|
Verbrauch 2022 in GWh |
Veränderung 2022 zum Vorjahr in % |
Veränderung 2022 zum 3-Jahresmittel in % |
Veränderung 2022 gegenüber 2019 in % |
Strom* |
47,05 |
-0,32 |
-1,76 |
-5,98 |
Fernwärme |
72,91 |
-15,72 |
-1,06 |
7,54 |
Erdgas/Wärme LKE |
28,05 |
-14,73 |
-12,72 |
-16,82 |
Summe |
148,01 |
-11,16 |
-3,72 |
-2,35 |
* Verbräuche 2022 aufgrund fehlender Daten teilweise prognostiziert |
Grundlegend ist trotz Flächenzuwachs durch Schul- und Kitabaumaßnahmen eine Verbrauchsreduktion für Strom und Wärme gegenüber dem Durchschnitt der letzten Jahre als auch dem Vor-Corona-Jahr 2019 erzielt worden. Wesentliche Beiträge lieferten hierfür die Umrüstung auf LED bei Straßenbeleuchtung und kommunalen Gebäuden (Intracting), die Nutzersensibilisierung über Halbe-Halbe, die eingeleiteten Maßnahmen aufgrund der Energiekrise, Modernisierung der Heizungsanlagen mit der LKE und die Sanierung kommunaler Gebäude. Bei Wärme ist zu beachten, dass eine fortlaufende Umstellung von Gebäuden von Erdgas auf Fernwärme erfolgt und weiter angestrebt wird.
2. Wie viel Energie wurde von den verschiedenen Bereichen eingespart (Schule, Kitas, OFTs, Verwaltungsgebäude)? Welche Maßnahmen wurden durchgeführt?
Da die wesentlichen Einsparungen im Wärmesektor erzielt wurden, erfolgt hierfür die Aufteilung auf die größten Nutzungsgruppen.
* Sporthallen für Schul- und Vereinssport
In einzelnen Liegenschaften wurden ebenfalls deutliche Einsparungen beim Stromverbrauch erzielt.
Im Bereich der öffentlichen Beleuchtung wurden in dem Zeitraum durch die Abschaltung der Anstrahlungsanlagen und durch zusätzliche Reduzierung der Verkehrsbeleuchtung in den Dunkelstunden insgesamt 1.316.540 kWh eingespart. Das sind ca. 12 % Energieeinsparung bei der öffentlichen Beleuchtung und ca. 1 % bei der Anstrahlung.
Für Veranstaltungen des Marktamtes konnten 12% Energie eingespart werden.
Wesentliche Maßnahmen waren des Weiteren:
- Nutzersensibilisierung
- Unterweisung der Mitarbeitenden
- Vorgaben für Maximaltemperaturen in Schulen und Kindertagesstätten
- Raumtemperatursenkungen in Verwaltungs- und Kulturliegenschaften
- Reduzierung von Warmwasserabnahmestellen
- LED-Ausbau
- Überprüfung von Möglichkeiten zur Reduzierung der Beleuchtung (z.B. Effektbeleuchtung)
- Überprüfung und Erneuerung von Fensterdichtungen
- die Prüfung der technischen Anlagen hinsichtlich eines energieeffizienten Betriebes
- Abschaltung elektrischer Verbraucher (z.b. Reduzierung Einzelplatzdrucker)
- Abschaltung elektrischer Verbraucher außerhalb der Dienstzeit
Grundlage für die Maßnahmen waren die EnSikuMaV und die EnSimiMaV.
Eine weiterführende Berichterstattung ist für den Energiebericht vorgesehen. Darin soll dann der Zeitraum bis zum Ende der Heizperiode betrachtet werden.
3. Wie viel Energie wurde in den Eigenbetrieben und Beteiligungsunternehmen eingespart? Welche Maßnahmen wurden durchgeführt?
Auch bei den Eigenbetrieben wurden Einsparungen erzielt. So wurden im Gewandhaus zu Leipzig beim Stromverbrauch 156.240 kWh eingespart. Dies entspricht ca. 14 % im Vergleichszeitraum. Bei Wärme wurden 635.000 kWh eingespart. Dies entspricht ca. 29 % im Vergleichszeitraum. Der Vergleichszeitraum war Juli 2021 bis Februar 2022 mit dem Zeitraum Juli 2022 bis Februar 2023. Die Angaben sind nicht wetterbereinigt und nicht veranstaltungsbereinigt (u.a. Corona!).
Der Eigenbetrieb Klinikum St. Georg erreichte eine Einsparung von 9 % Erdgas am Standort Delitzscher Straße. Aufgrund der Ausnahmen für medizinische Einrichtungen in der Energiesicherungsverordnung für kurzfristige Energiesparmaßnahmen (EnSikuMaV) und den hygienischen Anforderungen erfolgten weitestgehend keine Raumtemperatur-absenkungen und Eingriffe in die Warmwasserbereitung. Der Fokus lag auf technischen Maßnahmen wie hydraulischer Abgleich, LED-Beleuchtung und Optimierung des Anlagenbetriebes.
Bis zum 31.12.2022 wurden 516.639 kWh Energie beim Eigenbetrieb Stadtreinigung gegenüber dem Vorjahr eingespart. Die Einsparung beim Strom wurde durch die fortlaufende Umstellung des Fuhrparks auf alternative Antriebe nicht erreicht. Hier erfolgte eine Verlagerung von Diesel/Benzin hin zum Strom. Die Einsparziele bei der Wärmeerzeugung konnten erreicht bzw. übertroffen werden.
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2021 |
2022 |
Einsparung (absolut in kWh) |
Einsparung (relativ in %) |
Strom |
970.687 |
990.814 |
-20.127 |
-2 % |
Gas |
2.046.704 |
1.689.627 |
357.077 |
17 % |
Fernwärme |
830.674 |
650.985 |
179.689 |
22 % |
Summe |
3.848.065 |
3.331.426 |
516.639 |
13 % |
Folgende Maßnahmen wurden vom Eigenbetrieb Stadtreinigung durchgeführt:
- hydraulischer Abgleich bei den Heizungsanlagen
- Einbau von voreingestellten Thermostatventilen auf Raumtemperaturen nach
Arbeitsstättenrichtlinie (ASR) in allen Objekten
- Kontrolle durch Bereich Bau/Betriebshandwerker im Rahmen von operativen und
planmäßigen Bau- und Reparaturmaßnahmen in den Objekten
- Einbau von digitalen Thermostaten auf den Wertstoffhöfen und bei Neubau-/Sanierungsprojekten
- Umstellung der Gebäudeinnen- und Außenbeleuchtung auf LED-Technik
- Ausstattung der Gebäude mit Photovoltaik-Anlagen
Nicht in allen Bereichen liegen die notwendigen Daten aufgrund fehlender Abrechnungen vor.
Auch bei den weiteren Eigenbetrieben erfolgten Absenkungen von Raumtemperaturen über Nutzersensibilisierung und Einstellungen an den Heizungsanlagen, die Prüfung der Anlagen hinsichtlich eines energieeffizienten Anlagenbetriebes und geringinvestive Maßnahmen wie beispielsweise die Erneuerung der Fensterdichtungen oder Wasserspararmaturen. Diese Maßnahmen erfolgten, soweit dies im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben möglich war.
Zu den Maßnahmen und Einsparerfolgen der Leipziger Gruppe und weiterer Kommunaler Beteiligungen siehe Anlage 1 und Anlage 2.
4. Welche Maßnahmen erwiesen sich in der Umsetzung als besonders schwierig und warum?
Maßnahmen, die zu Komforteinschränkungen führten, waren zum Teil aufgrund Akzeptanzgründen (z.B. Besucher im Kulturbereich) und aufgrund der Kontrollmöglichkeiten in der Umsetzung eine Herausforderung.
5. Welche Maßnahmen sollten aus Sicht der Stadt auch aufgrund der im Rahmen des Klimaschutzes notwendigen Energieeinsparungen fortgeführt werden?
In den Ämtern und Eigenbetrieben wird die Fortführung von Einsparmaßnahmen grundsätzlich weiterverfolgt. Hier ist es das Ziel, eine Balance zwischen den Auswirkungen von Einsparmaßnahmen auf die Nutzung und die zu erzielenden Einsparungen zu finden.
Beispielsweise ist eine Fortführung der Sensibilisierung und Information der Mitarbeitenden und der gebäudenutzenden Personen geplant. Hierzu sollen für die kommunalen Gebäude auch digitale Möglichkeiten ausgeschöpft werden. So startete bereits vor Ausbruch des Krieges in der Ukraine und der folgenden Energiekrise ein Projekt über die Smart City Challenge (SmartCity Challenge Leipzig 2022 – Digital Campus Leipzig). Der Prototyp eines Onlineportals zur Information über Energieverbräuche, Energiekosten und Einsparmaßnahmen für die Nutzer-/innen der kommunalen Gebäude wurde bis Ende Februar 2023 fertiggestellt. An der produktiven Nutzung wird mit den Projektpartnern gearbeitet.
Die Vorgaben für einen energieeffizienten Betrieb der kommunalen Gebäude sind in der Energieleitlinie von 2011 verankert. Eine Fortschreibung ist in Arbeit.
Neben der Nutzersensibilisierung und dem sparsamen Umgang mit Energie liegt daher ein großer Fokus auf der Fortführung der technischen Maßnahmen, welche beispielsweise auch im EKSP 2030 oder in Wirtschaftsplänen der Eigenbetriebe verankert sind.
Um Energieeinsparmaßnamen in der öffentlichen Beleuchtung zu erreichen, ist eine konsequentere und schnellere Umrüstung auf LED-Technologien dringend erforderlich, denn dadurch lassen sich über 60 % Elektroenergie einsparen. Auch bei den Anstrahlungsanlagen ist die Umstellung auf LED-Module fortzuführen.