Anfrage: Eschen-Einschlag wegen Befall durch das Falsche Weiße Stengelbecherchen

Anfrage zur schriftlichen Beantwortung in der Ratsversammlung am 18. Januar 2017

Seit 1995 breitet sich in Europa ein aus Asien eingewanderter Pilz, das Falsche Weiße Stengelbecherchen (Hymenoscyphus pseudoalbidus) aus, der das Eschentriebsterben hervorruft. Der Pilz wächst von den Blättern in die unverholzten Zweige und Triebe. Anschließend wächst der Pilz in die bereits verholzten Bereiche weiter. Die Stadtverwaltung Leipzig reagiert jetzt auf die festgestellte Infektion von Eschen und informierte über die Presse im Oktober 2016 über die vorgesehenen Fällungen im Stadtgebiet. Es sollen stark geschädigte Bäume entfernt werden. Die Stadtverwaltung hat die Fällungen insbesondere im Gebiet der Nonne in Schleußig mit der besonderen Frequentierung des Gebietes und der möglichen Gefährdung durch Holzabbrüche begründet. Die Fällungen dort betreffen nicht alleine Eschen, es wurden flächig auch andere Baumarten umgesägt. Z. B. in Stötteritz wurden im Wäldchen ebenso Bäume in enormem Ausmaß gefällt. Das Astwerk liegt seit Monaten am Boden und wurde nicht verräumt.

Wir fragen an:

1. Betroffene Eschenbestände und damit verbundene Maßnahmen:
a) Welche Eschenbestände sind im Leipziger Stadtgebiet betroffen und müssen gefällt werden?
b) Wurden/werden Eschen auch präventiv gefällt?
c) Wurden natürliche Anpassungsprozesse oder Resistenzen von Bäumen gegen den Pilz beobachtet?
d) Welchen Zeitplan hat die Stadtverwaltung für die Eingriffe?
e) Wie müssen die befallen Bäume professionell entsorgt werden?
f) Ist das Holz weiterverwertbar, wenn ja: wie?
g) Welche Kosten entstehen der Stadtverwaltung durch die Sofortmaßnahmen?
h) Sind Haushaltsmittel für Nachpflanzungen im HH-Plan 2017/18 eingestellt worden, wenn ja: In welcher Höhe und für wie viele Bäume?

2. Zukünftiger Eschenbestand:
a) Ist zu erwarten, dass die Eschen in Leipzig aussterben werden?
b) Werden Eschen nachgepflanzt, z. B. die resistenten asiatischen Eschenarten?

3. Fällungen im Stötteritzer Wäldchen:
a) Stehen die Fällungen im Stötteritzer Wäldchen im Zusammenhang mit dem Befall der Eschen durch das Falsche Weiße Stengelbecherchen?
b) Warum wurde bisher im Stötteritzer Wäldchen das gefällte Holz und Astwerk nicht entfernt?
c) Wenn infiziertes Eschenholz sehr lange liegen bleibt, besteht dann die Möglichkeit der Ansteckung anderer Bäume/Baumarten oder die Weiterverbreitung von Pilzsporen?
 
4. In der Nonne wurde großflächig Bäume abgeholzt. Dazu:
a) Welche Begründung gibt die Stadtverwaltung für das flächige Abholzen von Bäumen aller Art in der Nonne?
b) Was wird anschließend auf den jetzt leeren Forstflächen geschehen?
c) Welche Auswirkungen auf das Ökosystem vor Ort hat der Eingriff?


Antwort der Verwaltung:

Zu der in letzter Zeit massiv auftretenden Thematik erfolgten mehrere ausführliche Informationen gegenüber den politischen Gremien und der Öffentlichkeit.

So wurde zum jährlichen forstlichen Wirtschaftsplan 2016 sowie Holzeinschlagsplan 2016/2017 und zum Eschentriebsterben der Fachausschuss Umwelt und Ordnung durch die Universität Leipzig (Herrn Dr. Otto) und die Abteilung Stadtforsten des Amtes für Stadtgrün und Gewässer am 20.09.2016 und der Naturschutzbeirat am 10.10.2016 informiert. Am 14.10.2016 wurde im Rahmen einer Pressekonferenz explizit auf die Problematik des Eschentriebsterbens und die damit verbundenen bevorstehenden Maßnahmen hingewiesen.

Zusätzlich wurden die entsprechenden Vorträge an alle Mitglieder der jeweiligen Gremien verteilt. 

Der jährliche forstliche Wirtschaftsplan 2016 und Holzeinschlagsplan 2016/2017 ist außerdem im Internet auf der Homepage der Stadt Leipzig einsehbar. 

Die jährlichen forstlichen Wirtschaftspläne werden auf der Grundlage periodisch forstlicher Betriebspläne, der so genannten Forsteinrichtung erarbeitet. Diese Forsteinrichtung lag vor der Beschlussfassung der Ratsversammlung vor (Beschluss der Ratsversammlung zur Vorlage VI-DS-01394 vom 29.10.2015). 

Auf Initiative von Mitgliedern der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen wurde ein erweiterter Lehrgang zur Stadtwaldökologie durchgeführt (Ausführender Verein: Enedas e.V. und die Abteilung Stadtforsten der Stadt Leipzig). Auf Grund des positiven Echos nach dem ersten Lehrgang werden weitere Termine angeboten. Diese werden von der Stadtverwaltung rechtzeitig bekannt gegeben.   

Zu den Fragen:

1. Betroffene Eschenbestände und damit verbundene Maßnahmen:
a) Welche Eschenbestände sind im Leipziger Stadtgebiet betroffen und müssen gefällt werden?

Das Eschentriebsterben ist flächendeckend im Stadtgebiet vorhanden. Die Entscheidung, ob ganze Bestände gefällt werden, erfolgt operativ unter Beachtung der Situation und Notwendigkeit.

b) Wurden/werden Eschen auch präventiv gefällt?

Nein.

c) Wurden natürliche Anpassungsprozesse oder Resistenzen von Bäumen gegen den Pilz beobachtet?

Es wird auf Grund der derzeitigen Erkenntnisse vermutet, dass einige Eschen  resistent sein könnten. An verschiedenen wissenschaftlichen Einrichtungen wird dieses Thema zurzeit diskutiert.

d) Welchen Zeitplan hat die Stadtverwaltung für die Eingriffe?

Die Abarbeitung erfolgt im Rahmen der jährlichen forstlichen Wirtschaftspläne oder im Bedarfsfall operativ.

e) Wie müssen die befallenen Bäume professionell entsorgt werden?

Eine Entsorgung ist nicht erforderlich.

f) Ist das Holz weiterverwertbar, wenn ja: wie?

Das Holz ist normal verwertbar. 

g) Welche Kosten entstehen der Stadtverwaltung durch die Sofortmaßnahmen?

Im Jahr 2016 wurden insgesamt 150.000 € zur Herstellung der Verkehrssicherheit in Folge des Eschentriebsterbens und der Sturmschäden vom 27.07.2016 für den Stadtwald und Straßenbäume bereitgestellt. Wie sich die weiteren Kosten entwickeln, ist zurzeit nicht seriös prognostizierbar.  

h) Sind Haushaltsmittel für Nachpflanzungen im HH-Plan 2017/18 eingestellt worden, wenn ja: In welcher Höhe und für wie viele Bäume?

Nein. Die forstliche Nachpflanzung erfolgt im Rahmen der Jahresplanung.

2. Zukünftiger Eschenbestand:

a) Ist zu erwarten, dass die Eschen in Leipzig aussterben werden?

In der Fachwelt wird davon ausgegangen, dass die Esche nicht vollständig ausstirbt.

b) Werden Eschen nachgepflanzt, z. B. die resistenten asiatischen Eschenarten?

Im Wald wird ausschließlich die natürliche Verjüngung des vorhandenen Eschenbestandes genutzt. Bei Straßenbäumen werden andere Baumarten als die gemeine Esche eingesetzt.

3. Fällungen im Stötteritzer Wäldchen:

a) Stehen die Fällungen im Stötteritzer Wäldchen im Zusammenhang mit dem Befall der Eschen durch das Falsche Weiße Stengelbecherchen?

Die Maßnahmen waren entsprechend der Wirtschafts- und Holzeinschlagsplanungen vorgesehen, der Umfang wurde auf Grund des Eschentriebsterbens erweitert.

b) Warum wurde bisher im Stötteritzer Wäldchen das gefällte Holz und Astwerk nicht entfernt?

Das Nutzholz wird herausgerückt und abgefahren, das Astwerk bleibt aus ökologischen Gründen im Bestand. 

c) Wenn infiziertes Eschenholz sehr lange liegen bleibt, besteht dann die Möglichkeit der Ansteckung anderer Bäume/Baumarten oder die Weiterverbreitung von Pilzsporen?

Das Holz spielt im Entwicklungszyklus des Falschen Weißen Stengelbecherchen keine Rolle.  

4. In der Nonne wurden großflächig Bäume abgeholzt. Dazu:

a) Welche Begründung gibt die Stadtverwaltung für das flächige Abholzen von Bäumen aller Art in der Nonne?

Es handelt sich um normale forstliche Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen auf der Basis der vom Stadtrat beschlossenen Forsteinrichtung und dem vorgestellten jährlichen forstlichen Wirtschaftsplan (http://www.leipzig.de/freizeit-kultur-und-tourismus/parks-waelder-und-friedhoefe/stadtwald-und-auenwald/verkauf-und-veroeffentlichungen/).

b) Was wird anschließend auf den jetzt leeren Forstflächen geschehen?

Die Flächen werden im Zuge der o.g. Planungen zur Waldbewirtschaftung bepflanzt.

c) Welche Auswirkungen auf das Ökosystem vor Ort hat der Eingriff?

Im Sinne der Ziele der o.g. Planungen wird der Eingriff zu einer Aufwertung führen.

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