Anfrage: Evaluation der Organisation des Sommerferienpasses und künftige Sicherstellung der Angebotsvielfalt
Anfrage vom 15. August zur Beantwortung in der Ratsversammlung am 19. September 2018
Der Ferienpass ist im Sommer wie im Winter in Leipzig ein bei Kinder und Jugendlichen außerordentlich beliebtes und unverzichtbares Angebot. Die Organisation der umfangreichen Angebote benötigt eine angagierte Arbeit im Amt für Jugend, Familie und Bildung wie auch bei den beteiligten Partnern aus Vereinen, Verbänden, Trägern und Unternehmen.
Nach dem ruhestandsbedingten personellen Wechsel im Amt kam es offenbar zu Problemen bei der Organisation insbesondere der Ferienfreizeiten, sodass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Amtes für Jugend, Familie und Bildung zur personellen Absicherung zahlreicher Angebote von ihren eigentlichen Aufgaben abgezogen wurden, um Angebote nicht absagen zu müssen.
Hierzu und zur zukünftigen Sicherstellung der Organisation des Ferienpasses fragen wir an:
- Wie viele Ferienpässe konnten an Kinder und Jugendliche verkauft werden und wie stellen sich die Zahlen im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren und zur Nachfrage dar?
- Wie lief nach Einschätzung des Amtes für Jugend, Familie und Bildung die diesjährige Organisation und Durchführung der Sommerferienpass-Angebote, welche Probleme gab es und wie wurden diese angegangen und behoben?
- Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Amtes für Jugend, Familie und Bildung wurden in welchem Stundenumfang unplanmäßig zur personellen Absicherung von Angeboten herangezogen? Woher und nach welchen Kriterien wurden zudem weitere personelle Kräfte rekrutiert?
- Warum und mit wessen Genehmigung wurden die ungeplanten personellen Maßnahmen nötig? Welche Arbeitsbereiche waren dadurch im Amt für Jugend, Familie und Bildung betroffen und konnten nicht in gewohnter Weise und mit welchen Konsequenzen abgesichert werden? Welche Kosten sind mit den Notfallmaßnahmen entstanden und wer kommt dafür auf?
- Mussten Angebote aufgrund fehlender personeller Absicherung kurzfristig abgesagt werden?
- Welche Konsequenzen zieht die Stadtverwaltung aus den Erfahrungen für die künftige reibungslose Organisation und Absicherung vielfältiger Angebote des Ferienpasses?
Antwort der Verwaltung:
Bürgermeister Prof. Dr. Fabian: Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte!
Zur Frage 1. Vom Winterferienpass wurden 10.793 Exemplare im Jahr 2013, 11.537 Exemplare im Jahr 2014, 12.177 Exemplare im Jahr 2015, 11.901 Exemplare im Jahr 2016, 12.484 Exemplare im Jahr 2017 und 12.692 Exemplare im Jahr 2018 verkauft. Vom Sommerferienpass wurden 18.031 Exemplare im Jahr 2013, 18.864 Exemplare im Jahr 2014, 19.390
Exemplare im Jahr 2015, 20.296 Exemplare im Jahr 2016, 20.165 Exemplare im Jahr 2017 und 21.207 Exemplare im Jahr 2018 verkauft.
Oberbürgermeister Jung: Entschuldigen Sie, wenn ich Sie an dieser Stelle unterbreche, Herr Fabian! Ich würde Sie bitten, auf das Verlesen der Zahlen zu verzichten und sie dem Stadtrat schriftlich zu geben. - Bitte nicht!
Bürgermeister Prof. Dr. Fabian: Doch! Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hatte gefragt, wie viele Ferienpässe an die Kinder verkauft werden konnten usw. - Ja, ich habe die letzten fünf Jahre vorgetragen. Das Jahr 2018 kam sozusagen als Bonus obendrauf. - Wo war ich stehen geblieben?
Oberbürgermeister Jung: Bei Frage 2.
Bürgermeister Prof. Dr. Fabian: Nun ja, Herr Oberbürgermeister, nicht ganz. Lassen Sie mich zumindest noch meinen letzten Satz zur Frage 1 vortragen. - Der Ferienpass genießt große Beliebtheit und wird von der Zielgruppe sehr gut
angenommen.
Zur Frage 2. Grundsätzlich verlief die Organisation und Durchführung wie in den vergangenen Jahren. Lediglich der krankheitsbedingte Ausfall des zuständigen Mitarbeiters musste durch die Kolleginnen und Kollegen des Sachgebiets Jugendpflege beim Verkauf der Tagesfahrten und des Reservierungstelefons kompensiert werden. Die Organisation der Tagesfahrten übernahmen ebenfalls drei Kolleginnen und Kollegen aus dem Sachgebiet Jugendpflege. An der personellen Absicherung von Tagesfahrten wurden für den Sommerferienpass 2018 erstmals neben Ehrenamtlichen
auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Amtes für Jugend, Familie und Bildung beteiligt.
Zur Frage 3. Insgesamt übernahmen 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus unterschiedlichen Verwaltungsbereichen die personelle Absicherung von Tagesfahrten. Information und Anfrage erfolgten unverbindlich an alle Abteilungsleitungen. Die Bereitschaft, Tagesfahrten durch hauptamtliche Mitarbeitern abzusichern, war freiwillig. Die Sprech- und Beratungszeiten wurden ebenso bei der Einteilung beachtet wie die Einsatzwünsche der Kolleginnen und Kollegen. Die meisten Kolleginnen und Kollegen nahmen an ein bis zwei
Fahrten als Betreuerin bzw. Betreuer teil.
Zur Frage 4. Grund für die personellen Maßnahmen war der krankheitsbedingte Ausfall des zuständigen Mitarbeiters. Aus folgenden Bereichen wurden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die personelle Absicherung von Angeboten eingesetzt: aus dem Amtsleiterbereich zwei, aus der Abteilung Bildung fünf, aus der Abteilung Hoheitliche Jugendhilfe eine Person, aus der Abteilung Kindertageseinrichtungen zwei, aus dem Bereich Hort und aus der Abteilung Verwaltung drei. Die Absicherung von Tagesfahrten durch hauptamtliche Mitarbeiter hat nicht zu Engpässen in den jeweiligen Abteilungen geführt. Die Rückmeldungen nach der Teilnahme waren durchweg positiv. Die beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Amtes haben ihren Einsatz für sich selbst und für die Kinder und Jugendlichen als gewinnbringend wahrgenommen. Die Ehrenamtlichen nahmen die hauptamtliche Unterstützung
als Wertschätzung der freiwilligen Tätigkeit und als zusätzliche Sicherheit wahr. Das angeeignete Wissen und die Erfahrungen werden bei der Planung zukünftiger Angebote berücksichtigt. Erhöhte Kosten sind durch den Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht entstanden.
Zur Frage 5. Nein. Alle geplanten und im Ferienpass veröffentlichten 24 Tagesfahrten haben stattgefunden und wurden wie geplant durchgeführt.
Zur Frage 6. Am 5. September 2018 fand mit interessierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie mit für die Kinder- und Jugendbetreuung zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Klausurtag zum Ferienpass statt. Alle Erfahrungen wurden zusammengetragen und ausgewertet. Inhalte waren die Reiseziele der Tagesfahrten,
die Betreuergewinnung, die Ausrichtung des Ferienpasses, die Zielgruppe und vieles andere. Zudem arbeitet die Verwaltung an der Beschaffung einer Software für den Ferienpass, welche unter anderem den Aufwand beim Verkauf der Tagesfahrten sowie bei der Abrechnung und weiteren administrativen Tätigkeiten verringern soll. Die Software soll die Angebote für Eltern und Kinder transparenter und einfacher buchbar sowie optisch ansprechender und zeitgemäßer präsentieren.
Stadtrat Schmidt (Bündnis 90/Die Grünen): Herr Fabian, vielen Dank für die Antwort. - In der Vergangenheit ist es immer sehr gut und erfolgreich gelaufen.
Bürgermeister Prof. Dr. Fabian: Das war dieses Jahr auch so.
Stadtrat Schmidt (Bündnis 90/Die Grünen): Ich glaube, man hat sich die Übergabe der Tätigkeit einer jahrzehntelang etablierten Mitarbeiterin in neue Hände ein Stück weit einfacher vorgestellt. Es ist dort zu Problemen gekommen, auf die vielleicht auch zu spät reagiert wurde, so würde ich mutmaßen. Die Mitarbeiterin, die das bis jetzt gemacht
hat, hätte ja auch nicht alle Fahrten selbst abgesichert. Insofern denke ich, es ist organisatorisch wahrscheinlich nicht alles zu Ende gedacht worden. Immerhin wurde nach kreativen Lösungen gesucht, um alle Fahrten abzusichern. In einigen Monaten wird der Winterferienpass verkauft, der wieder viele Angebote enthalten wird,
wenn auch nicht so viele wie im Sommer. Das bedarf ja einer längeren Vorbereitung, auch inhaltlich. Können Sie zusagen, dass alles dafür getan wird, die personellen Voraussetzungen zu schaffen, um die Angebote im Winterferienpass und dann auch für den Sommerferienpass im nächsten Jahr in gewohnter Qualität zu sichern? Noch ein Zweites. Sie hatten ausgeführt, dass kurzfristig noch Betreuungspersonal für die Ferienfahrten gewonnen werden konnte. - Vorweg: Ich begrüße sehr, dass es nicht zu Ausfällen gekommen ist. - Ist denn auch versucht worden, ein Stück weit mit Honorarkräften freier Träger zu arbeiten? Da gibt es genügend Mitarbeiter, die über die Jugendleitercard verfügen und als ausgebildete Betreuer solche Ferienfahrten begleiten können. Ist auch nach anderen Lösungen gesucht worden, um nicht unbedingt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendamtes, die normalerweise vollkommen andere Tätigkeiten ausführen, als Betreuer einsetzen zu müssen? Ich meine, seit Jahren unterhalten wir uns darüber, dass die Mitarbeiter des Jugendamtes an der Belastungsgrenze sind. Wenn ihre Arbeit dadurch am Ende liegen bleibt, ist das ja auch nicht im Sinne der Sache. Also: Welche Wege wurden noch gesucht?
Bürgermeister Prof. Dr. Fabian: Herr Schmidt, Ihre Fragen suggerieren, das sei nicht gut gelaufen. - Das ist gut gelaufen, zumindest für die Kinder und Jugendlichen. Das Angebot ist vollständig abgesichert gewesen. Es ist nichts ausgefallen. Ich gehe davon aus, dass das beim Winterferienpass auch wieder so sein wird. Ich meine, Frau Gerber hat das über 30 Jahre gemacht. Sie war der wandelnde Ferienpass, der Ferienpass in Person. Dass der Übergang nicht völlig reibungslos verläuft, ist, glaube ich, völlig selbstverständlich. Ich möchte aber noch einmal betonen: Nach meiner Kenntnis ist alles gut gelaufen. Auch diejenigen, die daran punktuell mitgewirkt haben, haben das für sich als eine gute Erfahrung wahrgenommen. Ihre Anregung, falls notwendig Honorarkräfte hinzuziehen, nehme ich gerne auf, wobei wir finanziell begrenzte Mittel für den Ferienpass haben. Diese Mittel sind in erster Linie für die kostenfreie Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs und für die Angebote als solche gedacht.