Anfrage: Fair produzierte und gehandelte Sportbälle im Schulsport

Anfrage: Fair produzierte und gehandelte Sportbälle im Schulsport

Zum Schuljahresbeginn 2020/21 werden viele Leipziger Kinder und Jugendliche im Sportunterricht mit neuen Sportbällen spielen und trainieren können.

Diese Hand-, Volley, Fuß- und Futsalbälle wurden mit einer Sammelbestellung der Schulen erstmalig vom Amt für Jugend, Familie und Bildung mit dem Zusatz „aus Fairem Handel“ eingekauft und sind inzwischen zur Nutzung ausgeliefert worden. Der Stadtrat hatte die Verwaltung damit im Dezember 2016 beauftragt. Im Beschluss zum Antrag der Sportpolitischen Sprecher von Linken, Grünen und SPD war auch der Verzicht auf Tierleder als Ballmaterial festgelegt worden sowie fortschreitende Bemühungen auch in die Leipziger (Ball-)Sportvereinen hinein für die Nutzung von Bällen aus Fairem Handel im Freizeitbereich. Die Stadt Leipzig hat sich in diesem Zusammenhang mit dem Bekenntnis zur Verwendung von Sportbällen aus Fairem Handel mit Erfolg als Austragungsort der Fußball-Europameisterschaft 2024 beworben.

Die Schulen haben bisher noch keine Erfahrung im Praxistest mit Bällen aus Fairem Handel gemacht. Insbesondere die Sorge, der Einkauf würde durch den Fairen Handel vergleichsweise teuer, hat möglicherweise dazu geführt, dass einzelne Schulen nicht über den zentralen Einkauf ihr Material beschaffen lassen haben.

Wir fragen an:

  1. Wie wurde durch die Verwaltung im Vorfeld die Beschaffung Fairer Sportbälle bei den Schulen beworben und wie viele Schulen haben daraufhin ihre Sportbälle aus Fairem Handel über die aktuelle Sammelbestellung der Stadtverwaltung bestellt bzw. wie viele haben diese nicht auf diesem Weg beschafft?
  2. Wie viele Bälle wurden pro Ballsportart an die Schulen in Leipzig ausgeliefert?
  3. Wie stellt sich der Kostenvergleich zwischen einem Einzelball aus konventionellem Handel und aus Fairem Handel bei den letzten Großbestellungen der Stadtverwaltung dar?
  4. Wann können Schulen wieder eine Bestellung für Sportbälle aus Fairem Handel über die Stadtverwaltung anfordern, ist dies zum nächsten Schuljahr möglich?
  5. Wie erfolgreich läuft der Einsatz von Sportbällen aus Fairem Handel im organisierten Freizeit- oder Ligasport? Welche Erfahrungen werden von dort zur Spielqualität der Bälle berichtet?

Antwort der Verwaltung:

Zu 1.)

Ursprünglich war vorgesehen, die Einführung fair produzierter und gehandelter Bälle an den Schulen durch eine Aktion für Lehrkräfte zu begleiten. Sportlehrerinnen und -lehrer sollten die Möglichkeit erhalten, diese Bälle bei einer Informationsveranstaltung samt Probetraining ausgiebig zu testen. Dafür wurden vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung im Rahmen des Projektes „Koordination kommunaler Entwicklungspolitik“ Bälle finanziert. Einige dieser Bälle wurden vorab an einzelne Schulen ausgegeben.

Alle Schulen wurden zum Vorhaben und zum geplanten Vergabeverfahren für die Lieferung von fair gehandelten Sportbällen informiert und zu ihrem Bedarf abgefragt. Von den zum damaligen Zeitpunkt 139 Schulen zeigten 91 Bedarf an neuen Bällen an. An diese Schulen wurden fair gehandelte Bälle geliefert. Alle anderen Einrichtungen hatten zu diesem Zeitpunkt keinen Bedarf an neuen Bällen.

Die Auslieferung der Bälle an die Schulen erfolgte im Zeitraum der Corona-bedingten Einschränkungen. Deshalb konnte das vorgesehene Probetraining nicht wie geplant stattfinden. Um die Akzeptanz an den Schulen weiter zu stärken, soll die Informationsveranstaltung zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden.

Zu 2.)

2019 wurden 426 Handbälle, 540 Volleybälle, 722 Fußbälle und 296 Futsal-Bälle in jeweils unterschiedlichen Größen ausgeschrieben. Das Vergabeverfahren für fair gehandelte Sportbälle musste aufgrund nicht wertbarer Angebote aufgehoben und wiederholt werden, deshalb kam es zu einer Verzögerung. Durch die Corona-Krise kam es zu Lieferverzögerungen. Inzwischen sind alle Bälle ausgeliefert.

Zu 3.)

Im Ergebnis der jüngsten Ausschreibung zeigt der Kostenvergleich, dass ein Fair-Trade-Handball ca. 13 % teurer, ein Fair-Trade-Volleyball ca. 2 % teurer und ein Fair-Trade-Fußball ca. 47 % teurer als ein konventionelles Produkt ist. Das Ergebnis spiegelt das aktuell preisgünstigste und bezuschlagte Angebot für Fair-Trade-Bälle wieder.

Zu 4.)

Mit dem jüngsten Vergabeverfahren für die Lieferung von Sportbällen aus fairem Handel wurde ein Leistungszeitraum bis zum 30.04.2021 verankert. Die Schulen können in diesem Zeitraum weitergehende Aufträge im Rahmen ihres Schulbudgets auslösen.

Zu 5.)

Die Anschaffung von Kleinsportgeräten, die Fair-Trade-Produkte sind, soll bei Leipziger Vereinen bevorzugt gefördert werden.

Im Bereich Fußball gibt es eine Kooperation mit dem Fußballverband Stadt Leipzig e. V., um möglichst alle seine 84 Mitgliedsvereine zu erreichen. So wurden an den Fußballverband Stadt Leipzig e.V. für verbandseigene Turniere zur Anschaffung von Fair-Trade-Fußbällen ausgereicht: 2.200 Euro in 2016, 3.200 Euro in 2017 und 4.000 Euro in 2018. Mit einem im April 2019 unterzeichneten „Letter of Intent“ schrieben die Stadt Leipzig, der Fußballverband Stadt Leipzig e.V. und die Leipziger Gruppe als gemeinsame Zielsetzung fest, den Trainings- und Wettkampfbetrieb aller Kinder- und Jugendmannschaften mit fair gehandelten Bällen durchzuführen. Daraufhin erhielt der Fußballverband Stadt Leipzig e.V. 2019 im Rahmen des »Fair-Trade – Projekts UEFA Euro 2024« 20.000 Euro per Zuwendungsbescheid. Eine entsprechende Kennzeichnung der damit erworbenen Bälle mit der Dachmarke „Leipzig spielt fair“ macht das Projekt nach außen sichtbar. In den Altersgruppen der G-Jugend und der A-Jugend wird in Training und Wettkampf bereits ausschließlich mit Fair-Trade-Bällen gespielt, die B-Juniorenmannschaften werden im Laufe dieses Herbstes folgen. Bis zur Saison 2024 (Jahr der UEFA EURO 2024) soll dies für alle Altersgruppen abgeschlossen sein.

Seit 2018 werden alle verbandseigenen Turniere ausschließlich mit fair gehandelten Bällen ausgetragen. Auch die Turnierteilnehmer des Blindenfußball-Cups werden seit 2019 mit speziellen Bällen aus fairer Produktion ausgestattet. Neben dessen Ausrichter, dem 1. FC Lokomotive Leipzig e. V., nehmen fünf internationale Teams teil.

Die Qualität der fair gehandelten Bälle wurde durch den Fußballverband Stadt Leipzig e.V. geprüft und ausdrücklich für gut befunden. Demnach besteht kein Unterschied zu bisher genutzten Bällen.

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