Anfrage: Fischsterben im Auensee

Anfrage zur Beantwortung in der Ratsversammlung am 23. Oktober 2024

Nach dem Abend des 12. September 2024 sind im Auensee tonnenweise Fische gestorben, vermutlich aufgrund des Wetterumschwungs, Umwälzungen im See, in der Folge Sauerstoffmangel und eventuell Blaualgen, so gab das Amt für Stadtgrün und Gewässer Auskunft gegenüber der Presse.

Der Leipziger Anglerverband, der das Gewässer pachtet, ist für das Abfischen toter Fische zuständig und trägt die Kosten der Tierverwertung. Der Anglerverband hat um ein Aussetzen der Pacht für das tote Gewässer gebeten.

Vor diesem Hintergrund fragen wir an:

  1. In der Presse war die Rede von vermuteten, naheliegenden Ursachen für das Fischsterben. Was ist das finale Ergebnis der Ursachenprüfung?
  2. Wie ist der allgemeine Zustand des Gewässers einzuschätzen? Ist eine dauerhafte Nutzung als Angelgewässer möglich?
  3. Was wird getan, um zukünftig solches Fischsterben zu verhindern? Mit welchen Maßnahmen kann die Gewässerqualität im Auensee verbessert werden und wie hoch wird der Sanierungsaufwand hierfür eingeschätzt?
  4. Gibt es bereits Überlegungen seitens der Stadt, die Pacht für den Auensee auszusetzen?
  5. Welche stehenden Gewässer in Leipzig kämpfen mit einer ähnlichen Problematik und wie plant die Stadt damit umzugehen?

Antwort der Verwaltung in der Ratsversammlung vom 23. Oktober 2024

Frage 1: In der Presse war die Rede von vermuteten, naheliegenden Ursachen für das Fischsterben. Was ist das finale Ergebnis der Ursachenprüfung?

Antwort 1: Beim Auensee handelt es sich um einen thermisch stabil geschichteten See, der einer Frühjahrs- und Herbstzirkulation unterliegt. So kommt es in der Regel im Frühjahr und Herbst zur langsamen Durchmischung des Wasserkörpers. Im Zeitraum vom 08.09 - 11.09.2024 kam es durch den starken Rückgang der Lufttemperatur und das Auffrischen des Windes zur rasanten Abkühlung des oberflächennahen Wassers, was zu einer schnellen Durchmischung der Wasserschichten führte, die in dieser Ausprägung nicht durch die Tiefenwasserbelüftungsanlagen gepuffert werden konnte. Dadurch gelang sauerstofffreies und sulfidreiches Wasser in die durch Fische besiedelte Bereiche (Epilimnion). Dies führte zu fischtoxischen Bedingungen und schlussendlich zum umfänglichen Fischsterben.

Frage 2: Wie ist der allgemeine Zustand des Gewässers einzuschätzen? Ist eine dauerhafte Nutzung als Angelgewässer möglich?

Antwort 2:  Der Auensee kann entsprechend der LAWA-Richtlinie „Trophieklassifikation von Seen“ als hoch polytroph eingestuft werden. Das Gewässer liegt im Zustrombereich eines stark nährstoffbelasteten Grundwasserkörpers, der das Seewasser kontinuierlich mit Nährstoffen anreichert. Dies führt zur Erhöhung der Biomasse (z.B. Phytoplankton und Blaualgen) und zum verstärkten Sauerstoffverbrauch. So weist die Stadt Leipzig beispielsweise regelmäßig auch auf die gesundheitsgefährdenden Eigenschaften von Blaualgen hin.

Aktuell befinden sich die Stadt Leipzig und der Anglerverband Leipzig e.V. im Austausch über den Wiederbesatz des Sees. Die besonderen Standortbedingungen werden dabei ebenfalls erörtert.

Frage 3: Was wird getan, um zukünftig solches Fischsterben zu verhindern? Mit welchen Maßnahmen kann die Gewässerqualität im Auensee verbessert werden und wie hoch wird der Sanierungsaufwand hierfür eingeschätzt.

Antwort 3: Zur Verbesserung der Sauerstoffversorgung des Wasserkörpers wurden im Jahr 2012 drei Tiefenwasserbelüftungsanlagen im Auensee installiert, die seither dauerhaft in Betrieb sind. Der Betriebsstatus der Anlagen wird täglich über ein Prozessleitsystem überwacht, wodurch mögliche Ausfälle schnell behoben werden können. Die Anlagen stellen sicher, dass atmosphärischer Sauerstoff in die sauerstofffreie Tiefenwasserzone geleitet und somit das Risiko eines Fischsterbens minimiert wird. Seit Inbetriebnahme der Anlagen ist lediglich das aktuell aufgetretene Fischsterben zu verzeichnen, das auf äußerst ungünstige Wetterbedingungen zurückzuführen ist.

Aufgrund der guten Wirksamkeit der Belüftungsanlagen sollen daher auch keine weiteren Maßnahmen umgesetzt werden.

Weiterhin kann beim Auensee der Eintragspfad des nährstoffreichen Grundwassers nicht exakt lokalisiert werden, sodass eine gezielte Sanierung nicht umgesetzt werden kann.

Frage 4: Gibt es bereits Überlegungen seitens der Stadt, die Pacht für den Auensee auszusetzen?

Antwort 4: Solange keine fischereiliche Nutzung des Gewässers erfolgt, wird die Pacht ausgesetzt.

Frage 5: Welche stehenden Gewässer in Leipzig kämpfen mit einer ähnlichen Problematik und wie plant die Stadt damit umzugehen?

Antwort 5: Eine derartige Nährstoffüberbelastung und Sauerstoffzehrung weist kein weiteres Gewässer in Leipzig auf. Vereinzelte Gewässer neigen zur Eutrophierung und zur Bildung von Blaualgen. Da dort der Nährstoffeintrag bedeutend geringer ausfällt, können sich diese Gewässer selbst regenerieren und wieder einen Gleichgewichtszustand erreichen.

 

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