Anfrage: "Gas, Strom und Wasser sparen – was tut die Stadt?"

Anfrage zur Beantwortung in der Ratsversammlung am 1. Juli 2022

Die Schlagzeilen füllen sich mit Meldungen zur anhaltenden Trockenheit und explodierenden Energiepreisen sowie Appellen an die Sparsamkeit der Bürger*innen und Energiespartipps. Jede*r kann mit dem eigenen Verhalten mithelfen die Folgen der Klimakatastrophe und Energiekrise abzumildern.
Die Stadt Leipzig sollte jedoch in ihrem Handeln mit gutem Beispiel vorangehen. Damit rücken auch die Energieverbräuche in städtischen Liegenschaften und Eigenbetrieben sowie städtische Entnahmen aus Oberflächen- und Grundwasser in den Blick.

Andere Städte wie Dresden, Berlin und München haben beispielsweise bereits die Temperaturen in städtischen Schwimmbädern um bis zu zwei Grad Celsius reduziert, was bis zu 25 Prozent Energieeinsparung bringen kann. Die Leipziger Sportbäder planen dies aus für uns nicht nachvollziehbaren bzw. nicht zureichenden Gründen nicht (siehe hierzu Antwort auf Anfrage VII-F-07154).

Auch beim Stromverbrauch und Heizungsverhalten oder dem Einsatz von Laubbläsern der Stadtreinigung mitten im Sommer scheint es noch Einsparpotentiale zu geben.

Wir fragen daher:

  1. Was tun die Stadtverwaltung und die städtischen Eigenbetriebe, um Gas, Strom und Wasser zu sparen?
  2. Welche kurzfristigen Einsparpotentiale werden vor allem im Bereich Gas gesehen?
  3. Welche städtischen Liegenschaften werden auch im Sommer geheizt und warum?
  4. Wie werden Mitarbeitende für energie- und wassersparendes Verhalten sensibilisiert?
  5. Wie können Dauerbeleuchtung in den Gängen des Neuen Rathauses und die häufig zu starke Kühlung im Sitzungs- und Festsaal gerechtfertigt werden?
  6. Welche konkreten Einsparpotenziale werden in den städtischen Schwimmhallen durch eine Senkung der Wasser- und Lufttemperaturen auf 26 (Schwimmerbecken) und 28 (Nichtschwimmerbecken) angenommen und werden diese vor dem Hintergrund der Einsparbedarfe und Kostenentwicklungen für den Beginn der nachsommerlichen Schwimmhallensaison umgesetzt?

Antwort vom 13. Juli 2022

  1. Was tun die Stadtverwaltung und die Städtischen Eigenbetriebe, um Gas, Strom und Wasser zu sparen?

 

In der Stadtverwaltung wurden und werden aktuell eine Vielzahl von Projekten und Maßnahmen umgesetzt. Dies betrifft das Projekt Halbe-Halbe zur Nutzersensibilisierung in Schulen und das Intracting mit Einsparmaßnahmen, beispielsweise die Umrüstung der Beleuchtung auf LED, Austausch von Heizungspumpen mit Hocheffizienzpumpen, Maßnahmen zur Verbesserung der Gebäuderegelung. Darüber hinaus erfolgte in den letzten Jahren eine Modernisierung von Heizungskesseln mit der LKE. Hierbei wurden bis Ende 2021 64 Heizungskessel erneuert und damit Effizienzsteigerungen in diesen Objekten erzielt. Außerdem erfolgt jährlich eine ganztägige Schulung der Hausmeisterinnen und Hausmeister zum Thema Energieeffizienz und Energieeinsparung. Durch verändertes Nutzungsverhalten und den Einbau von wassersparenden Geräte und Armaturen konnte in der Vergangenheit der Wasserverbrauch deutlich reduziert werden. Auch bringen die aktuellen Home-Office-Regelungen Einsparungen.

 

Bei der Errichtung neuer Verkehrsbeleuchtungen oder deren Umrüstung werden nur noch energieeffiziente LED-Leuchten eingesetzt. Durch diesen Einsatz werden bis zu 60 % Elektroenergie eingespart. Mit der Zentralsteuerung der Straßenbeleuchtung wird eine Leistungsreduzierung in den verkehrsschwachen Zeiten von 22:00 Uhr bis 06:00 Uhr von geeigneten Leuchten durchgeführt. Die Energieeinsparung beträgt bei konventionellem Leuchtmittel (Natriumdampf-Hochdrucklampen) 30% und bei den LED-Leuchten 50 %.

 

Zusätzlich wäre es möglich, die Energieleistung der Straßenbeleuchtung weiter zu senken, indem die Leistungsreduzierung bereits mit Beginn der Dunkelstunden erfolgt. Dadurch ergäbe sich bis zum Jahresende eine Energieeinsparung von 660.000 Kilowattstunden bzw. von 11%. Auf ein ganzes Jahr bezogen könnten rd. 1.200.000 kWh eingespart werden. Weitere Einsparungen könnten durch die Reduzierung und Abschaltung der Anstrahlung von Gebäuden und anderen Objekten erreicht werden.

  

Bei den kommunalen Unternehmen/Eigenbetrieben wurden bereits Maßnahmen umgesetzt.

Bei den Leipziger Stadtwerken sind dies beispielsweise:

  • Ermöglichung Homeoffice für Mitarbeiter
  • Verkleinerung der Nutzflächen durch flexible Belegung der Arbeitsplätze
  • Energetische Sanierung (insb. Austausch von Bauelementen Fenstern, Türen) von Hallen auf dem Standort Arno-Nitzsche-Str. sowie im Bürokomplex in der Pfaffendorferstr
  • Laufende Durchführung von Umwelt- und Energiemaßnahmen entsprechend ISO 14001/15001 an allen Standorten (z.B. Nutzung energiesparender Einrichtung (LED-Beleuchtung etc),
  • Prüfung der Verschiebung der Vorlauftemperaturkurve der Hausanschlussstationen und damit Senkung der Raumtemperatur in den Gebäuden sowie des Abschaltens der Klimaanlagen - allerdings unter Beachtung der Arbeitsstättenverordnung
  • Sensibilisierung der Kunden und konkrete Hilfsangeboten zu Einsparmöglichkeiten 

 

Bei der Stadtreinigung Leipzig wurden beispielsweise folgende Maßnahmen bisher umgesetzt:

  • Installation einer Photovoltaikanlage in der Geithainer Straße
  • Sanierung des Betriebsobjektes Max-Liebermann-Straße mit Wärmerückgewinnung aus

-  Lüftungsanlage und Nutzung eines Blockheizkraftwerks zur Heizung des Objektes

  • schrittweise Umrüstung auf LED-Beleuchtung
  • Einsatz von Thermostaten mit Begrenzung der maximalen Raumtemperatur in Beratungsräumen
  • ab der Heizperiode in der Reduzierung der Raumtemperaturen
  • unter der Voraussetzung kurzfristiger Verfügbarkeiten ggf. Nachrüstung mit Solarthermieanlagen

 

Für die Sportbäder Leipzig GmbH gilt es, die Absenkung der Wassertemperaturen mit Blick auf das Wohlbefinden der Gäste und die medizinischen Notwendigkeiten (bspw. Reha) abzuwägen. Der Aufsichtsrat der Leipziger Sportbäder hat sich mit diesem Thema am 07.07.2022 auseinandergesetzt.

Eine Absenkung der Wassertemperaturen (auch Lufttemperaturen sind daran gekoppelt) bringt über das Jahr einen sichtbaren Effekt. Die Leipziger Sportbäder gehen von Einsparungen i. H. v. 5 % bis 10 % p. a. aus.

Hingewiesen wird auch auf die ausführliche Antwort zur Anfrage-Nr. VII-F-07154.

 

  1. Welche kurzfristigen Einsparpotentiale werden vor allem im Bereich Gas gesehen?

 

Das Thema wird innerhalb der Stadtverwaltung, in der derzeitigen weltpolitischen Situation, besonders ernst genommen. In der Stadtverwaltung wird deshalb aktuell, unter Einbeziehung der Stadtwerke und der Eigenbetriebe, ein Konzept erstellt, in dem verschiedene Stufen einer drohenden Energienotlage definiert werden und für jede die entsprechenden Gegenmaßnahmen. Dies erscheint angezeigt, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Dieses Konzept soll den betreffenden Fachausschüssen unmittelbar nach der Sommerpause vorgestellt werden. Der Deutsche Städtetag hat am 29.06.2022 einen Aufruf und eine Maßnahmenliste erstellt, die in die Konzepterstellung für Leipzig mit einfließt. Sollte die Entwicklung noch kurzfristigere Reaktionen, als hier angedacht, erfordern, werden diese von der Stadtverwaltung veranlasst.

 

  1. Welche städtischen Liegenschaften werden auch im Sommer beheizt und warum?

 

In der Regel werden keine kommunalen Gebäude im Sommer beheizt, bis auf Museen mit schützenswerten Gütern, die entsprechend klimatisiert werden müssen.

 

  1. Wie werden Mitarbeitende für energie- und wassersparendes Verhalten sensibilisiert?

 

Bisher erfolgen u. a. folgende Maßnahmen zur Sensibilisierung:

  • Schulung der Hausmeisterinnen und Hausmeister
  • allgemeine Weiterbildungsangebote
  • Halbe-Halbe-Projekt
  • Veröffentlichung des jährlichen Energieberichtes
  • vereinzelt erfolgten Veranstaltungen zur Sensibilisierung beispielsweise im Technischen Rathaus (aufgrund begrenzter personeller Ressourcen und begrenztem Interesse wurde dies nicht flächendeckend fortgeführt)
  • Teilnahme der Stadt Leipzig am european energy award
  • kommunikative Maßnahmen wie Veröffentlichungen im Intranet zum Teil schon erfolgt

 

  1. Wie können Dauerbeleuchtung in den Gängen des Neuen Rathauses und die häufig zu starke Kühlung im Sitzungs- und Festsaal gerechtfertigt werden.

 

Eine Modernisierung der Beleuchtung im Neuen Rathaus ist in Arbeit. So wurden in den letzten Jahren mehrere Bereiche auf LED umgerüstet und die Steuerung der Beleuchtung modernisiert (Lichtsensoren, Zeitprogramme). Dies ist noch nicht komplett abgeschlossen. Die Hinweise werden berücksichtigt.

Hinsichtlich der Kühlung wurde der Sollwert bereits von 21,5 °C auf 22 °C erhöht.

 

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