Anfrage: Krankenstandentwicklung der Bediensteten der Stadtverwaltung und Maßnahmen
Anfrage vom 21. Februar zur Beantwortung in der Ratsversammlung am 8. März
Ende 2015 wurde dem Stadtrat ein Krankenstandsbericht der Bediensteten der Stadtverwaltung für das Jahr 2014 vorgelegt. Darin wurde zum wiederholten Male eine dramatisch und vor allem ungebremst kontinuierlich ansteigende Anzahl der Arbeitsunfähigkeit von 5 % im Jahr 2007 auf 6,8 % in 2013/2014 und ein deutlicher Anstieg bei den Langzeiterkrankungen bei den Mitarbeiter*innen der Stadtverwaltung eingeräumt.
Als Hauptursachen wurden Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems (vermutlich Beschwerden auf Grund mangelnder Bewegung und Übergewicht) und psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen (vermutlich im wesentlich Burn-out auf Grund von dauerhafter Arbeitsüberlastung und schlechtem Betriebsklima) erkannt. Auch dürfte in einer Vielzahl von Fällen falsche oder ungesunde Ernährung der Grund für krankheitsbedingtes Fehlen sein.
Auf Grund der vielen Fehlzeiten entsteht der Stadt Jahr für Jahr ein erheblicher wirtschaftlicher Schaden. Daher sah die Verwaltung für sich selbst am Ende des Berichtes einen „Auftrag, aktiv zu werden“.
Für 2015 wurde bisher kein Bericht vorgelegt.
Neben dem einmal jährlich stattfindenden „Gesundheitstag“ im neuen Rathaus mit vielfältigen Beratungsangeboten und Vorträgen sind keine weiteren Aktivitäten wahrnehmbar. Der „Gesundheitstag“ erfährt eine sehr große Resonanz und Aufmerksamkeit. Allerdings auch ein nicht zu deckendes, übergroßes Interesse an den Angeboten, mehr als es Kapazitäten für die einmalige Möglichkeit zur Informations- oder Beratungssteilnahme gibt. Auch sind wegen des zusätzlichen Anfahrtsweges und der größeren erforderlichen Freistellungszeit die Mitarbeiter*innen der Außenstellen möglicherweise benachteiligt.
Darüber hinaus sind bisher keine zusätzlichen aktiven Maßnahmen durch den Arbeitgeber Stadtverwaltung Leipzig erkennbar, die eine positive Beeinflussung der hohen Krankenstände und deren Ursachenbekämpfung bedeuten könnten. Es ließen sich Maßnahmen, wie kontinuierliche Ernährungsberatung und konkrete Angebote zur gesunden Ernährung, sportliche oder Bewegungsangebote -ggf. auch regelmäßig angeboten über das Intranet der Stadt („Gymnastikpause am PC“)- problemlos und kostengünstig etablieren. Andere Unternehmen nehmen diese Verantwortung längst viel stärker wahr und bieten erfolgreich für eine verbesserte, gesündere Arbeitsumgebung und Anreize zur selbstständigen Verhaltensänderung an.
Ein Verweis darauf, dass Sportstudios und Krankenkassen entsprechende Angebote vorhalten, ist innerhalb der Gesundheitsfürsorgepflicht der Stadtverwaltung für ihre ca. 10.000 Mitarbeiter*innen zu wenig.
Daher fragen wir an:
- Warum wurde für das Jahr 2015 kein Krankenstandsbericht vorgelegt?
- Hat sich die Entwicklung weiter negativ fortgesetzt?
- Welche Maßnahmen und Angebote plant die Stadtverwaltung in Abstimmung mit dem Personalrat zukünftig, um den hohen Krankenstand und dessen Ursachen entgegenzuarbeiten? Gibt es dafür Konzepte und strategische Überlegungen?
- Inwiefern plant die Stadtverwaltung über die Betriebliche Gesundheitsförderung eigene Präventionskurse (beispielsweise Rückenschulen, Kurse zur Raucherentwöhnung, gesunden Ernährung oder zur Stressbewältigung) für ihre Mitarbeiter*innen anzubieten?
Antwort der Verwaltung:
Bürgermeister Hörning: Ich kann Ihnen zum genannten Sachverhalt wie folgt Auskunft geben:
Zur Frage 1:
Eine Zusammenfassung der Arbeitsunfähigkeitsdaten von 2015 findet sich im Personalbericht 2015. Der Arbeitsunfähigkeitsbericht mit den Daten der Jahre 2015 und 2016 wird in einem gemeinsamen Bericht im Jahr 2017 veröffentlicht. Wir sind in dem Kontext dabei, die Berichterstattung im Personalamt zu vereinheitlichen.
Zur Frage 2:
Ja, das ist der Fall. Das bedauern wir sehr. Allerdings liegen wir hier im Durchschnitt der Großstädte in Deutschland. Der Krankenstand im Jahr 2015 ist im Vergleich zum Jahr 2014 von 6,7 Prozent auf 6,9 Prozent gestiegen. Der Negativtrend hat sich demnach weiter fortgesetzt. Nach dem Bericht des Deutschen Städtetages ist das nicht allein ein Problem der Stadt Leipzig. Der Durchschnitt der Großstädte liegt bei 6,96 Prozent. Wir liegen also leicht darunter, wobei das kein Grund ist, damit zufrieden zu sein.
Zur Frage 3:
Konzepte und strategische Überlegungen gibt es immer. Die Frage ist: Was wird konkret getan? Im Jahr 2016 erstellte das Personalamt, Abteilung Gesundheitsmanagement, einen Gesundheitsbericht. Als Beschluss aus diesem wurde festgelegt, dass dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement im Doppelhaushalt 2017/2018 eine Anschubfinanzierung von 50.000 Euro je Jahr zur Verfügung gestellt wird. Außerdem wurde zur Durchführung einer erneuten Mitarbeiterbefragung für das Jahr 2017 ein Mehrbedarf in Höhe von 20.000 Euro und für das Jahr 2018 in Höhe von 50.000 Euro bestätigt.
Wir arbeiten zeitgleich mit dem Gesamtpersonalrat an einer Rahmendienstvereinbarung zum Thema Betriebliches Gesundheitsmanagement und sind da auf der Zielgerade; sie befindet sich gerade in der Mitzeichnung. In dieser Rahmendienstvereinbarung werden die grundlegenden Vorgaben zur Implementierung und Umsetzung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements bei der Stadt Leipzig getroffen. Die Rahmendienstvereinbarung gilt für alle Beschäftigten der Stadtverwaltung und der Eigenbetriebe. Sie regelt den Aufbau von Strukturen und Verantwortlichkeiten sowie die Schaffung von materiellen und immateriellen Voraussetzungen zur Durchführung
von Betrieblichem Gesundheitsmanagement.
Ich möchte an dieser Stelle noch einmal betonen, dass es neben solchen Vereinbarungen, Maßnahmen und Programmen vor allem auch auf gute Führung, gute Zusammenarbeit und gute Kommunikation ankommt. Auch das generelle Arbeiten am Thema Zusammenarbeitskultur, respektvolles Miteinander usw. trägt zu einem Arbeitsumfeld bei, in dem Menschen gut arbeiten können und nicht krank werden.
Zur Frage 4:
Die Stadtverwaltung Leipzig bietet bereits jetzt eigene Maßnahmen aus dem Bereich der Betrieblichen Gesundheitsförderung an. Dazu gehört neben den Gesundheitstagen zum Beispiel der Firmenlauf, der wieder im Juni stattfinden wird und an dem wir wieder mit einer großen Mitarbeiterdelegation teilnehmen werden. Wir werden hierzu auch einen Lauftreff anbieten, voraussichtlich ab 5. April. Auch Stadträtinnen und Stadträte sind herzlich eingeladen, sich am Mittwochabend am Lauftreff der Stadtverwaltung zu beteiligen. Des Weiteren übernehmen wir hälftig die Kosten - bis zu 100 Euro pro Jahr pro Bediensteten - von zertifizierten und durchgeführten Präventionsmaßnahmen. Zudem bieten wir über das Fortbildungsprogramm entsprechende Angebote an. Zusammenfassend kann ich sagen: Die Voraussetzungen für eine Verbesserung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements bei der Stadt Leipzig sind geschaffen. Auch die neue Amtsleitung wird sich diesem Thema entsprechend der Führungs- und Zusammenarbeitskultur widmen. Wir sind optimistisch, dass wir das in den nächsten Jahren gut fortentwickeln und dann auch zu niedrigeren Krankenstandszahlen kommen werden.
- Vielen Dank.