Anfrage: "Motodrom" im Landschaftsschutzgebiet Leipziger Auwald

Anfrage zur Beantwortung in der Ratsversammlung am 10. November 2021

Am Cottaweg 11 befindet sich das Gelände des MC Post Leipzig e.V. Das Gelände liegt mitten im Landschaftsschutzgebiet Leipziger Auwald.

Vor diesem Hintergrund fragen wir:

1) Welche Strategie verfolgt die Stadt hinsichtlich des Geländes des MC Post und in welchen Stand befinden sich die Gespräche über den Pachtvertrag und die baulichen Anlagen auf dem Gelände?

2) Wie beurteilt die Stadt, die vom Motodrom ausgehenden Lärmemissionen ausgehend vom Lärmaktionsplan und dem Hintergrund, dass das Motodrom im Landschaftsschutzgebiet liegt und die Lärmemissionen insbesondere für die Tierwelt und Menschen eine erhebliche Belastung darstellen?

3) Wie beurteilt die Stadt die Lage des Motodroms im Hinblick auf das Ziel der Stärkung des Leipziger Auensystems?

Antwort der Verwaltung am 10. November 2021

Bürgermeister Rosenthal: Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren Stadträte! Zu Frage 1: Zwischen dem Amt für Sport und dem Verein „Motorsportclub Post Leipzig e.V.“ besteht seit 1993 ein unbefristeter Nutzungsvertrag. Der Standort selbst ist seit 1975 in Nutzung. Vertragszweck sind vereinsspezifische Nutzung, Training, Wettkampf- und Veranstaltungsbetrieb sowie Erhalt der Anlage. Das Sportamt hat ein hohes Interesse an einer weiteren und langfristigen Zusammenarbeit und damit dem Erhalt des Standortes. Es ist zwischen Sportamt und Verein vereinbart gewesen, dass ein entsprechendes Nutzungskonzept für das „Motodrom“ neu aufgesetzt wird. Die Gespräche sind derzeit allerdings aufgrund der Prüfung der Sportpachtverträge ausgesetzt.

Zur zweiten Frage: Die zuständige Naturschutzbehörde im Amt für Umweltschutz schätzt in Bezug auf die Lage des Motodroms im Landschaftsschutzgebiet Leipziger Auwald ein, dass es bisher keine gravierenden Konflikte mit der dort stattfindenden motorsportlichen Nutzung gab. Es gab in der Vergangenheit lediglich Anfragen zur Verkehrssicherheit des vorhandenen Baumbestandes. Wie gesagt: Der Standort ist seit 1975 in Nutzung; insofern fällt er im LSG-Ansatz unter Bestandsschutz. Nicht vom Schutzzweck des Landschaftsschutzgebietes umfasst wäre eine Nutzungsintensivierung oder gar die Errichtung neuer baulicher Anlagen.
Insofern habe ich Frage drei bereits beantwortet: Die Sportfachverwaltung will am Standort festhalten, und die Umweltverwaltung sieht derzeit keine gravierenden Konflikte.

Stadtrat Kasek (Bündnis 90/Die Grünen): Sie werden mir gestatten, dass ich ein wenig verwundert bin, dass da keine gravierenden Konflikte sein sollen, wenn wir die ganze Zeit darüber reden, dass wir den Leipziger Auwald stärken wollen, an einem Auenentwicklungskonzept arbeiten, und vor dem Hintergrund an einer Stelle eine Nutzung stattfindet, die in einem Landschaftsschutzgebiet liegt. Von daher ist die Frage: Halten Sie eine Nutzung von Motorsport mitten im Landschaftsschutzgebiet, was an ein Vo-gelschutzgebiet angrenzt, nach heutigen Maßstäben für sinnvoll?

Zweite Frage: Gibt es Überlegungen innerhalb der Stadt, auch im Hinblick auf das Auenentwicklungskonzept, gegebenenfalls mit dem Verein über einen Ersatzstandort zu sprechen, um die Ziele des INSEK 2030, das eine deutliche Stärkung des Grünzugs an der Stelle vorsieht, dort auch umsetzen zu können? - Ich beziehe mich nur auf das, was die Stadt eigentlich als Arbeitsgrundlage tatsächlich hat.

Bürgermeister Rosenthal: Das ist schon verstanden. Wäre heute 1975, würde man das sicherlich so nicht mehr machen. Darüber hinaus muss man sagen: Wir haben im Landschaftsschutzgebiet und in sonstigen Schutzgebietskulissen unheimlich viele Sportvereinsflächen. Insofern müsste man korrekterweise an alle Sportvereine diese Frage stellen.
Sie haben natürlich recht, dass das „Motodrom“ an einer besonders sensiblen Stelle steht. Wir haben in der Vergangenheit auch Hans-Driesch-Straße und Schützenhof diskutiert. Das müsste man dann im gleichen Atemzug besprechen. Ich will aber nicht ausschließen, dass wir bei der Auenentwicklung genau diese Standorte noch einmal betrachten.
Stand heute wollen wir den Standort sportfachlich nicht aufgeben. Man muss schauen, wie man das gegebenenfalls mit der Auenentwicklung übereinandergelegt bekommt. Das kann ich Ihnen aber heute nicht abschließend beantworten.

Stadtrat Kasek (Bündnis 90/Die Grünen): Wie ist denn der Zustand der baulichen Anlagen vor Ort?

Bürgermeister Rosenthal: Durchschnittlich.

Stadtrat Kasek (Bündnis 90/Die Grünen): Ich will nur darauf hinweisen, da Sie darauf abgehoben hatten: Zum Schützenhof gab es ja einen Antrag der SPD-Fraktion, der momentan ruht. Zudem gibt es einen Änderungsantrag dazu, der sich genau mit dem Thema beschäftigt.
Um das noch einmal deutlich zu sagen: Eine sportliche Nutzung direkt in solchen Gebieten kann für die nächsten Jahrzehnte nicht die Zielstellung der Stadt sein. Ich bin überzeugt, dass wir da andere Lösungen finden müssen. - Danke.

 

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