Anfrage: Potenziale der migrantischen Wirtschaft stärker nutzen

Anfrage vom 3. Mai 2017

Die Anzahl der migrantischen Unternehmen wächst auch in Leipzig immer mehr. Menschen mit Migrationshintergrund wagen besonders häufig den Schritt in die Selbstständigkeit und tragen somit verstärkt zum Wirtschaftswachstum und zur Schaffung neuer Arbeitsplätze bei. Auch für die kommunale Wirtschaft spielt dieser Bereich eine immer stärkere Rolle. Vor diesem Hintergrund bittet die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen um Beantwortung folgender Fragen:

  1. Liegen der Verwaltung Zahlen über die Entwicklung der Unternehmen von Migranten und Migrantinnen in Leipzig vor (Zahl der Selbstständigen / Neuanmeldungen / Branchen / Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse)?
  2. Welche Angebote gibt es seitens der Stadt, z. B. seitens der kommunalen Wirtschaftsförderung, für Gründerinnen und Gründer mit Migrationshintergrund?
  3. Wo sieht der Oberbürgermeister Unterstützungsbedarfe bei Menschen mit Migrationshintergrund, die den Weg in die Selbstständigkeit gehen und gegangen sind?


Antwort der Verwaltung:

Zu 1.:

Von den derzeit (Stand Dez. 2016) 58.425 Gewerbebetreibenden in der Stadt Leipzig sind 5.437 ausländische Gewerbetreibende, dies entspricht 9,3 % aller Gewerbetreibenden (was nicht alle Migranten erfasst). Eine Statistik über gewerbetreibende Migranten liegt nicht vor.

In der Stadtverwaltung wird keine Statistik geführt, woraus sich der Migrationshintergrund der angemeldeten Gewerbetreibenden ergibt. Somit liegen keine Zahlen zu den nachgefragten Kennziffern hinsichtlich Anzahl Selbständige, Neuanmeldungen und sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse von Migranten und Migrantinnen vor.

 

Zu 2.:

Das Portfolio des Amtes für Wirtschaftsförderung / Unternehmensgründerbüro Leipzig (ugb) richtet sich an alle Existenzgründer/innen, einschließlich Migrantinnen und Migranten. Sie werden auf dem Weg in die Selbstständigkeit beraten und nutzen die Veranstaltungen der Wirtschaftsförderung und des ugb´s. 

Mit dem Wissen, dass Migrantinnen und Migranten teilweise eine intensivere und kundengruppenspezifische Betreuung benötigen, nahmen die Mitarbeiterinnen des ugb an Schulungen zu den Themen „Sprachsensibel beraten (Verstehen und verstanden werden – mündliche und schriftliche Kommunikation mit Nichtmuttersprachlern / einfache Erklärung von komplexen Sachverhalten)“ und „ Interkulturelle Öffnung und Kommunikation in der Verwaltung“ teil.

Darüber hinaus gibt es in den Arbeitsläden „Plus“ im Leipziger Osten und Leipzig Grünau spezifische Beratungsangebote für migrantische Unternehmen und Selbständige, denen die Förderung für Kleinunternehmen aus der ESF-Förderung ebenso offen steht.

 

Zu 3.: 

Allgemein gibt es hierzu folgende Unterstützungsbedarfe 

  • intensive Deutschkurse und Integrationsarbeit  
  • migrantischen Gründerinnen und Gründern sind die vorhandenen Unterstützungsstrukturen oftmals nicht bekannt, daher ist es notwendig, deren Bekanntheitsgrad zu erhöhen und Schlüsselpersonen zu gewinnen. 

Dabei ist erforderlich:

  • bedarfsgerechte Sprachmittlung in relevanten Beratungsangeboten,
  • migrantische Gründungsinteressierte über Chancen und Risiken der Selbstständigkeit sowie über die Anforderungen auf dem Weg zur Selbstständigkeit informieren,
  • vorhandene fachliche und unternehmerische, insbesondere steuerrechtliche sowie weitere rechtliche, Qualifizierungen unterstützen 

All dies setzt voraus, dass ausreichend Personal mit entsprechender fachlicher und interkultureller Kompetenz sowie ausreichende finanzielle Mittel in der Gründungsberatung vorhanden sind.

Das Amt für Wirtschaftsförderung, im Besonderen das ugb, startet dieses Jahr mit dem Projekt „Gründungsunterstützung – ein Lernprozess zur unternehmerischen Selbstständigkeit“. Nach Freigabe des Haushaltes plant das Amt für Wirtschaftsförderung  bzw. das ugb das Angebot auf niedrigschwelligem Niveau für die genannte Zielgruppe in der Stadt Leipzig hinsichtlich Selbstständigkeit bereitzustellen. Es soll damit ein Beitrag geleistet werden, den Fokus der Migrantinnen und Migranten auch auf eine unternehmerische Lebensführung zu richten.  Dies geschieht auch vor dem Hintergrund, dass dem Interesse an der Selbstständigkeit Unsicherheiten in Form von fehlender Sprachkompetenz und Informationsdefizite gegenüberstehen.

Der grundsätzliche Aufbau des Projektes und die Konzeption der inhaltlichen Formate sollen folgenden Ablauf haben

  • Individuelles Erstgespräch inklusive der  Kompetenzfeststellung der Interessenten
  • Kenntnisvermittlung in themenbezogenen Workshops
  • Individuelle Beratungs- und Gesprächstermine
  • Erfolgskontrolle

 

Für das Projekt sind im Haushalt des Amtes für Wirtschaftsförderung / ugb finanzielle Mittel in Höhe von 17.650,00 Euro eingestellt.

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