Anfrage: Ursachen für und Maßnahmen gegen die Blaualgenentwicklung im Naturbad Nordost

Anfrage zur Beantwortung in der Ratsversammlung am 21. August 2017

Das beliebte Naturbad Nordost, der sogenannte „Bagger“ in Leipzig-Thekla droht sich wegen des Befalls mit Blaualgen zu einem dauerhaften Umweltproblem zu entwickeln. Auch der Auensee ist seit Jahren ein Problemfall. Während die Ursachen beim Auensee auf die Altlasten im Bereich des Grundwasserzustroms zurückzuführen ist, gibt es zu den Ursachen der starken Cyanobakterianbelastung bislang keine offizielle Aussage. Diskutiert wird die Vermutung, die exzessive landwirtschaftliche Nutzung in der unmittelbaren Umgebung und dabei insbesondere der Austrag von Pestiziden und Herbiziden, die nachweislich die Vermehrung von Blaualgen begünstigen, Ursache des problematischen Befalls sein könnten. Die Stadt hat in der großräumlichen Umgebung des Baggers landwirtschaftliche Nutzflächen verpachtet, auf denen nachweislich Pestizide und Herbizide zur Feldbestellung ausgebracht wurden.

Wir fragen daher nach:

  1. Welche Erkenntnisse und/oder Vermutungen liegen der Stadtverwaltung zum Zusammenhang mit der Blaualgenbelastung im Naturbad Nordost und der umliegenden Landwirtschaft vor?
  2. Welche anderen Ursachen kommen für die Blaualgenbelastung im Naturbad Nordost in Frage und welche Maßnahmen ergreift die Verwaltung gegen die Blaualgenbelastung und ihre Ursachen?
  3. Welche Kenntnisse sind der Verwaltung hinsichtlich des Einsatzes, der Einsatzzeiten und der Einsatzenge von insbesondere von Pestiziden auf den von der Stadt Leipzig verpachteten landwirtschaftlichen Nutzflächen bekannt und inwieweit versucht die Verwaltung die Pächter, in Umsetzung des Ratsbeschlusses, zum Verzicht auf den Einsatz von Pestiziden zu drängen?
  4. Welche Entwicklung hinsichtlich der Blaualgenproblematik konnte bislang durch den Einsatz der getroffenen Maßnahmen am Auensee erreicht werden und welche Maßnahmen werden mit welchem Ziel aktuell und auch zukünftig weiter verfolgt?

Antwort der Verwaltung:

zu 1.
Der Eintrag von Nährstoffen über die in Nähe sich befindenden landwirtschaftlichen Flächen ist unwahrscheinlich, weil es sich um extensiv bewirtschaftete Grünflächen zur Futterversorgung handelt.

zu 2.
Nährstoffe wie Phosphor und Stickstoff können zum Beispiel auch durch Grundwassereintritte, über  Niederschlag, Pollen, Laub, Wassergeflügel und durch oberflächenwirksamen Abfluss in das Naturbad gelangen. Aber auch Badegäste tragen nicht unwesentlich zur Nährstoffaufsättigung bei. Pro Badegast und Tag werden bis zu 94 mg Phosphor und 3.115 mg Stickstoff in das Wasser abgegeben. Hinsichtlich des Vorkommens der Blaualgen im Naturbad Bagger werden seitens der Verwaltung vorerst keine Maßnahmen ergriffen, weil das Auftreten der Blaualgen im Bagger bislang sehr selten auftrat. Das Gesundheitsamt überwacht jedoch die Wasserqualität (wenngleich es kein Badegewässer ist) im Zuge regelmäßiger Kontrollen. Sollten sich wieder Blaualgen entwickeln, werden entsprechende Informationen über die Medien herausgegeben.

zu 3.
Der Verwaltung ist hinsichtlich des Einsatzes von Pestiziden auf den umliegenden landwirtschaftlichen Flächen nichts bekannt. Die Flächen werden als extensive Grünflächen zur Futterversorgung von Pferden genutzt. Die Anwendung von Pestiziden wäre daher nicht plausibel.

zu 4.
Durch den Zustrom von sauerstofflosem und nährstoffbelastetem Grundwasser traten in den vergangenen Jahrzehnten vermehrt Schadstoffe in den Auensee, so dass die Gewässergüte nachhaltig negativ beeinflusst wurde. Vor allem die hohen Konzentrationen an Nährstoffverbindungen, die das Algenwachstum (auch das Wachstum von Blaualgen) im See  anregten (Phosphor und Stickstoff), und der Eintrag von Falllaub ließen am Grunde des einst ca. 10 m tiefen Sees hohe Schlammmächtigkeiten (Faulschlamm) entstehen. Sauerstoffarmut und toxische Verbindungen bildeten sich und es kam wiederholt zu Fischsterben. Durch die seit dem Jahr 2012 im Auensee betriebene kontinuierliche Belüftung des Tiefenwassers mit technischen Tiefenwasserbelüftern konnte in den vergangenen Jahren erreicht werden, dass Fischsterben nicht mehr festzustellen waren. Im Weiteren werden die Sedimente am Grund des Sees durch den atmosphärischen Sauerstoffeintrag langsam abgebaut und die Bildung toxischer Gase (wie z. B. Schwefelwasserstoff) aber auch das Rücklösen von Phosphat aus dem anaeroben Sediment maßgeblich reduziert. Dadurch nahmen auch die einst üppigen Populationen von Blaualgen im Auensee spürbar ab.

Die Seentherapie im Auensee zielt darauf ab, das Tiefenwasser (das durch Zersetzungsprozesse anaerob war) zukünftig wieder mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen und die Nährstoffe im Sediment festzulegen. Dadurch kann der Gehalt von Phosphor reduziert und die Bildung von Massenentwicklungen toxischer Blaualgen maßgeblich gesenkt werden.

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