Anfrage: Waldfläche

Anfrage zur Beantwortung in der Ratsversammlung am 24. Februar 2021

Vorbemerkung: Leipzig hat sich das Ziel gesetzt den Anteil der Waldfläche am Stadtgebiete mittelfristig auf 10 % zu erhöhen. Aktuell ist nicht ersichtlich, wie dies bis 2030 gelingen soll.

Wir fragen daher:

  1. Welche Zielstellung verfolgt die Stadtverwaltung um den Waldanteil am Stadtgebiet zu erhöhen?
  2. Wie schätzt die Stadt vor diesem Hintergrund die Überlegung ein, landwirtschaftliche Flächen in der nordwestlichen Aue, wieder zu renaturieren und dadurch wieder ins Ökosystem Wald einzufügen.
  3. Was plant die Stadt um den Biotopverbund zwischen nördlichen und südlichen Auenwald, insbesondere zwischen Hans- Driesch Str. und Jahnallee zu stärken.
  4. Welches Konzept verfolgt die Stadt um den Anteil von Grün- und Waldflächen und damit vor allen Dingen Bäumen im Stadtgebiet deutlich zu erhöhen?
  5. Wo sieht die Stadt weitere Ausgleichsfläche um Eingriffe in den Naturhaushalt auszugleichen?

 

Antwort vom 24. Februar 2021

 

1. Welche Zielstellung verfolgt die Stadtverwaltung um den Waldanteil am Stadtgebiet zu erhöhen?

 

Die Stadtverwaltung sucht und prüft ständig nach Flächen, die im Rahmen der gültigen Vorgaben (Sächsisches Waldgesetz, Sächsisches Naturschutzgesetz, FFH- und SPA-Managementpläne, Stadtratsbeschlüsse usw.) zur Anlage von neuen Waldflächen geeignet sind und sich im Eigentum der Stadt Leipzig befinden. Weiterhin bestehen Bestrebungen, solche Flächen anzukaufen. Außerdem wird versucht, auch private Grundstückseigentümer zur Anlage von Wald zu überzeugen.  

 

2. Wie schätzt die Stadt vor diesem Hintergrund die Überlegung ein, landwirtschaftliche Flächen in der nordwestlichen Aue, wieder zu renaturieren und dadurch wieder ins Ökosystem Wald einzufügen?

 

Im Zusammenhang mit der Erstellung eines Auenentwicklungskonzeptes für das Gebiet der Elster-Pleiße-Luppe-Aue wird der zukünftige Umgang mit landwirtschaftlich genutzten Flächen im Überschwemmungsgebiet beachtet.

 

Derzeit als Ackerfläche genutzte Bereiche im FFH-Gebiet sollten nach derzeitigem Kenntnisstand prioritär in extensiv genutztes Grünland (Wiesen) überführt werden. Stromtal-Auenwiesen, Frisch-, Feucht- und Nasswiesen gehören zu einem auentypischen Mosaik von Wald und Offenland und müssen als wertvolle Auenbiotope erhalten und vor allem entwickelt werden.

 

Im Unterschied zu anderen mitteldeutschen Auen ist das Leipziger Auensystem, ausgesprochen waldreich und der Offenlandanteil ist verhältnismäßig gering (vgl. MaP "Leipizger Auensystem" 2012).

 

Die biologische Vielfalt von Auen wird zum einen durch die Geländemorphologie und zum anderen durch kleinräumig wechselnde Standortfaktoren, bedingt durch auentypisch wechselnde Wasserstände hervorgerufen.

 

In diesem Sinne stellt das anzustrebende Wald-Offenland-Mosaik von Auen die Lebensgrundlage für viele Arten nach FHH-Richtlinie dar und nicht sämtliche landwirtschaftlichen Flächen sollten zum Wald entwickelt werden. Vielmehr ist eine Umstellung der landwirtschaftlichen Nutzung auf auentypische, möglichst extensive Grünlandnutzung zu verfolgen.

 

3. Was plant die Stadt um den Biotopverbund zwischen nördlichen und südlichen Auenwald, insbesondere zwischen Hans- Driesch Str. und Jahnallee zu stärken?

 

Die genannte Engstelle im Biotopverbund zwischen dem nördlichen und südlichen Auwald ist in den übergeordneten Planwerken der Stadt Leipzig, so z. B. im Landschaftsplan und auch im Integrierten Stadtentwicklungskonzept 2030 (INSEK) benannt und im letztgenannten auch mit der Zielsetzung "Erhalt und Förderung des Zusammenhangs zwischen nördlichem und südlichem Auwald (Grünverbund Cottaweg)" verbunden.

 

Eine weitere Konkretisierung hat dazu bisher nicht stattgefunden bzw. ist als Potenzialraum die Fläche zwischen dem Elsterbecken und dem Cottaweg entsprechend naturschutzrechtlich geschützt.

 

Aktuell bereitet die Stadt Leipzig eine Stadtbiotopkartierung als Grundlage für eine zukünftig anvisierte Biotopverbundplanung vor. In diesem Kontext wird auch dieser Raum beleuchtet werden und es werden sich konkrete Handlungsansätze ergeben.

 

4. Welches Konzept verfolgt die Stadt um den Anteil von Grün- und Waldflächen und damit vor allen Dingen Bäumen im Stadtgebiet deutlich zu erhöhen?

 

Bezüglich der Waldflächen wird auf die unter 1. beschriebene Zielstellung verwiesen.

 

Aufgrund der sehr angespannten Lage bezüglich der Vitalität des Baumbestandes insgesamt im Stadtgebiet, bedingt durch die drei letzten extrem trockenen Jahre, besteht kurz- und mittelfristig das Ziel, neben der Neuanlage, den Bestand an Bäumen in den vorhandenen Parkanlagen wieder zu ergänzen. In diesem Sinne werden auch im Rahmen der Umsetzung des Straßenbaumkonzeptes zusätzlich bisher baumfreie Flächen nicht nur im öffentlichen Grün, sondern auch im gesamten Verkehrsgrün auf ihre Eignung für Erstpflanzungen geprüft und in die Bepflanzungsplanung aufgenommen.

 

Mit dem Straßenbaumkonzept liegt für die Begrünung des Straßenraumes eine strategische Ausrichtung vor, für die Grün- und Freiflächen wird dies der in Arbeit befindliche „Masterplan Grün Leipzig 2030“ beinhalten.

 

5. Wo sieht die Stadt weitere Ausgleichsfläche um Eingriffe in den Naturhaushalt auszugleichen?

 

Im Rahmen des Kompensationsflächenmanagements werden laufend Flächen hinsichtlich ihrer Eignung für eine Kompensationsmaßnahme geprüft. Diese verteilen sich auf das gesamte Stadtgebiet.

 

Nicht in Anspruch genommen werden sollen Landwirtschaftsflächen. Hierzu gibt es einen entsprechenden Stadtratsbeschluss: A-00385/14-NF-002 - Ausgleichsflächen (V/A 550). Deshalb werden hauptsächlich Brachflächen, bestehende Grünflächen oder Gewässer hinsichtlich einer möglichen naturschutzfachlichen Aufwertung untersucht.  

Auf Grund der Vielzahl von Eingriffen in den letzten Jahren stehen aktuell kaum noch Kompensationsflächen zur Verfügung. Ziel der Stadt ist aber weiterhin eine Vollkompensation. Das heißt, die Möglichkeit der Abwägung im B-Plan-Verfahren kommt nicht zur Anwendung.

 

Stehen im Stadtgebiet nicht genügend Flächen zur Verfügung stehen, werden Flächen im Gebiet des Grünen Ringes Leipzig zugeordnet.

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