Anfrage: Wann kommt der Leipziger Klima Hub?
Anfrage zur Beantwortung in der Ratsversammlung am 22. Mai 2024
Schon im Jahr 2021 hat der Leipziger Stadtrat den Oberbürgermeister beauftragt, einen Klima Hub in Leipzig zu gründen und eine Finanzierung dafür bereitgestellt (A 0025/ 21/22).
Der Klima Hub ist ebenfalls Bestandteil des Energie- und Klimaschutzprogrammes 2030 sowie des dazugehörigen Umsetzungsprogrammes 2023/24. Darin sind für 2023 1.000.000 EUR und für 2024 2.000.000 EUR veranschlagt.
Der Klima Hub soll bestehende Start-Up- und Gründungsinitiativen vernetzen, um eine Gründungsförderung, Ansiedlung und Wachstum von Start-Ups im Bereich Klima/Umwelt zu befördern. Begleitend sollen Fördermöglichkeiten bereitgestellt werden.
Nachdem im Jahr 2021 bereits ein Kick-Off-Treffen mit der Branche sowie eine Hackathon-Challenge dazu stattgefunden haben, sollte ein Konzept im Amt für Wirtschaftsförderung mit inhaltlichen Schwerpunkten, der Finanzierung und Förderlogik, der Einbeziehung von Partnern und Inhalten zu Räumlichkeiten und Vermarktung erstellt werden.
Wir fragen daher an:
- Wie ist der aktuelle Stand des Konzeptentwurfs zum Klima Hub? Wann wird das Konzept dem Stadtrat vorgelegt?
- Welche Aktivitäten hat die Stadtverwaltung seit 2021 zum Klima Hub unternommen?
- Wie wurden die seit 2021 bereitgestellten Haushaltsmittel verwendet, hat ggf. eine Übertragung der Mittel stattgefunden?
- Welche Standorte/Räumlichkeiten werden für den Klima Hub in Betracht gezogen?
- Welche Fördermöglichkeiten für Start-Ups- und Unternehmensgründungen im Bereich Klima/Umwelt sieht die Stadt Leipzig als zielführend an?
- Wie schätzt die Stadt Leipzig die Rolle von nachhaltiger Unternehmensansiedlung für Leipzig als attraktiven und zukunftsorientierten Wirtschaftsstandort ein?
Antwort der Verwaltung in der Ratsversammlung am 22. Mai 2024
- Wie ist der aktuelle Stand des Konzeptentwurfs zum Klima Hub? Wann wird das Konzept dem Stadtrat vorgelegt?
Das Konzept zum Klima Hub wird in mehreren Teilkonzepten entwickelt. Ein Teilkonzept „Bauvorplanung Klima-Innovations-Hub“ mit einem Entscheidungsvorschlag zur Finanzierung und Kooperation mit den Stadtwerken Leipzig soll der Ratsversammlung im 2. Halbjahr 2024 vorliegen.
- Welche Aktivitäten hat die Stadtverwaltung seit 2021 zum Klima Hub unternommen?
In einem Projekt mit dem Arbeitstitel „EnergyCity Campus“ entstand im April 2021 die Konzeptidee für ein Gründer- und Gewerbezentrum mit Forschungsbereich für die Kernfelder CO2-Minderung, Bioökonomie, Digitalisierung und KRITIS und Klimafolgenanpassung.
Innerhalb dieser Kernfelder wurde eine Vielzahl von einzelnen Handlungsfeldern untersucht und bewertet. Insgesamt ergab die Studie gute bis sehr gute Rahmenbedingungen in den Bereichen Forschung und Förderung, aber nicht immer ausreichende wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Zwar war ein Antrag auf eine Förderung des EnergyCity Campus nach dem Strukturstärkungsgesetzt STEP Revier erfolgreich. Das Vorhaben wurde dann aber durch die Fördermittelgeber zugunsten anderer Fördervorhaben (u. a. Naturkundemuseum) zurückgestellt. Weil auch bestehende Unternehmen nicht ausreichend Interesse an einer Ansiedlung oder Kooperation im EnergyCity Campus zeigten und weil kein Forschungspartner auf dem EnergyCity Campus Ansiedlungsinteresse zeigte, wurde das Vorhaben in der geplanten Form nicht fortgeführt. Die Adresse Hohentichelnstraße / Theklafelder entwickelt die Wirtschaftsförderung unabhängig vom Projekt weiter, um sie dann zu vermarkten.
2021/22 entstanden dann in verschiedenen Netzwerkveranstaltungen mit Start-up-Akteuren und in einem Workshop Climathon weitere Konzeptideen, Best Practices und Empfehlungen einen Klima-Innovations-Hub und für mögliche Standorte (dazu siehe auch Stand der Umsetzung vom 24.08.2022 zum Haushaltsantrag A0025/21/22).
Aus der Beratung des damaligen Standes im Fachausschuss Wirtschaft, Arbeit, Digitales im September 2022 entstanden Eckpunkte für die weitere Projektentwicklung: Für die Einrichtung eines Klima-Innovations-Hubs sollte auf bestehende bauliche und institutionelle Strukturen zurückgegriffen werden. Die Idee war, konsistent mit dem Nachhaltigkeitsgedanken bestehende Gebäudesubstanz zu erhalten und zu sanieren.
Die in 2021/22 entwickelten Konzeptideen evaluierte die Stadtverwaltung im Juni 2023 in einem Workshop mit der Unternehmensberatung Gecko Two GmbH. Aus der Stakeholder-Analyse ergab sich:
- Kooperationen bestehender Einrichtungen aus dem Gründerbereich haben in einem Klima-Hub geringe Aussicht auf Erfolg. Die hohe eigene Profilierung der Gründerinitiativen und der Wettbewerb unter diesen verhindern eine Kooperation und gemeinsame Profilierung in einem Klima-Hub.
- Für Kooperation angeregt durch einen starken Lead-Partner fehlen die Voraussetzungen, weil in Leipzig kein großes, nachfragestarkes Unternehmen im Klimasektor ansässig ist.
- Aus dem starken Forschungssektor in Leipzig erwächst keine ausreichende Zahl von Gründungen im Profilbereich eines Klima-Hub.
- Aus der Menge der kleinen und kleinsten Unternehmen in Leipzig und auch von Seiten größerer und großer Unternehmen (z. B. der ansässigen Energieversorger) ergibt sich keine eindeutig profilierte und zahlungskräftige Nachfrage nach Leistungen eines Klima-Hub.
Insgesamt ergab die Evaluation, dass auf vorhandenen Strukturen, vorhandenen Bedarfen oder Nachfragen ein Klima-Hub kaum aufgebaut werden kann. Vielmehr ist ein solcher Hub nicht nur auf lokale/regionale Nachfrage begründet, sondern angebotsorientiert zu entwickeln.
In der parallelen Konzeptionierung von baulichen Strukturen für einen Klima-Hub entstand seit Mitte 2022 eine Fokussierung auf den Kraftwerkstandort Süd der Stadtwerke Leipzig. Am Kraftwerkstandort wurde das Klima-Hub unter dem Arbeitstitel „Klimawerk“ entwickelt. Für den Standort und die dort zu sanierenden Gebäude entstand im Dezember 2022 eine von den Stadtwerken beauftragte Machbarkeitsstudie des Architekturbüros atelier st. Aus einer Bestandsanalyse entwickelte das Büro eine Einschätzung notwendiger Baumaßnahmen, Nutzungspotenziale, einen visualisierten Vergleich mit ähnlichen Vorhaben, eine kleinräumige Ausgestaltung und erste Planunterlagen mit vorläufigen Flächen- und Kostenschätzungen für Büros, Werkstätten, Energie- und Medienversorgung und verschiedene Nutzungsszenarien.
Ein im August 2023 durch die Stadt beauftragtes, und durch von r3leaf erarbeitetes Konzept „Klimawerk“, war darauf ausgerichtet, für den Kraftwerksstandort ein nachhaltiges Bau- und Betriebskonzept sowie ein Kooperationsmodell zu entwickeln. Die wesentlichen Ergebnisse waren:
- Ein Klimawerk am Standort ist baulich machbar
- Der Standort ist unter bestimmten Voraussetzungen geeignet
- Ein Kooperationsmodell in der Region aufzubauen ist Voraussetzung, unterliegt aber großen Herausforderungen
- Ein nur auf Gründung ausgerichteter Hub ist allein nicht tragfähig
Aktuell erarbeitet die Stadtverwaltung die zu Frage 1 genannte Vorlage über die Bauvorbereitungsplanung einer nachhaltigen Sanierung von zwei Gebäuden auf dem Gelände des Heizkraftwerks Süd.
Aktuell und parallel dazu bereitet die Stadtverwaltung die weitere inhaltliche Gestaltung des Klima-Innovations-Hubs vor. Dabei werden nun Kooperationsmöglichkeiten mit großen, international tätigen, nicht notwendig in Leipzig ansässigen Unternehmen eruiert.
- Wie wurden die seit 2021 bereitgestellten Haushaltsmittel verwendet, hat ggf. eine Übertragung der Mittel stattgefunden?
Die Mittel aus dem Investitionshaushalt 2021/22 i. H. v. 2,8 Mio. EUR wurden nicht verwendet, sondern in den Haushalt 2023/2024 übertragen und sind mit den Mitteln aus dem Haushalt 23/24 im PSP Element 7.0002275.700 veranschlagt. Investitionsmittel für Bauvorhaben benötigen Planungsvorlauf und im Bedarfsfall eine Übertragung in Folgehaushalte.
Aus dem Ergebnishaushalt wurden seit 2021 unter dem PSP Element 1.08000000.040 Mittel i. H. v. 42.000 EUR verausgabt und für die unter 2 genannten Studien, Konzepte, Workshops und Beratungsleistungen verwendet.
- Welche Standorte/Räumlichkeiten werden für den Klima Hub in Betracht gezogen?
Als Standorte werden derzeit die Häuser 8 und 9 auf dem Kraftwerksgelände Süd der Stadtwerke Leipzig favorisiert.
- Welche Fördermöglichkeiten für Start-Ups- und Unternehmensgründungen im Bereich Klima/Umwelt sieht die Stadt Leipzig als zielführend an?
Die allgemeine finanzielle und institutionelle Förderlandschaft für Gründungen in Leipzig und Sachsen ist von hoher Qualität und gut ausgestattet. Sie steht auch für Gründungen im Bereich Klima/ Umwelt zur Verfügung und für unternehmerische Vorhaben in diesem Bereich wird weitere staatliche Förderung entwickelt.
In den Vorstudien wurde jedoch herausgearbeitet, dass ein Gründungszentrum allein als Klima-Hub (noch) nicht tragfähig ist. Dies liegt nicht an fehlender Förderung, sondern daran, dass Leipzig zwar ein beliebter und profilierter Gründerstandort ist - jedoch nicht spezifisch für den Bereich Klima/Umwelt.
Mangels deutlicher Technologieorientierung der Leipziger Hochschulen und Forschungseinrichtungen sind technologieaffine Gründungen im Bereich Klima/Umwelt unterrepräsentiert. Soweit in diesem Bereich gegründet wird, ist das Angebot bestehender Gründungseinrichtungen in Leipzig qualifiziert und deckt die Nachfrage.
Als Arbeitshypothese für einen Klima-Hub prüft die Stadt aktuell nicht nur Gründungen, sondern auch bestehende Unternehmen einzubeziehen.
- Wie schätzt die Stadt Leipzig die Rolle von nachhaltiger Unternehmensansiedlung für Leipzig als attraktiven und zukunftsorientierten Wirtschaftsstandort ein?
Unternehmensansiedlungen sind für die Attraktivität und Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Leipzig weiterhin von großer Bedeutung. Nachhaltigkeit interpretiert die Stadtverwaltung in den klassischen Dimensionen Wirtschaftlichkeit, Soziales und Umwelt. Die meisten erfolgreichen, unternehmerischen Aktivitäten zeichnen sich heute dadurch aus, dass sie versuchen in ihrer Verantwortung die Dimensionen zu verbinden.
Die besonderen Chancen, die Leipziger Forschungslandschaft und Gesellschaft im Bereich Klima- und Umweltschutz bieten, auch unternehmerisch zu nutzen, war und ist die Kernidee des Klimahubs.
Die Wirtschaftsförderung, Hand in Hand mit der städtischen Tochter Invest Region Leipzig versuchen neben heimischen Aktivitäten ebensolche Geschäftsmodelle für Leipzig zu begeistern und anzusiedeln. Denn: Solche Ansiedlungen würden die Entwicklung eines Klima-Hub unterstützen.
Allerdings sind viele Unternehmen mit Geschäftstätigkeit noch nicht in Entwicklungsphasen, die eine Ansiedlung in Leipzig ermöglichen.
Wir bleiben dran!