Anfrage: Zertifizierung der Leipziger Waldbewirtschaftung

Anfrage vom 15. August 2019

Bereits vor dem Entwurf des Forstwirtschaftsplan wurde in der Öffentlichkeit gemutmaßt, dass der Stadtwald Leipzig sein FSC-Siegel verloren hat und als reiner Wirtschaftswald genutzt wird.

Wir fragen an:

  1. Seit wann ist der Stadtwald FSC zertifiziert und durch wen wird er zertifiziert?
  2. Wie hoch ist der wirtschaftliche Ertrag der durch Holzeinschlag und Verkauf im Lepziger Stadtwald verwendet wird und wozu wird das Geld eingesetzt?
  3. Wie steht die Stadtverwaltung dazu den Holzeinschlag im Stadtwald deutlich zu verringern? Was spricht aus Sicht der Stadtverwaltung dagegen?

Antwort der Verwaltung in der Ratsversammlung am 4. September 2019

Bürgermeister Rosenthal: Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren! Zur ersten Frage. Der Stadtwald von Leipzig ist seit dem 13. Februar 2006 FSC-zertifiziert. Die Zertifizierung muss regelmäßig wiederholt werden. Die letzte, jetzt gültige Zertifizierung erfolgte am 30. Januar 2019 und gilt bis zum 29. Januar 2024.

Zur zweiten Frage. Im Ergebnishaushalt sind Einnahmen aus Land- und Forstwirtschaft in Höhe von 131.500 Euro aus dem Verkauf land- und forstwirtschaftlicher Produkte vorgesehen. Darin enthalten sind circa 95.000 Euro aus dem Verkauf von Holz. Die restlichen Einnahmen resultieren aus dem Verkauf von Saatgut, Wildtieren aus dem Wildpark usw. Das Geld fließt in den Ergebnishaushalt als Einnahmen und wird zur Deckung der Gesamtkosten für Land- und Forstwirtschaft verwendet.
Allerdings - um es für den Jahresabschluss 2018 auf den Punkt zu bringen - haben wir von den geplanten 95.000 Euro nur 21.000 Euro an die Stadtkasse abführen können. Aufgrund dessen, dass um die Bestätigung der Forstwirtschaftsplanung lange gerungen werden musste, ist es faktisch nicht zu einer Umsetzung von Maßnahmen gekommen. Die 21.000 Euro resultieren tatsächlich aus Verkäufen der Aufarbeitung von Holz infolge der Sturmereignisse in den Jahren 2017 und 2018.

Zur dritten Frage. Laut der zurzeit gültigen perio-dischen Betriebsplanung sind 42.826 Kubikmeter Holz zur Pflegenutzung und 39.280 Kubikmeter Holz zur Erntenutzung, in Summe also rund 82.000 Kubikmeter Holz, in den nächsten zehn Jahren als maximaler Rahmen „Holzeinschlag“ vorgesehen. Dieser Rahmen gewährleistet eine hohe Flexibilität bei der Umsetzung unserer ökologischen Zielstellung, der Vorgaben aus den FFH- und SPA-Managementplänen und bei der Umsetzung der Schutzgebietsverordnungen.
Hier verweise ich wiederum auf unsere FSC- und PEFC-Zertifizierung und die Konzeption zur Forstflächenpflege des Leipziger Auwaldes, die festlegt, dass wir den Anteil der Stieleiche erhöhen wollen. Die Stieleiche ist zum einen der wichtigste Charakterbaum des Hartholzauenwaldes; zum anderen bietet sie optimale Habitatbedingungen für mehrere Hundert zum Teil vom Aussterben bedrohte Lebewesen. Ein Hauptziel der Bewirt-schaftung im Leipziger Stadtwald ist die Erhöhung des Anteils der Baumart Stieleiche. So soll deren Anteil von derzeit 21 Prozent perspektivisch auf 40 Prozent angehoben werden. Unter den konkurrenzstarken Baumarten Esche und Ahorn kann die Lichtbaumart Stieleiche sich allerdings nicht etablieren und bekommt durch die Initialpflanzung auf den Flächen einen Wuchsvorteil gegenüber anderen Baumarten. Das begründet aus unserer Sicht den Holzeinschlag. Bei voller Ausschöpfung würden durchschnittlich 4,7 Kubikmeter pro Hektar im Jahr eingeschlagen. Dem gegenüber steht allerdings ein Zuwachs von durchschnittlich 6,6 Kubikmetern Holz pro Hektar und Jahr aufgrund der Nachpflan-zungen, sodass wir einen positiven Saldo, einen Überschuss, von 1,9 Kubikmetern Holz pro Hektar und Jahr bei Umsetzung unserer forstwirtschaftlichen Planung verzeichnen können. Insofern sprechen wir uns mit unserer Betriebsplanung gegen eine Reduzierung des Holzeinschlags aus, weil fachlich begründet.

Stadtrat Zenker (SPD): Ich habe eine Nachfrage, die allerdings diese Anfrage nicht direkt betrifft. Sie hatten ausgeführt, dass die Baumart Stieleiche verstärkt angepflanzt werden soll. Haben Sie mal die Auswirkungen des Klimawandels auf die Pflanzenarten betrachtet? Ein Kollege hat mir erzählt, dass 20 Prozent des Baumbestands auf dem Ostfriedhof aufgrund der Dürre in den letzten zwei Jahren bedroht ist. Können Sie sagen, welche Auswirkungen der Klimawandel auf unseren Waldbestand hat und ob er Umplanungen notwendig macht? Wenn das heute den Rahmen sprengen sollte, würden wir dazu eine gesonderte Anfrage stellen.

Bürgermeister Rosenthal: Den Rahmen würde es sprengen. - Dem Grunde nach muss man sagen: Dem Auenwald geht es Gott sei Dank nicht so schlecht wie den Monokulturen im Umland, die insbesondere von Nadelholz geprägt sind. Nichtsdestotrotz haben wir natürlich auch Auswirkungen festgestellt, mit denen wir umgehen müssen. Aus der Wissenschaft werden Baumarten empfohlen, die man unter dem Gesichtspunkt des Klimawandels jetzt bevorzugt pflanzt. Soweit ich es einschätzen kann, ist die Wissenschaft allerdings noch in der Aussagenfindung, welche Baumart für welchen Standort definitiv am geeignetsten ist. Wir können das heute auch nicht definitiv vorhersagen. Die Stieleiche allerdings ist aus unserer Sicht eine derart robuste Baumart, dass sie aus heutiger Perspektive mit dem Klimawandel zurechtkommen wird.

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