Antrag: Aufenthaltsqualität in der Innenstadt für Familien mit Kindern

Neufassung des Ursprungsantrages von November 2024

Beschlussvorschlag

Der Antrag wird wie folgt auf Basis des Alternativvorschlages der Verwaltung neu gefasst:

Der Oberbürgermeister wird beauftragt, die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt für Familien mit Kindern angebotsorientiert zu verbessern. Hierzu sollen insbesondere folgende Maßnahmen einbezogen werden

  1. Zur Erhöhung des Wohlbefindens und der Sicherheit auf dem Spielplatz in der Reichsstraße u.a. eine Baumpflanzung in der nächstmöglichen Pflanzperiode vorzunehmen, sodass sich Kinder dort wohlfühlen und sicher spielen können. Die erfor­der­lichen Mittel sind im Haushalts­plan des Amtes für Stadtgrün und Gewässer vor­hand­en.
  2. Rückbau der seit der Installation ungenutzten „Spielgeräte“ und Neukonzipierung der Teilfläche auf dem Kurt-Masur-Platz mit verbesserter Aufenthaltsqualität unter Berücksichtigung der Beruhigung des sich kreuzenden Fuß- und Radverkehrs, bspw. über Bodengestaltung.
  3. Der Oberbürgermeister wird gemeinsam mit dem Citymanagement bei der Leipzig Tourismus und Marketing (LTM) GmbH beauftragt zu prüfen, ob ein nichtkommerz­ieller Spielplatz in einem leerstehenden Ladengeschäft in der Innenstadt ohne finanz­ielle Auswirkungen für die Stadt realisiert werden kann.

Ursprünglicher Beschlussvorschlag:

Der Oberbürgermeister wird beauftragt, die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt für Familien mit Kindern angebotsorientiert zu verbessern. Hierzu sollen insbesondere folgende Maßnahmen einbezogen werden:

  1. Erneuerung des Spielplatzes in der Reichsstraße, sodass sich Kinder dort wohlfühlen, sicher spielen können und ihre Eltern Sitzmöbel mit Blick auf den Spielplatz erhalten.
  2. Rückbau der seit der Installation ungenutzten „Spielgeräte“ und Neukonzipierung der Teilfläche auf dem Kurt-Masur-Platz mit verbesserter Aufenthaltsqualität unter Berücksichtigung der Beruhigung des sich kreuzenden Fuß- und Radverkehrs.
  3. Prüfung der Umsetzung eines nichtkommerziellen Indoorspielplatzes in der Innenstadt, beispielsweise in leerstehenden Ladengeschäften.
  4. Prüfung zur zeitweisen Bereitstellung von Spieleboxen oder eines Spielmobils auf dem Marktplatz an Nicht-Markttagen.

Begründung:

Kinder wollen spielen, sich bewegen, laut sein dürfen. Die Leipziger Innenstadt ist für viele Familien mit kleinen Kindern nicht sonderlich einladend, wenn es darum geht, längere Zeit dort zu verbringen. Wer mit Kindern zum Einkaufen geht, muss sich in der Regel etwas einfallen lassen, um die Kinder bei Laune zu halten.

Aktuell gibt es hierfür nur wenige Möglichkeiten wie der Spielplatz an der Reichsstraße oder die Wasserspielfläche auf der Grimmaischen Straße, für die es jedoch das Mittragen von Wechselkleidung benötigt. Bei kaltem oder schlechtem Wetter gibt es lediglich die Kleinkindspielflächen in den Höfen am Brühl.

Folglich bleiben Familien der Innenstadt fern und erledigen ihre Einkäufe oft online oder in den großen Einkaufszentren am Rande der Stadt. Wenn die Innenstadt attraktiver für Familien wird, lockt dies auch mehr Besucher*innen an, verlängert den Aufenthalt von Familien in der Innenstadt und sorgt für Flair.

Zu 1. Der Spielplatz in der Reichsstraße ist leider häufig unhygienisch und dreckig. Die Spielmöglichkeiten werden zweckentfremdet und sind damit oft nicht mehr bespielbar. Außerdem kommt es durch eine Einfahrt zu gefährlichen Situationen mit Autos.

Zu 2. Die beiden Spielgeräte auf dem Kurt-Masur-Platz sind nicht als Spielmöglichkeit zu erkennen, wenn es nicht ein Hinweisschild gäbe. Kinder können sich dort nur kurzzeitig beschäftigen, da die Funktionalität der Geräte nicht gegeben ist. Die Fläche könnte stattdessen mit einladenden Spielmöglichkeiten und Sitzbänken eine willkommene Ruheinsel für Familien darstellen. Der Ort bietet sich aufgrund der Lage und auch der vorhandenen Bäume grundsätzlich dafür an. Jedoch muss auch hinterfragt werden, ob sich die nadelöhrähnliche Fläche zwischen Gewandhaus und Uniriese überhaupt als Spielplatzfläche anbietet, da der sich entgegenkommende und mitunter auch kreuzende Rad- und Fußverkehr zu einer hohen Frequentierung führt und es nicht ungefährlich scheint, gerade kleinere Kinder dort spielen und rennen zu lassen. Eine Umgestaltung und tatsächliche Erkennbarkeit der Fläche würde aber zur Verkehrsberuhigung beitragen. Ob dies sich dann wieder als Spielplatz oder lediglich als verkehrsberuhigende Aufenthaltsfläche eignet, muss im Rahmen einer grundsätzlichen Prüfung geklärt werden.

Zu 3. Die bestehenden Spielflächen sind nicht ausreichend für die Größe der Innenstadt. Bei schlechtem Wetter gibt es keine Zuflucht für Familien. Ein nichtkommerzieller Indoorspielplatz ohne Kaufzwang im Verpflegungsangebot würde eine vorhandene Lücke im Innenstadtbereich schließen. Hierfür bieten sich beispielsweise seit langer Zeit leerstehende Ladengeschäfte an.

Zu 4. Ein Spielmobil wäre eine sehr schnell realisierbare Maßnahme, welche mindestens zur Überbrückung des Zeitraumes bis zur Realisierung der anderen Spielflächen genutzt werden soll. Bei erfolgreicher Etablierung soll geprüft werden, ob das Angebot verstetigt wird.

 

Verwaltungsstandpunkt vom 29.10.2024

Alternativvorschlag:

  1. Der Oberbürgermeister wird beauftragt, zur Erhöhung des Wohlbefindens und der Sicherheit auf dem Spielplatz in der Reichsstraße eine Baumpflanzung in der nächst möglichen Pflanzperiode vorzunehmen.Die erfor­der­lichen Mittel sind im Haushalts­plan des Amtes für Stadtgrün und Gewässer vor­hand­en.
  2. Der Oberbürgermeister wird gemeinsam mit dem Citymanagement bei der Leipzig Tourismus und Marketing (LTM) GmbH beauftragt zu prüfen, ob ein nichtkommerz­ieller Spielplatz in einem leerstehenden Ladengeschäft in der Innenstadt ohne finanz­ielle Auswirkungen für die Stadt realisiert werden kann.
  3. Die Bereitstellung eines Spielmobils und die Etablierung dieses Spielmobils an einem geeigneten Ort in der Innenstadt wird abgelehnt, da die Innenstadt kein Schwerpunktgebiet für die Arbeit von freien Trägern darstellt.

Begründung:

Pkt. 1 Antrag/Alternativvorschlag:

Eine Erneuerung des Spielplatzes in der Reichsstraße ist mit Blick auf dessen Lebensdauer und die notwendige Priorisierung der Spielplatzsanierungen nicht erforderlich.

Der Spielplatz mit seiner Verortung wurde als Startprojekt im Rahmen des durch die Ratsver­sammlung im Jahr 2009 beschlossenen Spielraumkonzepts für die Innenstadt zusammen mit Kindern entwickelt und in einem konkurrierenden Verfahren konzipiert. Im Ergebnis des umfangreichen Beteiligungsverfahrens wählte die Kinderjury daraufhin das Konzept von Jan Viecenz/Halle aus. Das Labyrinth zum Verstecken war ein ausdrücklicher Wunsch der Kinder. Die Zufahrt zum Innenhof des angrenzenden Wohnblocks, welche als nicht sicher beschrieben wird, ist eine notwendige Feuerwehrzufahrt. Eine andere Verortung ist nicht möglich.

Daher wird das Amt für Stadtgrün und Gewässer in der Zufahrt, die sich zwischen den beiden Spielabschnitten befindet, eine Baumpflanzung im Herbst 2024/Frühjahr 2025 vorzusehen. Mit dieser Baumpflanzung wird die breite Zufahrt verschmälert, so dass der Straßencharakter verloren geht und somit die Autofahrenden noch mehr zur Vorsicht aufge­fordert werden. Die Baumpflanzung wird nach Abstimmung mit dem Verkehrs- und Tief­bauamt so positioniert werden, dass die Feuerwehrzufahrt frei bleibt.

Die Baumpflanzung wird im Zusammenhang mit anderen Baumstandorten in der Innenstadt aus vorhandenen Haushaltsmitteln im Amt für Stadtgrün und Gewässer im Frühjahr 2025 erfolgen.

Nach Maßgabe des Sitzbankkonzeptes Innenstadt sind am Spielplatz bereits fünf Sitzmög­lichkeiten vorhanden und keine weiteren Sitzmöglichkeiten vorgesehen. Vom Freisitz des benachbarten Cafés ist es zudem möglich, die Kinder zu beobachten.

Bezüglich der Sauberkeit der Spielobjekte wird die Stadtreinigung eine Graffitientfernung veran­lassen.

Pkt. 2 Antrag/Ablehnung:

Der Rückbau der Spielgeräte und eine Neukonzipierung der Teilfläche auf dem Kurt-Masur-Platz sind nicht vorgesehen.

Die beiden Spielangebote auf dem Kurt-Masur-Platz sind ein Ergebnis aus dem Spielraum­konzept Innenstadt „Spielen am Wege“. Das Konzept ist die Grundlage für die Schaffung vielfältiger Spielräume in der Innenstadt und enthält Vorschläge für künftige Spielorte sowie die Integration des Themas in die laufenden Innenstadtplanungen. Dabei ist das Anliegen über konventionelle Spielplätze hinaus zu denken und kein konzentriertes Angebot im herkömmlichen Sinne zu schaffen, sondern punktuell kleine Installationen sowie Spiel- und Aufenthaltsmöglichkeiten, die unterschiedliche Altersgruppen, Spielweisen und Spielzeiten ansprechen, zu ermöglichen.

Das Konzept wurde am 17.06.2009 vom Stadtrat beschlossen.

Am 14.02.2013 gaben die Stiftung „Leipzig hilft Kindern“ und die Leipziger Opernball Marketing GmbH bekannt, dass der Erlös aus der Benefiz-Tombola des Leipziger Opernballs 2012 in Höhe von 30.000 € für einen weiteren Baustein aus dem Spielraumkonzept Innen­stadt verwendet werden soll. Konkret handelte es sich um den Standort aus dem Spielraum­konzept zwischen City-Hochhaus, Gewandhaus und Moritzbastei im Bereich der Baum­gruppe. Dort sollten ein Spielobjekt und Sitzmöglichkeiten installiert werden.

Daraufhin wurde am 31.07.2013 vom Leipziger Kinderbüro und dem Amt für Stadtgrün und Gewässer eine Kinderbeteiligung zusammen mit zwei Künstlern durchgeführt. Die Ergeb­nisse der zwei Künstlern wurden am 30.09.2013 den Kindern und Erwachsenen vorgestellt und diskutiert. Der Vorschlag vom Büro Laurin ZWO erhielt die größte Zustimmung und wurde dann im Frühjahr 2014 umgesetzt. Hier handelt es sich um zwei Spielangebote, die das Zusammen­spiel von allen Generationen ermöglichen soll.

So kann das „Universum“ mit einem Durchmes­ser von ca. 3,5 m von mehreren Personen bedient werden, die es bei koordinierter Bewegung schaffen, die Kugel in dem Umlaufring zu bewegen. Das „Memory“ auf der anderen Bauminsel, welches aus beweglichen, sich wiederholenden Motiven auf stählernen Armen, die auf den wellenförmigen Sitzelementen angebracht sind, besteht, sollte Anreize zum interaktiven Spiel schaffen.

Die Absicht mit dem Konzept „Spielen am Wege“ war, keine herkömmlichen Spielplätze zu schaffen, sondern auf dem Weg Spielmöglichkeiten für einen kurzen Aufenthalt anzubieten. Sicherlich gibt es unterschiedliche Auffassungen zum Spielwert dieser Objekte, jedoch zeigt der Prozess, dass dieses Projekt nicht ohne Beteiligung erfolgte und die Meinungen trotz­dem ausein­andergehen.

Das in den letzten Jahren erhöhte Verkehrsaufkommen von Radfahrenden, Fußgängern, aber auch Lieferverkehr, wirkt sich tatsächlich nachhaltig auf die Aufenthaltsqualität aus. Dies ließe sich allerdings nicht durch ein anderes Spielgerät beheben. Das Entfernen der vorhandenen Objekte, solange diese noch die Sicherheits­bedingungen erfüllen, ist daher nicht vorgesehen.  Finanzielle Auswirkungen für die Stadt sind deshalb nicht zu erwarten.

Pkt. 3 Antrag/Alternativvorschlag:

Die Prüfung der Umsetzung eines nichtkommerziellen Spielplatzes in der Innenstadt, beispielsweise in leerstehenden Ladengeschäften, erfolgt. Im Rahmen einer Petition VII-P-09396-VSP-01 wird diese Thematik bereits betrachtet.

Hintergrund war die Bitte um Prüfung, ob Spielmöglichkeiten in der Innenstadt ge­schaffen werden können. Um das in der Petition angesprochene Angebot in der Innenstadt zu etablieren, bedarf es jedoch einer Eigeninitiative seitens der Bürgerinnen und Bürger, Vereine oder Initiativen. Die Perspektive für ein solches Vorhaben wird gesehen, wenn das Angebot privatwirtschaftlich mit dahinterstehendem Konzept organisiert wird. Die Stadt und das Citymanagement bei der LTM GmbH unterstützen hierbei eingehende Anfragen. Die Nutzung leerstehender Ladengeschäfte ist eine Frage der Kosten für Miete, Einrichtung und Aufsicht. Dennoch wird das Anliegen in die Prüfung der Interimsnutzungen im Matthäikirchhof einfließen.

Ein Indoorspielplatz in der Innenstadt wäre ein attraktives Angebot. Die Erwartungshaltung der Eigentümer innerstädtischer Leerflächen ist auf zahlungskräftige und langfristige Mieter fokussiert. Um dieses Ziel zu erreichen, werden leider längerfristige Leerstände in Kauf genommen. Die Erfahrung zeigt, dass ein solches Projekt nur temporär umsetzbar ist, wenn für die Fläche keine marktüblichen Mietpreise gezahlt werden. Die Umsetzung eines solchen Projektes setzt einen Träger/Betreiber voraus. Da die Innenstadt jedoch kein Schwerpunkt­gebiet für die Arbeit von freien Trägern darstellt, wird das Anliegen abgelehnt.

Pkt. 4 Ablehnung:

Die Prüfung zur zeitweisen Bereitstellung von Spieleboxen auf dem Marktplatz an Nicht­markttagen wird erfolgen.

Im Spielraumkonzept für die Innenstadt wurde ein mobiles Spielen (die Spielekiste) ange­dacht, welche durch die ansässigen Gastronomiebetriebe unterstützt werden sollte. Leider ist dieses Projekt bisher nicht geglückt. Hierzu wird nochmals auf die Gastronomiebetriebe zugegangen.

Aktuell betreibt die Stadt Leipzig ein kommunales Spielmobil, eine weitere Maßnahme Spielmobilprojekt wird im Rahmen der Kinder- und Jugendförderung durch den Träger Kindervereinigung Leipzig e. V. vorgehalten. Beide Maßnahmen haben feste Standzeiten an verschiedenen Orten im Stadtgebiet, um dezentral Spielangebote wohnortnah für junge Menschen, insbesondere in Schwerpunkträumen, bereitzuhalten.

Da die Innenstadt kein Schwerpunktgebiet für die Arbeit von freien Trägern darstellt ist der Punkt abzulehnen.

Zeitplan:

zu Punkt 1: Die Umsetzung der Baumpflanzung kann bis zum Frühjahr 2025 erfolgen.

 

Beschluss der Ratsversammlung vom 18. Dezember 2024

Der Antrag wurde in der Neufassung mehrheitlich vom Stadtrat beschlossen.

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