Antrag: Beitritt zu globalem innovativen Städtebündnis „Fab City Network“

Antrag vom 9. Januar 2020

Beschlussvorschlag:

Der Stadtrat spricht sich für eine Mitgliedschaft der Stadt Leipzig im Fab City Network aus.
Der Oberbürgermeister wird beauftragt, im Namen der Stadt Leipzig einen Antrag auf Mitgliedschaft im Fab City Network zu stellen.

 
Begründung:

Leipzig will die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen, um die Lebensqualität für die Leipziger*innen sowie die Bedingungen für die städtische Wirtschaft weiter zu verbessern.  Nachdem sich 2019 das Referat ‚Digitale Stadt’ in Leipzig etabliert hat, gilt es nun, sich weiter international zu vernetzen.

Eine Chance hierzu bietet das globale innovative Städtebündnis Fab City Network[1], das 2014 ins Leben gerufen wurde und inzwischen weltweit 34 Mitglieder, darunter Städte unterschiedlicher Größe wie Boston, Mexico-City, Amsterdam oder Zagreb, hat. Leipzig wäre nach Hamburg das zweite Mitglied des Netzwerks in Deutschland und würde damit den Innovationscharakter Leipzigs bundesweit und insbesondere im ostdeutschen Raum herausstellen.

Ziel des Fab-City-Netzwerks sind die Entwicklung neuer Ideen und Strategien für ein Nachhaltiges Wirtschaften, der Austausch des entstehenden Wissens sowie das Dokumentieren und Teilen der Erkenntnisse. Konkret geht es darum, Energie, Nahrungsmittel und Produkte lokal zu produzieren, um die ökologischen und sozialen Auswirkungen auf den Planeten zu reduzieren und Erfolgsmodelle über offene Netzwerke weltweit auszutauschen.

Dafür hat die Initiative eigene Prinzipien entwickelt. So sollen die Teilnehmer*innen etwa ökologisch arbeiten, die Teilhabe der jeweiligen Stadtbewohner*innen ermöglichen, eine Balance an lokalen und globalen Ansätzen schaffen und den Open-Source-Gedanken vorantreiben.[2]

Als Teil der Initiative kann Leipzig von den Erfahrungen der anderen Städte profitieren und seine Kapazitäten zur digitalen Fertigung in qualitativer und quantitativer Hinsicht systematisch ausbauen.

Das Konzept der Fab City entstammt der Fab-Lab-Bewegung. Fab Labs (fabrication laboratories) sind offene Werkstätten, in denen mit modernen Fertigungstechnologien wie 3D-Druckern und CNC-Fräsen nahezu alles hergestellt werden kann, vom Auto übers Handy bis zum Haus. Diese Produktionsmethode wird auch als digitale Fertigung bezeichnet, weil sich die Fertigung nach am Computer erzeugten Produktionsplänen (Designs) richtet. Das führt dazu, dass die Produkte der Zukunft global entworfen und lokal gefertigt werden.

Eine Stadt wird zur Fab City, wenn sie systematisch einen möglichst flächendeckenden und niedrigschwelligen Zugang zu Fab Labs schaffen will.

Die treibende Kraft hinter der Fab City Global Initiative und der Fab City Foundation sind u. a. das P2P Lab an der Technischen Universität Tallinn, das IAAC in Barcelona, die P2P Foundation, die Fab Foundation und das Center for Bits and Atoms am M.I.T.

Das Fab City Network bietet eine wirtschaftliche Chance für Leipzig u. a. durch den Zutritt zu globalen Wissensnetzwerken, Entwicklung gemeinsamer Standards und Austausch von Best Practices in Bezug auf die lokale Produktion, Vernetzung mit anderen Initiativen, die sich mit der Zukunft der Städte beschäftigen, jährliche Veranstaltungen im Rahmen von Fab-Konferenzen und komplementären Veranstaltungen in verschiedenen Städten der Welt.

Ein Jahresbeitrag fällt im Fab City Network nicht an. Die inhaltlichen Voraussetzungen für eine Mitgliedschaft sind hier einzusehen: https://fabcity.gitbook.io/handbook/commitment.

[1] https://fab.city
[2] https://fab.city/uploads/whitepaper.pdf

Verwaltungsstandpunkt vom 28. Januar 2020

Der Stadtrat spricht sich für eine Förderung der Entstehung und Entwicklung von Fab Labs in der Stadt Leipzig aus. Sollten mehrere Fab Lab Akteure den Wunsch äußern, dem Fab City Network beizutreten, wird die Stadt dies durch Abgabe einer politischen Absichtserklärung unterstützen

Strategische Ziele

Mit der Etablierung von Fab Labs in der Stadt werden die oben genannten gesamtstädtische Ziele verfolgt:

  • Attraktives Umfeld für Innovation, Gründer und Fachkräfte
  • Vernetzung von Bildung, Forschung und Wirtschaft
  • Vielfältige und stabile Wirtschaftsstruktur.

Begründung

Fab Labs (fabrication laboratories) und die damit verbundene Idee offener Innovationsorte ist eine spannende Herausforderung im Kontext urbaner Produktion.

Nach dem Verständnis der Stadtverwaltung sind Fab Labs offene Werkstätten für Schüler, Bürger, Gründer, Handwerker und KMU. Eine einheitliche, verbindliche Definition existiert nicht. Zum Teil werden andere Begriffe wie maker spaces synonym verwendet.

In Fab Labs / maker spaces stehen oft traditionelle und moderne Fertigungstechnologien, wie z.B. 3D-Drucker oder CNC-Fräsen zur gemeinsamen Nutzung der Mitglieder offen. Über die Technik hinaus bemühen sich die Betreiber um (Weiter)-bildungsangebote. Damit sind sie Orte des Wissens- und Technologietransfers sowohl in die Bevölkerung als auch in KMU, nämlich dort, wo sich Akteure mit modernen Technologien beschäftigen, ohne diese unmittelbar durch eigenes Budget anschaffen zu müssen.

Zum einen werden so kleine lokale Innovationskerne geschaffen und zum anderen, gemäß dem Anliegen der Fab City Initiative, urbane lokale Produktion gefördert.

In der Begründung zum Antrag heißt es:

„Eine Stadt wird zur Fab City, wenn sie systematisch einen möglichst flächendeckenden und niedrigschwelligen Zugang zu Fab Labs schaffen will.“

Nach Rücksprache mit dem Treiber hinter der Hamburger Fab-Lab-Initiative werden folgende Voraussetzungen für eine Aufnahme in des Fab City Network gesehen:

  1. man muss belegen können, dass ein lebendiges örtliches Netzwerk an Fab Labs vorhanden ist, das gewillt ist, der Vision der Fab City Initiative zu folgen (dazu gibt es ein white paper und 10 „Prinzipien“ seitens der Initiative)
  2. es bedarf der politischen Unterstützung der Bewerbung durch die jeweilige Kommune. Ein weiteres, auch finanzielles Commitment, ist nicht Zugangsvoraussetzung.

Bei den Mitgliedern der Fab City Initiative handelt es sich mindestens um ein, meist jedoch mehrere etablierte Fab Labs in den jeweiligen Städten, die eine Mitwirkung in der Fab City Initiative anstreben, um sich besser vernetzen zu können. Städte sollen die Bewerbung zwar unterstützen und befürworten, die eigentlichen Akteure sind allerdings die Betreiber der Fab Labs.

Der Hamburger Vertreter (von der Helmut-Schmidt-Universität) stellte auch heraus, dass die meisten Fab Labs aufgrund von Eigeninitiative und bürgerlichem Engagement entstanden sind und sich ihre Unabhängigkeit bewahren wollen. Meistens fehle es aber am nötigen Budget zur Aufrechterhaltung der (Betreiber-)Strukturen, so auch in Hamburg.

Diskussionswürdig ist die Frage, ob eine exportorientierte Nation wie Deutschland das Zielbild der Fab City Initiative vertreten kann und soll, ausschließlich lokale, geschlossene Wirtschaftskreisläufe zu unterhalten. Die Stadt Hamburg – als Exportflaggschiff – hat sich dafür entschieden, sich der Initiative anzuschließen ohne gleichzeitig auf ihre wirtschaftliche Grundlage, den Außenhandel, einzuschränken. Die Unterstützung offener Innovationsorte / -werkstätten war Anlass genug, um die Fab Labs in Hamburg zu unterstützen.

Neben dem Makerspace Leipzig gibt es keine Einrichtung, die sich selbst als Fab Lab bezeichnet. Mit einer weiteren Initiative in Gründung befindet sich das Amt für Wirtschaftsförderung bereits im Austausch.

Die Verwaltung schlägt deshalb vor:

  • Gründungsunterstützung für Leipziger Fab Labs durch die Wirtschaftsförderung auf Basis der Fachförderrichtlinie und des Technologietransfers
  • Sollten sich die Akteure der Fab Labs für einen Beitritt in die Fab City Initiative wünschen, würde die Verwaltung dies mit einer Absichtserklärung unterstützen.


Beschluss der Ratsversammlung am 10. Juni 2020

Der Antrag wurde vom Stadtrat im Sinne des Alternativvorschlages der Verwaltung beschlossen

Umsetzungsstand vom 23. Mai 2022

Es wurden Gespräche mit mehreren Projekten (Makerspace, Co-Working-Spaces, FabLab) geführt. Die Akteure arbeiten noch daran, ein wirtschaftlich tragfähiges Geschäftsmodell zu entwickeln. Daher besteht zurzeit wenig intrinsisches Interesse bei den Fab Lab-Akteuren dem FabCity Network beizutreten.

Finanzielle Unterstützung erfolgte einzelfallbezogen im Rahmen des Mittelstands­förder­programms (Gründungsförderung) und in Zusammenarbeit mit der Leipziger Stiftung für Innovation und Technologietransfer.

Gewinnorientierte, haupterwerblich tätige FabLabs können durch die Wirtschaftsförderung im Rahmen des Lotsenservice und der Betriebsberatung bei ihrer Unternehmensentwicklung vollumfänglich begleitet werden.

Makerspaces an Hochschulen und Bildungseinrichtungen werden im Rahmen der Clusterarbeit mit Unternehmen und anderen Wissenschaftseinrichtungen vernetzt und in Innovationsprojekte eingebunden.

Umsetzungsstand vom 21. Oktober 2022

Es wurden Gespräche mit Vertretern mehrerer Projekte (Makerspace, Co-Working-Spaces, FabLabs) geführt. Die Akteure arbeiten noch daran, ein wirtschaftlich tragfähiges Geschäftsmodell zu entwickeln. Daher besteht zurzeit wenig intrinsisches Interesse bei den Fab Lab-Akteuren dem FabCity Network beizutreten.

Finanzielle Unterstützung erfolgte einzelfallbezogen im Rahmen des Mittelstands­förder­programms (Gründungsförderung) und in Zusammenarbeit mit der Leipziger Stiftung für Innovation und Technologietransfer.

Gewinnorientierte, haupterwerblich tätige FabLabs können durch die Wirtschaftsförderung im Rahmen des Lotsenservice und der Betriebsberatung bei ihrer Unternehmensentwicklung vollumfänglich begleitet werden.

Makerspaces an Hochschulen und Bildungseinrichtungen werden im Rahmen der Clusterarbeit mit Unternehmen und anderen Wissenschaftseinrichtungen vernetzt und in Innovationsprojekte eingebunden.

Am 11.10.2022 fand der zweite Maker Stammtisch Leipzig statt. Dieser wurde begleitet von Vertretern der Wirtschaftsförderung und des Referates Digitale Stadt.

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