Antrag: Beratungsangebote zur Kinderbetreuung in Schwerpunkträumen

Beschlussvorschlag:

  1. Die Stadtverwaltung schafft bzw. verbessert Beratungsangebote zur Nutzung von Angeboten zur Kinderbetreuung in Krippen und Kindertagesstätten mit dem Ziel, proaktiv die Betreuungsquote von Kindern in Familien mit Zuwanderungshintergrund und in Schwerpunkträumen der Stadt Leipzig zu erhöhen. Hierzu ist dem Jugendhilfeausschuss bis Ende 2024 eine Strategie vorzulegen und im Zuge der Haushaltsplanung entsprechend zu berücksichtigen.
  2. Der Oberbürgermeister wirbt gegenüber dem Sächsischen Ministerium für Kultus für die zeitnahe versprochene Ausfinanzierung und Nutzung der ‚demografischen Rendite‘ in den Kitas durch den Freistaat.

Begründung:

Bis zum Ende des Jahres 2024 wird für Kinder bis Schuleintritt von einem Bedarf von 31.577 Betreuungsplätzen, davon 9.430 Plätze für Krippenkinder (8.191 Plätze in Kindertageseinrichtungen und 1.239 Plätze in der Kindertagespflege) und 22.147 für Kindergartenkinder, ausgegangen. Dem gegenüber steht ein voraussichtlicher Bestand von 35.411 Betreuungsplätzen zum 31.12.2024.

Leipzig verfügt damit über eine sehr komfortable Betreuungskapazität, die aufgrund des unerwartet starken Geburtenrückgangs deutlich größer ausfällt, als erwartet. Dies ermöglicht aber neben einer Gewährleistung des Wunsch- und Wahlrechtes aber auch die Nutzung der demografischen Rendite, die der Kultusminister zwar angekündigt hat, bislang aber keine diesbezüglich notwendige Finanzierung hat folgen lassen.

Zudem muss es Ziel sein, die Betreuungsquoten von Kindern aus Zuwanderungsfamilien und der Kinder von Familien in den Leipziger Schwerpunkträumen zu erhöhen. Insbesondere in den Schwerpunkträumen liegt die Betreuungsquote bei deutlich unterdurchschnittlichen 33%. Diese maßgeblich zu erhöhen könnte ein wichtiger Beitrag sein, erzieherischen Problemen frühzeitig zu begegnen, diese durch gute Familienarbeit zu beheben und die Bildungs- und Entwicklungschancen der Kinder zu verbessern. Hierzu erscheint es notwendig, ein proaktives und kultursensibles Beratungsangebot zu etablieren, welches sehr frühzeitig auf die Familien zugeht und konkrete Betreuungsangebote unterbreitet.

Verwaltungsstandpunkt vom 10. April 2024

 

Alternativvorschlag:

  1. Dem Jugendhilfeausschuss wird spätestens im IV. Quartal 2024 ein Konzept für ein niedrigschwelliges Beratungsangebot vorgelegt.
  2. Die Stadt Leipzig wird sich in den entsprechenden Gremiensitzungen (bspw. des Sächsischen Städte- und Gemeindetags) für eine zeitnahe Ausfinanzierung und Nutzung der demografischen Rendite einsetzen.

Begründung:

Gemäß dem Antrag VII-A-09271 soll die Verwaltung beauftragt werden, Beratungsangebote zu schaffen bzw. zu verbessern, um die Nutzung von Angeboten zur Kinderbetreuung in Kindertageseinrichtungen, insbesondere für Familien mit Zuwanderungshintergrund und in den Schwerpunkträumen der Stadt Leipzig, zu erhöhen.

Dieses Anliegen wird von der Verwaltung unterstützt. Die Betreuungsquote in der Tagespflege und in den Kindertageseinrichtungen sowie die Betrachtung verschiedener Teile der Bevölkerung (bspw. Menschen mit Migrationshintergrund) zeigen, dass bei weitem noch nicht jedes Kind in Leipzig einen Platz in der Kindertagesbetreuung in Anspruch nimmt, obwohl mittlerweile ausreichend Plätze zur Verfügung stehen. Erste Analysen der KIVAN-Vertragsdaten legen den Schluss nahe, dass die Inanspruchnahme von Betreuungsplätzen stadträumlich sehr unterschiedlich wahrgenommen wird.

Im Zuge dessen ist auf die Teilnahme am Bundesprogramm des Bundesministeriums für Familie, Senioren und Jugend (BMFSJ) „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ (2017 bis 2022) zu verweisen. Mit diesem modularen Programm förderte das BMFSJ niedrigschwellige Angebote, die den Zugang für Familien mit Zuwanderungshintergrund zur Kindertagesbetreuung vorbereitend und unterstützend begleiten. Dazu wurden über mehrere Jahre bundesweit an insgesamt 126 Standorten entsprechende Aktionen und Strategien gefördert und erprobt. Die Stadt Leipzig war mit drei Trägern und vier Kindertagesein-richtungen (Hildegardtstraße und Lutherstraße – Outlaw gGmbH, Wiesenstraße – Mütterzentrum Leipzig e.V. und Grünauer Allee – Stadt Leipzig) am Bundesprogramm beteiligt.

Ein Ergebnis des Projektes „Kita-Einstieg“ ist eine im Internet veröffentlichte FAQ-Liste zur Kinderbetreuung in verschiedenen Sprachen (https://www.leipzig.de/jugend-familie-und-soziales/kinderbetreuung/kindertagesstaetten).

Darüber hinaus ist eine mehrsprachige Anwendung über das System Kivan geplant. Aktuell befindet sich die mehrsprachige Nutzung noch in der Überarbeitung. Ziel soll die Auswahl der Sprachen Russisch und Englisch sein.

Des Weiteren wurde im Oktober 2021 auf Anregung des zuständigen Fachbereiches im Amt für Jugend und Familie ein zusätzliches Modul durch das BMFSFJ gefördert. Kern dieses Moduls war die Unterstützung zur Verstetigung von Angeboten und Maßnahmen, welche durch das Programm entstanden sind. Zur Begleitung dieses Moduls konnte das Deutsche Jugendinstitut (DJI) gewonnen werden. Deren Aufgabe bestand im Wesentlichen darin, die Wirksamkeit der entwickelten Angebote, Maßnahmen und Materialien auf der Angebotsebe-ne zu ermitteln und diese, verbunden mit Empfehlungen zur Fortführung, Weiterentwicklung und Implementierung in die Breite der Leipziger Kitalandschaft, in einem Transferkonzept darzustellen. Die Inhalte des vorliegenden Konzeptes werden im Jahr 2024 verwaltungsintern abgestimmt und im Anschluss dem Jugendhilfeausschuss vorgestellt. Aufgrund der anstehenden Überarbeitung des Konzeptes für Kinder- und Familienzentren ist es das Ziel, das Umsetzungskonzept dem Jugendhilfeausschuss bereits vor Ende 2024 vorzustellen.

Ungeachtet dessen sind mittlerweile 35 Einrichtungen in Leipzig zu Kinder- und Familienzen-tren weiterentwickelt worden, welche auch im Stadtteil arbeiten und in unseren Schwerpunkt-gebieten auch Familien mit Migrationshintergrund zum Thema Kinderbetreuung beraten.

Die Stadt Leipzig wird sich in den regelmäßig stattfindenden Sitzungen der Schul- und Kitaamtsleiter beim Sächsischen Städte- und Gemeindetag für die zeitnahe Umsetzung der angekündigten demografischen Rendite einsetzen.

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