Antrag: Das Leipziger Kunsterbe bewahren - Das Leipziger Vor- und Nachlassarchiv aufbauen
Antrag vom 8. März 2018
Beschlussvorschlag:
- Die Stadt Leipzig erarbeitet bis zum IV. Quartal 2019 unter Leitung des MdBK und mit zivilgesellschaftlichen Akteuren ein Konzept für ein Leipziger Vor-und Nachlassarchiv der Bildenden Kunst. Die notwendigen Mittel für die Konzepterarbeitung werden zum 01.03. 2019 bereitgestellt.
- Sie unterstützt die Akteure beim Aufbau eines Kompetenzzentrums, welches Künstler*innen und Erb*innen aktiv bei der Aufarbeitung von Vor- und Nachlässen begleitet.
Sachverhalt:
Die Leipziger bildende Kunst hat großartige Tradition. Die aus ihr hervorgegangene „Neue Leipziger Schule“ hat wie die Leipziger Musik zur Etablierung unserer Stadt unter den wichtigen Kulturstädten Deutschlands und der Welt einen hervorragenden Beitrag geleistet.
Die Stadt Leipzig sollte dieses Epochenerbe der Malerei, Fotografie und Grafik pflegen und bewahren, um es den kommenden Generationen erlebbar zu machen, denn auch diese künstlerischen Wurzeln unserer Stadt bilden einen wichtigen Identitätskern.
Werke bekannter Leipziger Künstler*innen sind in den Leipziger Museen, Stiftungen und Sammlungen aufgehoben. Den Sammlungskonzepten der DDR gilt es, zukünftig weitreichendere Ansätze entgegenzusetzen. Die Nachlassinitiativen des BBK Leipzig und des Vereins „Künstlervor- und Nachlässe Leipzig e. V.“ gehen wichtige Schritte auf diesem Weg.
Nachdem das Land Sachsen seine Pläne für ein Zentrales Vor- und Nachlassarchiv aufgegeben hat, ist der Zeitpunkt gekommen, dass die Stadt Leipzig zusammen mit kulturellen Institutionen und Partnern ein Konzept für ein Leipziger Vor- und Nachlassarchiv erarbeitet.
Ziel ist ein Kompetenzzentrum „Leipziger Vor- und Nachlassarchiv“, in dem wichtige künstlerischen Zeugnisse sowie auch Dokumente aller Künstler*innen konservatorisch betreut und der Öffentlichkeit zugänglich und für diese nutzbar gemacht werden, auch jene, die heute nicht im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stehen.
Verwaltungsstandpunkt:
Alternativvorschlag der Verwaltung:
Beschlussvorschlag:
- Unter Federführung des MdbK wird das Leipziger Netzwerk zu künstlerischen Vor- und Nachlässen aus zivilgesellschaftlichen Akteuren weiter strukturiert, qualifiziert und gestärkt.
- Die Stadt Leipzig / MdbK unterstützt den Freistaat Sachsen beim Aufbau einer landesweit wirksamen Beratungsstruktur zu Vor- und Nachlässen der Bildenden Kunst.
Sachverhalt:
Das MdbK sieht es als seine originäre Aufgabe an, Künstlern Hilfe und Beratung zu Vor- und Nachlässen zu geben, Vorschläge auf Anfragen zu unterbreiten und auch Gespräche mit Erben zu führen.
Das Museum betreut als städtische Einrichtung ausgewählte Künstlernachlässe, kümmert sich nach Möglichkeit um wissenschaftliche Aufarbeitungen und kann aufgrund der vorhandenen Kompetenz, Ressourcen und Kontakte die Federführung bei der weiteren Entwicklung und Strukturierung eines Netzwerkes übernehmen. Kontakte zum Bund Bildender Künstler Leipzig e. V. (BBKL) und dem Verein „Künstlervor- und Nachlässe Leipzig e. V. (KVNL) sind zu diesem Thema schon geknüpft. Künftig sollen neben dem BBKL und dem KVNL weitere öffentliche und private Akteure (z. B. HGB, Kunsthalle der Sparkasse, Buch- und Schriftmuseum der DNB, Universität Leipzig, Stadtarchiv, Ostdeutsche Sparkassenstiftung) in das Netzwerk einbezogen werden.
Zum Thema Künstlervor- und Nachlässe bestehen enge Arbeitskontakte der Leitung des MdbK zum SMWK. Im aktuellen, vom Staatsministerium angeregten Diskussionsprozess wird der Aufbau einer landesweit wirksamen Beratungsstruktur empfohlen.
Dem Landesverband Bildende Kunst Sachsen e. V. (LV BK) werden im Rahmen der institutionellen SMWK-Förderung Mittelzur Verfügung gestellt.
Grundsätzlich wurde entschieden, die Entwicklung von zwei Schwerpunkten zu verfolgen:
- Werkdatenbank: Unterstützung für den Auf- und Ausbau einer umfassenden, nachhaltigen und vernetzten Werkdatenbank sächsischer Kunstschaffender durch den LV BK. Über eine dauerhafte Anbindung und Vernetzung der Datenbank wird nach Vorlage eines externen Gutachtens entschieden.
- Standortkonzeption: Es werden zurzeit mehrere Optionen abgewogen, die möglicherweise einzeln oder in Kombination umgesetzt werden könnten. Zur Entscheidungsfindung sollen Symposien und Workshops beitragen – u. a. die Veranstaltung „Gläserne Werkstatt“ am 24.04.2018 bei der Herr Dr. Weidinger referierte.
Im Perspektivenworkshop Künstlernachlässe in Königshain am 12. September 2017 wurden drei Perspektiv-Vorschläge diskutiert:
- Zentrum für künstlerische Vor- und Nachlässe
- Kompetenzzentrum für Künstlernachlässe
- Dezentral/Mobil
In der Zusammenfassung aller Diskussionen und Abwägungen wurde als erster Schritt der Aufbau einer funktionierendenBeratungsstruktur für den Freistaat Sachsen empfohlen, die in weiteren Schritten in die Schaffung von optimalen Depotkapazitäten und Fördermöglichkeiten als Hintergrund für die Deckung eines fachlich begründeten Bedarfs münden muss.
Der Aufbau eines zentralen staatlichen Zentrums wurde damit nicht favorisiert.
Das Leipziger Netzwerk unter Federführung des MdbK versteht sich als eigenständiger Teil dieser landesweit entstehenden Struktur.
Beschluss der Ratsversammlung am 20. Juni 2018
Der Antrag wurde im Sinne des Alternativvorschlages der Verwaltung, den unsere Fraktion zur Abstimmung stellte, beschlossen.
Bericht zum Stand der Umsetzung vom 04.12.2018
zu 1: umgesetzt
Das Museum der bildenden Künste hat mit den vorhandenen Initiativen in Leipzig und Sachsen Kontakt aufgenommen und Gespräche, auch auf Landesebene, geführt. Es zeigte sich, dass jede Initiative eigene bzw. andere Ansätze verfolgt, die sich im Zusammenspiel gut ergänzen, deren Zusammenführung jedoch nicht sinnvoll ist, wohl aber der Austausch untereinander.
zu 2: umgesetzt
Das Museum der bildenden Künste wird 2019 ein Angebot an Künstlerinnen und Künstler sowie deren Vorlass- bzw. Nachlassverwalter/-innen offerieren, in dem die Kontaktaufnahme zum Museum zur Beratung angeboten werden wird. Der Freistaat Sachsen verfolgt eine ähnliche Richtung. Er ist von einem Zentraldepot abgekommen und plant kunstwissenschaftliche Expertise zur Verfügung zu stellen.