Antrag: Die Spur der Kohle und der Umweltbewegung in der DDR
Antrag in der Neufassung vom 2. Februar 2023
Beschlussvorschlag:
- Die Geschichte der Umweltbewegung der DDR ist wesentlicher Teil der Geschichte der Friedlichen Revolution und soll künftig als Teil der Leipziger Stadtgeschichte angemessen präsentiert werden.
- Dies wird im stadtgeschichtlichen Museum in einer größeren Sonderausstellung gemeinsam mit dem Landesamt für Archäologie im Jahr 2025/2026 beleuchtet werden. Die Kosten für die Recherche und Planung der Ausstellung werden ermittelt und bereits für 2024 dem Stadtgeschichtlichen Museums zur Verfügung gestellt. Zudem wird das Amt für Umweltschutz (AfU) thematisch relevante Vorhaben unterstützend begleiten.
- Die relevanten Stationen und Ereignisse der Umweltbewegung, wie Pleißegedenkmarsch, „Stop Cospuden 1990“ sollen auf den Seiten der Stadt Leipzig abgebildet werden und an ausgewählten Stellen auch im öffentlichen Raum sichtbar und damit erfahrbar werden.
- Am Cospudener See soll in angemessener Form an die Geschichte des Braunkohletagebaus und der Initiative „Stop Cospuden 1990“ in Abstimmung mit dem Archiv Bürgerbewegung und dem DOKMITT e.V. hingewiesen werden.
- Die Liste der durch die Stadtverwaltung ausgewählten Orte soll den zuständigen Fachausschüssen Umwelt/Klima/Ordnung sowie Kultur vorgelegt werden.
Begründung:
Die jüngere Geschichte der Stadt Leipzig ist untrennbar mit dem Energieträger Kohle verbunden, seien es früher die Schlote von Thierbach, Böhlen, Espenhain oder der Schacht Dölitz oder heute das Kohlekraftwerk Lippendorf. Auch die zahlreichen Tagebaufolgeseen künden davon.
Dennoch erfährt die Umweltbewegung in der DDR in der Gesamtbetrachtung der Geschichte der Friedlichen Revolution zu Unrecht nur eine untergeordnete Rolle.
Seit dem Beschluss des Ministerrats 1982 wurde in der DDR nicht mehr über Umweltprobleme berichtet und Umweltdaten wurden unter Verschluss gehalten, es formierten sich auch in der DDR und insbesondere in Leipzig Umweltgruppen.
Die Umweltbewegung der DDR gabelte sich im Wesentlichen in zwei Bereiche auf: die Umweltgruppen unter dem Dach der Kirche und die Umweltgruppen unter dem Dach des Kulturbundes, die beide erst im Zuge der Friedlichen Revolution zueinander fanden und letztlich am 23. November 1989 in der Gründung des Leipziger Ökolöwen gipfelten. Ein Bestandteil des Ökolöwen ist die gegründete Umweltbibliothek, sie entstand innerhalb der 1981 gegründeten „AG Umweltschutz“ des Leipziger Jugendpfarramtes. Sowohl Verein als auch Bibliothek und ihre Bedeutung sind deutschlandweit einmalig und werden bislang nicht im ausreichenden Maße wertgeschätzt.
Der Ökolöwe arbeitete an den Runden Tischen beim Rat des Bezirkes und der Stadt mit. Im Januar 1990 bezog der Verein eigene Räume im Haus der Demokratie und erreichte im ersten Jahr gemeinsam mit der Bürgerinitiative „Stop Cospuden 1990“ das Ende des Braunkohlenabbaus im Tagebau Cospuden. So wurden große Teile des südlichen Auwaldes gerettet, der ursprünglich bis zu Richard-Lehmann Straße abgetragen werden sollte.
Im Südraum Leipzig schlossen sich Umweltbewegte 1982 zu einer Umweltgruppe (Christliches Umweltseminar Rötha (CUR)) zusammen, um sich ebenfalls für die Behebung der ökologischen Missstände in der DDR, insbesondere in Espenhain, zu engagieren. Mit der 1987 gestarteten DDR-weiten Aktion „Eine Mark für Espenhain“ machte das CUR auch überregional auf die katastrophale Umweltverschmutzung im Südraum von Leipzig aufmerksam.
Auch im Nordraum von Leipzig gab es Widerstand gegen die Tagebauabbaufelder Breitenfeld, gegen die Verlegung des Flusses Lober und der Devastierung von Dörfern. Auch dort war ursprünglich geplant, den Lindenthaler Wald zu opfern und Breitenfeld abzubaggern.
Das Verständnis der Umweltarbeit in Leipzig und auch die Bedeutung der Kohle für Leipzig ist bislang jedoch nicht ausreichend erinnerungspolitisch berücksichtigt. Dabei hatten auch die Umweltgruppen maßgeblich mit Einfluss auf den Zusammenbruch der DDR. 1981 etwa wurde die Arbeitsgruppe Umweltschutz als eine der ersten Ökologiegruppen in der DDR gegründet. Während sich die sogenannte AGU anfangs noch mit Einzelproblemen des Umweltschutzes befasste, wurden ab 1988 weitere gesellschaftliche Aspekte wie etwa Demokratiedefizite zur Sprache gebracht und das System grundlegend hinterfragt. Anlass für die Gründung der AGU war insbesondere auch die Situation der Pleiße. Der Fluss Pleiße galt ursprünglich als Lebensader der Stadt Leipzig. Die Pleiße wurde "verrohrt, verschüttet, abgedeckt und unterirdisch abgeleitet", weil sie biologisch tot war und eine enorme Geruchsbelästigung darstellte. Im Volksmund als "Rio Phenole" bezeichnet, stand der Fluss beispielhaft für die Umweltsituation der Stadt und der geschundenen Region rings um Leipzig. Der zunehmende Protest gipfelte im Pleißegedenkmarsch, der zu einer Welle von Repressionen führte und später auch in dem Buch „Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution“ von Peter Wensierski und im gleichnamigen Film seinen Niederschlag fand. Der Pleißegedenkmarsch war dabei die erste große illegale Demonstration.
Auch die Großwohnraumsiedlung Grünau, die für die Menschen aus den devastierten Dörfern bei Leipzig gebaut wurde, und der benachbarte Kulkwitzer See als einer der ersten Tagebaufolgeseen sind in das Erinnerungskonzept mit einzubeziehen.
Weder das Engagement der Umweltbewegten, noch ihre Bedeutung innerhalb der Friedlichen Revolution und für die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen spiegelt sich aktuell auf den Seiten als auch in der Erinnerungskultur der Stadt in ausreichendem Maße wieder.
Den Zeitzeug*innen von damals eine angemessene Würdigung zu Teil werden zu lassen und die Bedeutung der Umweltgruppen deutlich zu machen ist für Leipzig als Stadt der Friedlichen Revolution unabdingbar.
Zu den einzelnen Punkten der Neufassung:
Zu 2.:
Eine Sonderausstellung im stadtgeschichtlichen Museum, wie im Verwaltungsvorschlag unterbreitet wird, ist ein wichtiger Schritt, um eine angemessene Auseinandersetzung mit dem Thema sicherzustellen.
Zu 3.:
Allein eine Sonderausstellung reicht nicht aus. Relevante Orte wie das Haus der Demokratie mit der Umweltbibliothek, die Großwohnraumsiedlung Grünau oder „Stop Cospuden 1990“ sollen auch im öffentlichen Raum erfahrbar werden. Dazu können die bisherigen Stelen der friedlichen Revolution, die etwa das Thema Pleißegedenkmarsch bereits aufgreifen, integriert werden.
Zu 4.:
Am Cospudener See sollte sichtbar das Thema Umweltbewegung und Braunkohleabbau lesbar werden. Gerade die Tagebauseen im Südraum vereinigen das Thema des Braunkohlebergbaus und der Umweltbewegung in fast perfekter Art und Weise, so dass es notwendig ist, auch unter Einbeziehung des DokMitt e.V., diesem Umstand Rechnung zu tragen.
Verwaltungsstandpunkt vom 1. Dezember 2022
Beschlussvorschlag:
Das Thema „Spur der Kohle“ wird im Stadtgeschichtlichen Museum in einer größeren Sonderausstellung gemeinsam mit dem Landesamt für Archäologie im Jahr 2025/26 beleuchtet werden. Die Kosten für die Ausstellung werden ermittelt sowie im Haushaltsplan 2025/2026 im Budget des Stadtgeschichtlichen Museums abgebildet. Zudem wird das Amt für Umweltschutz (AfU) thematisch relevante Vorhaben unterstützend begleiten.
Begründung:
Für die Umsetzung einer Erinnerungskultur für das Thema Umweltschutz in der DDR am Beispiel der Kohle in Leipzig und Umland benötigt es a) eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema, b) eine Aufbereitung des Themas sowie c) eine Sichtbarmachung der Thematik. Von einer im Antrag geforderten sogenannten „Spur der Kohle“ im öffentlichen Raum wird jedoch abgesehen.
Zielführender als eine „Spur der Kohle“ wird der Vorschlag vom Stadtgeschichtlichen Museum (SGM) betrachtet, gemeinsam mit dem Amt für Archäologie im Jahr 2025 eine größere Sonderausstellung zu eben diesem Thema vorzubereiten. Die Sonderausstellung soll voraussichtlich im Jahr 2026 im SGM präsentiert werden. Die Kosten für die Ausstellung werden ermittelt sowie im Haushaltsplan 2025/2026 im Budget des Stadtgeschichtlichen Museums abgebildet.
Die Sonderausstellung wird, ausgehend von spektakulären Grabungsfunden in den Tagebauen, die Bedeutung der Kohle für Leipzig illustrieren und nachzeichnen. Unter Einbeziehung der Umweltbibliothek, die deutschlandweit einmalig ist, soll das Verständnis der Umweltarbeit in Leipzig noch deutlicher erinnerungspolitisch berücksichtigt werden. Zudem kann im Rahmenprogramm zur Ausstellung eine Veranstaltungsreihe mit der Umweltbibliothek geplant werden. Für die Umsetzung der oben genannten Maßnahmen entsteht jedoch ein finanzieller Mehrbedarf.
Damit wird auf das Engagement der Umweltbewegung der DDR und auch Ihrer Bedeutung innerhalb der Friedlichen Revolution eingegangen. Für die Erinnerungskultur der Stadt Leipzig wird ein weiteres wichtiges Thema gesetzt und einschließlich einer möglichen Publikation nachhaltig betrachtet und zusammengefasst werden.
Darüber hinaus verfügt das Amt für Umweltschutz (AfU) über umfangreiche, detaillierte und standortbezogene Informationen in Form von analogen Akten für das Thema Altlasten. Diese Akten sind in der Registratur (Archiv) aufbewahrt. Ein Zugang zu den Akten für fachliche externe Recherche und ggf. eine Auswertung der Informationen kann das AfU ermöglichen. Weiterhin kann das AfU das Vorhaben im Sinne einer Prüfung von historischen und aktuellen Umweltinformation (z.B. Fachdaten und Luftbilder) unterstützen. Auch kann das AfU bei der Aufbereitung von aktuellen behördlichen und fachlichen Herausforderungen (z.B. Zielkonflikte) im Umweltschutz behilflich sein.
Für die Aufbereitung des Themas für verschiedene Zielgruppen (z.B. Kinder und Jugendliche) kann das Umweltinformationszentrum (UIZ) unterstützen. Als Bildungs- und Informationszentrum für Umweltthemen kann das Zentrum, bei der Voraussetzung von verfügbaren personellen Ressourcen, zielgruppenspezifische Angebote entwickeln und vermitteln.
Ergänzend können wissenschaftliche Expert/-innen, wie z.B. Prof. Dr. Dieter Rink vom Department Stadt- und Umweltsoziologie des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig, einbezogen werden. Für das übergeordnete Thema „Kohle“ empfiehlt das AfU, das Sächsische Oberbergamt (https://www.oba.sachsen.de/) zu beteiligen. Für Recherchen zum Thema in und um Leipzig können die Einbindung des Stadtarchivs sowie die Beteiligung des Amts für Geoinformation und Bodenordnung sinnvoll sein.
Eine Mitwirkung der Verbildlichung der Geschichte der Umweltbewegung ist bei dem Thema „Offenlegung der Mühlgräben und Entwicklung der Braunkohle zu einer Gewässerlandschaft“ durch das ASG möglich und sinnvoll. Darüber hinaus sollen auch aktive Vereine der Region, die sich mit der geschichtlichen Aufarbeitung beschäftigen, einbezogen werden (z.B. DOKMitt e.V.).
Eine weitere touristische Route „Spur der Kohle“, analog zur Leipziger Notenspur, wird von der Stadtverwaltung nicht befürwortet. Die Aufrechterhaltung der bestehenden Notenspur ist finanziell und personell bereits sehr aufwendig, weshalb auch die Erweiterung auf den Notenbogen und das Notenrad noch nicht erfolgte. Der Aufwand zeigt sich auch bspw. immer wieder bei der Umsetzung der Leipziger Sportroute insofern, als dass nur ein bis zwei Stationen pro Jahr realisiert werden können.
In der Stadt besteht bereits eine starke Überformung des öffentlichen Raums mit erinnerungskulturellen Themen. Eine weitere Route mit sichtbaren Elementen wird deshalb kritisch gesehen. Zudem würde die vorgeschlagene Route „Spur der Kohle“ auch Stationen außerhalb Leipzigs umfassen – wie das Neuseenland –, was die Umsetzbarkeit erschwert, da die Stationen außerhalb des Stadtgebietes Leipzig nicht in der Zuständigkeit der Stadtverwaltung liegen.
Als Alternative empfiehlt die Stadtverwaltung, für weitere Routen nur App-basierte Varianten in Erwägung zu ziehen, wofür jedoch auch zusätzlich finanzielle und personelle Kapazitäten geschaffen werden müssten. Hier sollte für die Planung von weiteren Routen und Stationen die LTM GmbH eingebunden werden, die die Vermarktung der Region federführend in der Hand hat (bspw. Bergbautechnik Park im Neuseenland).
Realisierungs- / Zeithorizont
Die Vorplanungen und wissenschaftliche Konzeption der Ausstellung ist für das Jahr 2025 geplant, die Eröffnung und Präsentation im Stadtgeschichtlichen Museum für das Jahr 2026. Die Realisierung steht unter Vorbehalt der Bereitstellung von Mitteln im Haushalt.
Beschluss der Ratsversammlung am 8. Februar 2023
Der Antrag wurde in der Neufassung mit 50/11 so vom Stadtrat beschlossen.
Zwischenbericht zum Stand der Umsetzung 17.07.2023
in Arbeit
zu 1: in Arbeit
Das Thema ist ein generelles und wichtiges Anliegen, dem sich das Stadtgeschichtliche Museum sowohl im Rahmen der geplanten Ausstellung als auch anderweitig im Programm widmet und bereits gewidmet hat. Etwa zuletzt in der Ausstellung „Kennzeichen L“ im Jahr 2021.
zu 2: in Arbeit
Es haben bereits Abstimmungen zwischen den einzelnen beteiligten und im Antrag genannten Akteuren (Landesamt für Archäologie, DokMitt e.V.) und dem Stadtgeschichtlichen Museum stattgefunden; zudem gab es einen ersten gemeinsamen Workshop, der der inhaltlichen Schärfung und vor allem der Abgrenzung von Zuständigkeiten und der Bestimmung möglicher thematischer Synergien diente, die etwa im Begriff eines verschiedene Epochen übergreifenden „Strukturwandels“ greifbar werden. Dieser aufgrund der sehr unterschiedlichen Voraussetzungen der beteiligten Akteure unbedingt notwendige Abstimmungsprozeß wird im 4. Quartal 2023 fortgesetzt; zugleich laufen Abklärungen bezüglich der bereits für 2024 in Aussicht gestellten Mittel für vorbereitende externe Recherchen und Konzeptarbeiten.
Die Ausstellung wird für den Zeitraum März bis September 2026 geplant; dabei sind die in den Punkten 3) bis 5) des Antrags genannten Stationen im Stadtraum und der Region immer bereits mitgedacht.
Das Amt für Umweltschutz (AfU) hat keine eigenen Aktivitäten im Zusammenhang mit der Präsentation der Geschichte der Umweltbewegung in der DDR umgesetzt, da lediglich die Unterstützung bei thematisch relevanten Inhalten in Aussicht gestellt wurde. Dies betrifft auch Aktivitäten zur Aufbereitung des Themas „Umweltschutzgeschichte in der DDR am Beispiel der Kohle in Leipzig und Umland“ für verschiedene Zielgruppen (z. B. Kinder und Jugendliche), bei denen das Umweltinformationszentrum (UIZ) bei verfügbaren personellen Ressourcen unterstützen könnte.
zu 3: in Arbeit
Das Amt für Stadtgrün und Gewässer (ASG) hat zur Umsetzung des Stadtratsbeschlusses insofern gehandelt, dass das Thema Pleißemarsch und Offenlegung verrohrter Mühlgräben in das geplante Neuseenlandhaus integriert werden. Die Konzeption für die Inhalte des Neuseenlandhauses ist derzeit in Erarbeitung.
Das Neuseenlandhaus soll am Nordufer des Markkleeberger Sees entstehen und die Metamorphose einer Landschaft demonstrieren. Die Initiative "Stop Cospuden 1990" soll dabei Berücksichtigung finden.
Zudem werden die Stationen des Pleißegedenkmarsch „Stop Cospuden 1990“ in der Ausstellung des Stadtgeschichtlichen Museums mitgedacht.
zu 4: in Arbeit
Eine Liste der Orte und Ereignisse ist nicht abschließend, wird aber im Zusammenhang mit der Aufbereitung der Ausstellung im SGM erarbeitet werden. Zudem im Konzept für das Neuseenlandhaus bedacht.
Zwischenbericht zum Stand der Umsetzung 03.01.2024
in Arbeit
zu 1: in Arbeit
Das Thema ist ein generelles und wichtiges Anliegen, dem sich das Stadtgeschichtliche Museum (SGM) sowohl im Rahmen der geplanten Ausstellung als auch anderweitig im Programm widmet und bereits gewidmet hat, zuletzt in der Ausstellung „Kennzeichen L“ im Jahr 2021.
zu 2: in Arbeit
Die Arbeit an diesem für das Stadtgeschichtliche Museum (SGM) wichtigen Projekt hat begonnen; eine entsprechende Ausstellung wurde für Frühjahr/Sommer 2026 in die Planung des SGM aufgenommen.
Bereits im Sommer 2023 gab es ein erstes Treffen zwischen den einzelnen beteiligten und im Antrag genannten Akteuren (Stadtrat, Landesamt für Archäologie, DokMitt e.V.) und dem SGM; zudem gab es einen ersten gemeinsamen Workshop, der der inhaltlichen Schärfung und Abgrenzung von Zuständigkeiten und der Bestimmung möglicher thematischer Synergien diente, die etwa im Begriff eines verschiedene Epochen übergreifenden „Strukturwandels“ greifbar werden. Ein Folgetermin ist für Januar 2024 geplant.
Die verschiedenen Epochen des „Strukturwandels“ in Leipzig sowie der Region um Leipzig sind zudem Bestandteil des digitalen Landschaftsmodells des Grünen Ringes Leipzig (GRL).
Fragen der konzeptionellen Ausrichtung und Schwerpunktsetzung, des Verhältnisses von Kernausstellung und Stadtraumbespielung sowie der Verknüpfung von Narrativen der Archäologie, Umweltbewegung und Transformation stehen dabei im Vordergrund.
Die für das Vorhaben notwendigen Mittel wurden für 2025/26 als Mehrbedarfe im Doppelhaushalt angemeldet; entsprechend des Ratsbeschlusses werden auch unterjährig in 2024 noch Recherchemittel im vierstelligen Bereich erforderlich werden, deren genaue Höhe momentan ermittelt wird. Ein definitives Projektteam plus externe wissenschaftliche Forschungsressource wird sich zum Ende des 1. Quartals 2024 museumsintern konstituieren.
Das Amt für Umweltschutz (AfU) hat keine eigenen Aktivitäten im Zusammenhang mit der Präsentation der Geschichte der Umweltbewegung in der DDR umgesetzt, da lediglich die Unterstützung bei thematisch relevanten Inhalten in Aussicht gestellt wurde. Dies betrifft auch Aktivitäten zur Aufbereitung des Themas „Umweltschutzgeschichte in der DDR am Beispiel der Kohle in Leipzig und Umland“ für verschiedene Zielgruppen (z. B. Kinder und Jugendliche), bei denen das Umweltinformationszentrum (UIZ) bei verfügbaren personellen Ressourcen unterstützen könnte.
zu 3: in Arbeit
Das Amt für Stadtgrün und Gewässer (ASG) hat zur Umsetzung des Stadtratsbeschlusses insofern gehandelt, dass das Thema Pleißemarsch und Offenlegung verrohrter Mühlgräben in das geplante Neuseenlandhaus integriert werden. Die Konzeption für die Inhalte des Neuseenlandhauses ist derzeit in Erarbeitung.
Das Neuseenlandhaus soll am Nordufer des Markkleeberger Sees entstehen und die Metamorphose einer Landschaft demonstrieren. Die Initiative "Stop Cospuden 1990" soll dabei Berücksichtigung finden.
Zudem werden die Stationen des Pleißegedenkmarsch „Stop Cospuden 1990“ in der Ausstellung des Stadtgeschichtlichen Museums mitgedacht.
zu 4: in Arbeit
Eine Liste der Orte und Ereignisse ist nicht abschließend, wird aber im Zusammenhang mit der Aufbereitung der Ausstellung im SGM erarbeitet werden. Zudem im Konzept für das Neuseenlandhaus bedacht.
Zwischenbericht zum Stand der Umsetzung vom 19.12.2024
Sachstand:
zu 1 und 2: in Arbeit
Für die hinsichtlich einer Beteiligung des Stadtgeschichtlichen Museums (SGM) relevanten Beschlusspunkte 1 und 2 gibt es in verschiedenen Punkten neue Sachstände wie auch Veränderungen der Rahmenbedingungen. An der dauerhaften Relevanz des Themas für die gesamte Region Leipzig wie auch die Vorgeschichte der Friedlichen Revolution ist nicht zu zweifeln; dennoch waren und sind folgende Entwicklungen zu berücksichtigen:
1. Im Zuge der gerade laufenden Neuansiedlung der DokMitt, des Sächsischen Wirtschaftsarchivs und weiterer Themenakteure in Borna entsteht dort gerade ein genuines Kompetenzzentrum zur Geschichte und Transformation des Leipziger Südraums, in dessen Umfeld bestimmte Aktivitäten und Ziele des Beschlusses deutlich besser angesiedelt sind als in einer ins zentrale Leipzig transferierten Kopfausstellung. Zudem sollte hinsichtlich der archäologischen Bestandteile Rücksicht auf das ebenfalls in Planung befindliche Archäologische Dorf in Zwenkau genommen werden.
2. Für die Konzeption, Publikumsattraktivität und Strahlkraft der geplanten großen Sonderausstellung im SGM war es essentiell, daß dabei Themen und Aspekte des Umweltprotestes mit spektakulären Funden der archäologischen Tagebaugrabung sowie geretteten Objekten aus abgebaggerten Dorfkirchen verknüpft werden. Zu diesem Zweck wurden mehrere Workshops unter Beteiligung des Landesamtes für Archäologie, des SMAC Chemnitz und weiterer Themenakteure durchgeführt. Dabei zeigte sich jedoch, daß die geplante thematische Verknüpfung auf erhebliche Bedenken vor allem der Archäologie-Partner stieß und zudem verschiedene damit verbundene Kompetenz- und Interessenkollisionen nicht ausgeräumt werden konnten. Damit aber standen und stehen erhebliche Fragen hinsichtlich einer erfolgreichen Durchführung dieses Projektes im Raum, die mit Blick auf einen verantwortlichen Umgang mit öffentlichen Geldern ernst zu nehmen sind. Zudem ist insbesondere das SMAC durch seine Aktivitäten im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres Chemnitz 2025 und des Themenjahres zur Jüdischen Geschichte 2026 stark ausgelastet.
3. Teilthemen, Aspekte und Sammlungsobjekte zur Geschichte und den Konsequenzen der Kohleförderung im Leipziger Umland wurden im SGM in den letzten Jahren bereits wiederholt öffentlich ausgestellt (Industriekultur 2020, Kennzeichen L 2021). Zudem nimmt das Thema Umweltprotest und Ende der Kohleförderung) in einer zum Zeitpunkt des Ratsbeschlusses noch nicht absehbaren Weise auch größeren Raum in der laufenden Sonderausstellung des SGM zu den 1990er Jahren ein, so daß eine zeitnahe nochmalige Präsentation erhebliche Redundanzen erzeugen würde, die einer erfolgreichen Publikumswahrnehmung im Wege stehen.
4. Die im Beschluss bereits für 2024 in Aussicht gestellten Sondermittel für externe Recherchen und konzeptionelle Vorbereitungen sind zu keinem Zeitpunkt geflossen und auch im Nachgang zum Sachstandsbericht vom 3.1. 2024 nicht beschlossen worden. Damit war eine untersetzte umfängliche Projektvorbereitung bisher nicht möglich.
Aus diesen veränderten Rahmenbedingungen wurden folgende Schlüsse gezogen, die die Idee und Intention des Antrages dennoch aufgreifen und erfüllen sollen:
1. Das SGM bereitet anstelle des ursprünglich angedachten umfänglichen und institutionsübergreifenden Kooperationsprojektes (Beschlusspunkt 2) eine in eigener Regie umsetzbare Ausstellung vor, die sich unter dem beibehaltenen Titel „Die Spur der Kohle“ primär auf fotographische Zeugnisse der Tagebaulandschaft vor und nach 1990 stützt. Dafür wurde mit der Fotografin Marion Wenzel eine renommierte und in diesem Bereich ausgewiesene Partnerin gewonnen, mit der bereits erste Vorgespräche geführt wurden. Diese Ausstellung wird für das 2. Halbjahr 2027 vorbereitet; sie soll nach gegenwärtigem Stand auch neue Fotos enthalten. Für dieses Projekt wären im Interesse einer qualitativ hochwertigen Bildpräsentation sowie einer begleitenden Publikation, Mittel in Höhe von 25.000 Euro einzustellen, so das zu Jahresbeginn 2027 damit gearbeitet werden kann.
2. Das SGM wird dieses wichtige und bereits mehrfach bewährte Thema in seine Planungen hin zu einer neuen Dauerausstellung im Alten Rathaus aufnehmen, mit deren konzeptioneller Vorbereitung 2025/26 begonnen werden wird. Damit wäre Beschlusspunkt 1 grundsätzlich aufgegriffen.
3. Die im Leipziger Südraum (Cospudener See) geplanten Erinnerungsaktivitäten sollten in Zusammenarbeit mit dafür ausgewiesenen Partnern (DokMItt, Archiv Bürgerbewegung) konzeptionell vorangetrieben und umgesetzt werden.
zu 3: in Arbeit
Der ZV Kommunales Forum Südraum Leipzig, dessen Mitglied auch die Stadt Leipzig ist, wird die Trägerschaft u. a. für folgende überregional bedeutsame, touristische Einrichtungen der Bergbaufolgelandschaft übernehmen:
• der Bergbau-Technik-Park (Großpösna)
• das (zu schaffende) Besucherzentrum Neuseenlandhaus (geplanter Standort: Markleeberg)
• das (zu schaffende) Archäologische Dorf (geplanter Standort: Zwenkau)
• der (zu schaffende) Naturparcours Wyhra (Borna, ab 2026)
Durch eine Trägerschaft der genannten Einrichtungen außerhalb von Leipzig wird die Stadt in die Lage versetzt, die Technik des Bergbaus, wie sie in Leipzig eingesetzt wurde, zu präsentieren (Bergbau-Technik-Park), die Ergebnisse der rekultivierten Restlöcher in Leipzig mit ihrem besonderen naturschutzfachlichen Wert zu vermitteln (Naturparcours Wyhra), Fundstücke aus den Leipziger Restlöchern zu zeigen (Archäologisches Dorf) sowie auch die Geschichte des Bergbaus in Leipzig sowie der Umweltbewegung der DDR (u. a. Metamorphose der Landschaft seit der Eiszeit, Pleißemarsch, Geschichte der Verrohrung und Wiederöffnung von Mühlgräben, Initiative „Stop Cospuden 1990“ usw.) insgesamt darzustellen (Neuseenlandhaus).
Die Stadt Leipzig hat der für die Übernahme der Trägerschaft notwendigen Satzungsänderung des ZV in der Ratsversammlung am 19.09.2024 zugestimmt (VII-DS-10512). Die Satzungsänderung wurde durch den ZV am 29.10.2024 beschlossen.
Damit wird der in Beschlusspunkt 3 formulierten Zielstellung, dass die relevanten Stationen und Ereignisse der Umweltbewegung an ausgewählten Stellen auch im öffentlichen Raum sichtbar und damit erfahrbar zu machen sind, entsprochen. Überdies ist auch der Beschlusspunkt 4, wonach in angemessener Form an die Geschichte des Braunkohletagebaus und der Initiative „Stop Cospuden 1990“ in Abstimmung mit dem Archiv Bürgerbewegung und dem DOKMitt e. V. hingewiesen werden soll, entsprochen. Allerdings erfolgt die Vermittlung voraussichtlich am Markleeberger See und nicht am Cospudener See.
zu 4: in Arbeit
Überdies wird in angemessener Form an die Geschichte des Braunkohletagebaus und der Initiative „Stop Cospuden 1990“ in Abstimmung mit dem Archiv Bürgerbewegung und dem DOKMitt e. V., erinnert. Allerdings erfolgt die Vermittlung voraussichtlich am Markleeberger See und nicht am Cospudener See. Eine Liste der Orte und Ereignisse ist nicht abschließend, wird aber im Konzept für das Neuseenlandhaus bedacht.
Nächster Termin Beschlusskontrolle: 01.06.2025