Antrag: Einrichtung einer MINT-Erlebnisspur für Kinder in Leipzig

Antrag vom 2. Juli 2025

Beschlussvorschlag:

  1. Die Stadtverwaltung wird beauftragt, bis zum Mitte 2026 ein Konzept für eine "MINT-Erlebnisspur" im Leipziger Stadtgebiet zu entwickeln. Diese soll aus möglichst barrierearmen interaktiven Installationen und mehrsprachigen Erklärungen im öffentlichen Raum bestehen, die Kindern spielerisch naturwissenschaftliche, technische und mathematische Phänomene näherbringen.
  2. Für die Konzeptentwicklung und Umsetzung sollen Kooperationen mit lokalen Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen angestrebt werden, insbesondere mit dem Naturkundemuseum Leipzig, der Inspirata und weiteren MINT-Partnern.
  3. Die Stadtverwaltung wird beauftragt, mit dem Haushaltsplanentwurf 2027/28 einen Finanzierungsplan vorzulegen, der sowohl städtische Mittel als auch mögliche Fördermittel von Land, Bund und privaten Sponsoren berücksichtigt.
  4. Bei der Planung sind partizipative Elemente vorzusehen, die Kinder und Jugendliche in die Gestaltung der Erlebnisspur einbeziehen.
  5. Die Umsetzung der ersten Installationen soll ab 2027 erfolgen.

Begründung:

Die frühzeitige Förderung des Interesses an MINT-Themen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) ist für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft von entscheidender Bedeutung. Wie das Bundesministerium für Bildung und Forschung betont, sind "Kinder grundsätzlich neugierig, interessieren sich für Zahlen und Mengen, die Umwelt, Technik und Computer. Diese Neugier muss sich erst einmal zu Hause und im Kindergarten entfalten können. Denn bereits sehr früh kann die Begeisterung für Technik und Wissenschaft geweckt werden."

Eine MINT-Erlebnisspur im öffentlichen Raum bietet die Chance, diese natürliche Neugier aufzugreifen und zu fördern. Sie macht MINT-Bildung niedrigschwellig zugänglich und erreicht Kinder und Familien in ihrem Alltag, unabhängig von ihrem sozioökonomischen Hintergrund. Die Stiftung ‚Kinder forschen‘ unterstreicht die Bedeutung, "gemeinsam mit Kindern MINT im Alltag zu entdecken und zu erforschen". Genau dies soll durch die geplante Erlebnisspur ermöglicht werden. Der Smart-Pfad im Odenwald, Deutschlands längster MINT-Outdoor-Erlebnispfad, zeigt wie man in hervorragender Weise auch außerhalb all der großartigen Institutionen wie Inspirata, Naturkundemuseum usw. niedrigschwellig MINT-Bildung im öffentlichen Raum zugänglich machen kann. Ein positives Beispiel in Leipzig, welches um viele weitere Stationen erweitert werden sollte, bildet die Klangschale im Hansahaus. Diese Nachbildung einer bronzenen Wasser-Klangschale aus der Zeit der chinesischen Ming-Dynastie (um 1500 n. Chr.) fasziniert seit 1997 viele Menschen und animiert zum Ausprobieren und Hinterfragen der Funktionsweise.

Der öffentliche Raum bietet sich besonders für dieses Vorhaben an, da Kinder ihn, wie Forschungen zeigen, "auf ihre ganz eigene Art und Weise" erobern und durch Interventionen "in einen 'Abenteuerspielplatz' und in ein ästhetisches Experiment" verwandeln können. Die MINT-Erlebnisspur würde somit den öffentlichen Raum als Bildungsraum aufwerten. Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung betont: "Die räumliche Organisation von Städten und Gemeinden und dabei insbesondere die Qualität ihrer Freiräume drücken den gesellschaftlichen Stellenwert von jungen Menschen aus."

Mit der MINT-Erlebnisspur würde Leipzig ein klares Zeichen für die Wertschätzung von Kindern und ihrer Bildung setzen. Zudem kann die Erlebnisspur, im Sinne eines "kreativen urbanen Designs", dazu beitragen, "vernachlässigte Bereiche in lebendige Aktivitätszentren" zu verwandeln und so die Attraktivität des öffentlichen Raumes, für Natur und Technik insbesondere für Kinder steigern. Leipzig hat mit dem Naturkundemuseum, der Inspirata sowie mehreren Forschungsinstituten (Max-Planck-Institut, Fraunhofer-Zentrum, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, Deutsches Biomasseforschungszentrum, Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), HTWK und Universität Leipzig, Leipziger Schülerforschungszentrum AlmaLab, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR_School_Lab Leipzig), Leipziger Verein für Luftfahrt und Technikgeschichte e.V.) bereits starke Partner vor Ort, deren Expertise in die Gestaltung der Erlebnisspur einfließen kann.

Durch die Einbindung dieser Institute und Forschungseinrichtungen kann die MINT-Erlebnisspur in Leipzig sowohl fachlich als auch didaktisch erheblich gestärkt werden. Viele der genannten Partner verfügen über Erfahrung in der Entwicklung barrierearmer, interaktiver und mehrsprachiger Bildungsangebote und bringen eine breite Palette an Themen aus Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik ein. Die Kooperation würde zudem Synergien mit bestehenden Bildungsinitiativen schaffen und die Sichtbarkeit von Leipzig als Wissenschaftsstandort und zukunftsorientierte Stadt weiter erhöhen.

Verwaltungsstandpunkt vom 09.09.2025

Alternativvorschlag:

Der Oberbürgermeister unterstützt die Idee einer MINT-Erlebnisspur im öffentlichen Raum und setzt sich dafür ein, die im Antrag erwähnten Partner-Institutionen an einen Tisch zu bringen. Im Rahmen seiner vorhandenen Ressourcen kann der Oberbürgermeister den Prozess begleiten und unterstützen, es stehen hierfür aber keine finanziellen oder zusätzlichen personellen Ressourcen zur Verfügung.

Begründung:

Die Stadtverwaltung bewertet den Antrag zur Einrichtung einer niederschwelligen, barrierearmen MINT-Erlebnisspur für Kinder mit interaktiven Installationen im öffentlichen Raum als inhaltlich unterstützenswert.

Angesichts der Herausforderungen zur Haushaltssicherung und Aufgabenkritik ist der Einsatz von Personalressourcen für die Erstellung des gewünschten Konzeptes und den vorausgehenden verwaltungsinternen und -externen Abstimmungsprozess kritisch zu bewerten und derzeit nicht umsetzbar. Ebenso stehen absehbar keine finanziellen Mittel zur Verfügung.

Es wird daher alternativ vorgeschlagen, dass das Konzept von einem externen Projektträger erarbeitet wird, bei dem die fachliche und pädagogische Expertise vorhanden ist. Die Träger verfügen über fundiertes Wissen in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Diese Expertise ermöglicht es ihnen, altersgerechte, innovative und nachhaltige Angebote zu entwickeln. Sie kennen bewährte didaktische Methoden, um komplexe MINT-Themen kindgerecht zu vermitteln und verfügen über ein breites Netzwerk zu Schulen, weiteren Bildungseinrichtungen, Wissenschaftlerinnen und Partnern im MINT-Bereich. Außerdem haben sie umfassende Erfahrungen bei der Projektplanung, -steuerung und -evaluierung.

Die Stadtverwaltung wird unterstützend tätig, indem sie bei der Zusammenstellung eines Konsortiums geeigneter Partnereinrichtungen mitwirkt.

Leipzig verfügt im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit bereits über eine vielfältige Landschaft an außerschulischen Bildungs- und Freizeitorten, in denen MINT-, aber auch Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) lebensweltorientiert und praxisnah vermittelt werden. Außerdem wird durch das Referat für Beschäftigungspolitik im Rahmen der Kompetenzentwicklung von Schülerinnen und Schülern, ausgerichtet auf die Clusterstrategie der Leipziger Wirtschaft eine Vielzahl von Projekten und Initiativen in diesem Bereich unterstützt:

  • Kernkompetenz Technische Bildung: Förderung von praxisorientierten MINT-Angeboten für Leipziger Schüler/-innen. Vermittlung technischer Bildung sowie ein breiter Kompetenzerwerb in den Bereichen Techniknutzung und -anwendung. Die Umsetzung erfolgt in den Werkstätten, Laboren und Fachkabinetten der VDI GaraGe.
  • TechTeens: Bildungsinitiative der Joblinge gAG für Schüler/-innen zur Vorbereitung auf die digitale Berufswelt in Zusammenarbeit mit Schulen und Unternehmen in Leipzig.
  • Jugend forscht & Schüler experimentieren: Schaffung von Zugangsmöglichkeiten für Leipziger Schüler/-innen zu Themen der MINT-Bildung in Kooperation mit der Uni Leipzig und Unternehmen.
  • Inspirata - ExperiWatt: Wettbewerb für Schüler/-innen ab Klasse 9 an Oberschulen und Gymnasien. Schülerinnen und Schüler sollen für Technik, Naturwissenschaften und speziell für das Thema Energie begeistert werden. Seit dem Start im Jahr 2006 konnten schon über 5.100 Teilnehmende im Rahmen des Wettbewerbs forschen und experimentieren.
  • Chemie – die stimmt: Bundesweiter Wettbewerb für Schüler/-innen der 8. bis 10. Klassenstufe und bietet einen Einstieg in die Welt der Chemie.
  • RenewableSkills: Förderung technischer Kompetenzen für nachhaltige Lösungen für Schüler/-innen in Zusammenarbeit mit Studierenden der HTWK.

Außerdem sollte bei einer positiven Prüfung von den Partnerorganisationen in der Konzepterstellung das Spielraumkonzept Innenstadt - "Spielen am Wege" - (Beschlussvorlage - DSIV/ 4178) berücksichtigt werden. Dieses Konzept ist im Detail ergebnisoffen angelegt und definiert geeignete Bereiche in der Innenstadt, welche als Grundlage herangezogen werden können, nicht nur spielerische, sondern auch wissensvermittelnde Interaktionen im öffentlichen Raum zu integrieren.

 

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