Antrag: Lasst Bäume wachsen - Wald mehren und Biotopverbund stärken

Antrag vom 10. März 2022

Beschlussvorschlag:

Die Stadtverwaltung wird beauftragt bis zum 1. Quartal 2023 ein Konzept zu erstellen, um das Ziel der Erhöhung des Anteils der Waldfläche in Leipzig auf 10 % mittelfristig umzusetzen.

Als Teil dieses Konzepts ist auch die Stärkung des Grünzuges und die Verbindung von Grünflächen jenseits des Leipziger Auwalds aufzunehmen.

Dazu werden Gespräche mit Waldeigentümer*innen, dem Freistaat Sachsen und der Stiftung Wald für Sachsen aufgenommen und eine Bürgerbeteiligung durchgeführt.

Begründung:

Leipzig wird aufgrund des zentrumsnah verlaufenden Auwaldes von vielen als sehr grüne Stadt wahrgenommen. Dabei beträgt der Anteil der Waldfläche im Stadtgebiet Leipzig lediglich 6,5 %. Im Schnitt sind 10 % der Gemeindeflächen im Bundesgebiet Wald.

Auf der Seite der Stadt Leipzig ist dazu festgehalten, dass der Leipziger Stadtwald mit 2.100 ha zu den wichtigsten Erholungsräumen in Leipzig und Umgebung gehört und dies trotz seines relativ geringen Anteils an der gesamten Stadtfläche.

Auch nach der politischen Wende gab es trotz vieler Neuaufforstungen in Leipzig und Umgebung keine wesentliche Änderung an dem relativ geringen Waldanteil. Somit gehört das Territorium der Stadt Leipzig und die unmittelbare Umgebung immer noch zu den waldärmsten Regionen des Freistaates Sachsen.

Obwohl sich die Stadt das Ziel gesetzt hat, den Anteil der Waldflächen zu vergrößern, ist aktuell aufgrund des bestehenden Baudruckes eine gegenteilige Entwicklung spürbar.

Die im INSEK 2030 festgehaltene Zielstellung, dass es einer deutlichen Stärkung des Biotopverbundes bedarf, ist bislang kaum angegangen wurden. Dabei schreibt die Stadt wiederum als eigenen Arbeitsauftrag dazu, dass ein funktionstüchtiger Biotopverbund für den Naturschutz und Biodiversität sowie für das langfristige Überleben der Tier- und Pflanzenpopulationen in der Stadt unabdingbar ist.

Da der Biotopverbund auch im Bereich des Auwaldes, entlang des Elsterbeckens zwischen Hans- Driesch Str. und Jahnallee empfindlich gestört ist, bedarf es auch weiterer Anstrengungen um den Biotopverbund zu stärken und Grünbrücken zu schaffen um der heimischen Tier- und Pflanzenwelt Wachstumspotentiale zur Verfügung zu stellen.

In der Antwort auf die Anfrage zur Waldfläche in Leipzig schreibt die Stadtverwaltung: „Die Stadtverwaltung sucht und prüft ständig nach Flächen, die im Rahmen der gültigen Vorgaben (Sächsisches Waldgesetz, Sächsisches Naturschutzgesetz, FFH- und SPA-Managementpläne, Stadtratsbeschlüsse usw.) zur Anlage von neuen Waldflächen geeignet sind und sich im Eigentum der Stadt Leipzig befinden. Weiterhin bestehen Bestrebungen, solche Flächen anzukaufen. Außerdem wird versucht, auch private Grundstückseigentümer zur Anlage von Wald zu überzeugen.“

Diese einzelnen Bausteine sind in ein Konzept zu überführen aus dem deutlich hervorgeht, wie das Ziel der mittelfristigen Waldmehrung auf 10 % der Gebietsfläche geschaffen werden soll.

Gerade auch vor dem Hintergrund des Verschwindens von Brach- und Grünflächen innerhalb der Stadt einerseits und dem Klimawandel andererseits ist hier auch ein deutliches Zeichen von der Stadtverwaltung notwendig, dass man die Zeichen der Zeit verstanden hat und handeln will.

Die zunehmenden Proteste um das Verschwinden von Grünflächen in Leipzig machen deutlich, dass auch die Bevölkerung diesen Handlungsbedarf sieht und Handlungen erwartet.

„Wenn ein Mann die Hälfte eines Tages in den Wäldern aus Liebe zu ihnen umhergeht, so ist er in Gefahr, als Bummler angesehen zu werden; aber wenn er seinen ganzen Tag als Spekulant ausnützt, jene Wälder abschert und die Erde vor der Zeit kahl macht, so wird er als fleißiger und unternehmender Bürger geschätzt. Als wenn eine Gemeinde kein anderes Interesse an ihren Wäldern hätte, als sie abzuhauen!“ —  Henry David Thoreau

Verwaltungsstandpunkt vom 2. Juni 2022

Beschlussvorschlag:

Der Oberbürgermeister wird beauftragt, auf Grundlage des in Bearbeitung befindlichen Masterplans Grün, der Biotopverbundplanung und des Auenentwicklungskonzeptes Vorschläge für Flächen der Waldmehrung zu unterbreiten.

Begründung:

Das Ziel des Antrages zur Waldmehrung entspricht den strategischen Zielen sowie den Klimazielen der Stadt Leipzig, ist allerdings nicht auf eine feste Zielmarke von 10 % festgeschrieben und kann nicht losgelöst von den übrigen in Erarbeitung befindlichen Konzepten der Stadt, insbesondere dem Masterplan Grün und den Auenentwicklungskonzept erarbeitet werden.

Ein Konzept, die Waldfläche in Leipzig zu mehren und den Biotopverbund zu stärken, muss die strategische Ausrichtung des Biotopverbunds berücksichtigen. Denn der Verbund von Wald als Lebensraum von Tier- und Pflanzenarten ist einer von mehreren gleichrangigen Bausteinen im Biotopverbund, der gleichsam ein Verbund von Offenlandlebensräumen (z. B. Grünland, Gewässer) ist. Die zu erarbeitende Biotopverbundplanung wird aktuell parallel in Umsetzung des Beschlusses zur Petition "Bauen und Natur erhalten" (VP-P-00832-DS-02) angegangen, eine entsprechende Beschlussvorlage befindet sich derzeit in Vorbereitung. Die Planung soll 2024 vorliegen.

Auch im Kontext der künftigen Entwicklung der Leipziger Auenlandschaften - eine Fragestellung, die derzeit im Rahmen des Auenentwicklungskonzepts (VII-A-00516-ÄA-02) bearbeitet wird - bedarf das Ziel der Waldmehrung einer differenzierten Betrachtung. Denn analog zum Biotopverbund geht es nicht nur um Wald als schützenswerten bzw. erstrebenswerten Lebensraum, sondern auch hier gehören vor allem Stromtal-Auenwiesen, Frisch-, Feucht- und Nasswiesen zu einem auentypischen Mosaik von Wald und Offenland, welche angesichts ihrer naturräumlichen Seltenheit und Gefährdung als wertvolle Auenbiotope erhalten und vor allem entwickelt werden müssen. Als fachliche Entscheidungsgrundlage kann das Auenentwicklungskonzept dienen. Es ermittelt auf Basis der zu erreichenden hydrologischen Zustände - und unter der Prämisse des o. g. Wald-Offenland-Mosaiks - das Entwicklungspotenzial für die Wald- als auch Offenlandbiotope.

Realisierungs- / Zeithorizont

ab 2023

Neufassung vom 13. Juli 2022

Beschlussvorschlag:

Die Stadtverwaltung wird beauftragt bis zum 1. Quartal 2023 ein Konzept zu erstellen, um das Ziel der Erhöhung des Anteils der Waldfläche in Leipzig mittelfristig umzusetzen. Dabei orientiert sich die Stadtverwaltung an den Empfehlungen des Rates zur nachhaltigen Entwicklung, die eine Waldfläche von 10 % als sinnvoll erachten.

Dabei sollen bei der Erstellung des Grünflächen- und Grünflächenwegekatasters jene Grünflächen gesondert ausgewiesen werden, die für eine Waldmehrung besonders geeignet sind.

Als Teil dieses Konzepts ist auch die Stärkung des Grünzuges und die Verbindung von Grünflächen jenseits des Leipziger Auwalds aufzunehmen.

Dazu werden Gespräche mit Waldeigentümer*innen, dem Freistaat Sachsen und der Stiftung Wald für Sachsen aufgenommen und eine Bürgerbeteiligung durchgeführt.

Begründung:

mündlich

Beschluss in der Ratsversammlung am 13. Juli 2022

Der Antrag wurde wie folgt mit 41/0/7 Stimmen beschlossen:

Die Stadtverwaltung wird beauftragt, im Laufe des Jahres 2023 über das mittelfristige Ziel der Erhöhung des Anteils der Waldfläche in Leipzig zu informieren*. Die Stadtverwaltung wird beauftragt bis zum 1. Quartal 2023 ein Konzept zu erstellen, um das Ziel der Erhöhung des Anteils der Waldfläche in Leipzig mittelfristig umzusetzen. Dabei orientiert sich die Stadtverwaltung an den Empfehlungen des Rates zur nachhaltigen Entwicklung, die eine Waldfläche von 10 % als sinnvoll erachten.

 

Dabei sollen bei der Erstellung des Grünflächen- und Grünflächenwegekatasters jene Grünflächen gesondert ausgewiesen werden, die für eine Waldmehrung besonders geeignet sind.

 

Als Teil dieses Konzepts ist auch die Stärkung des Grünzuges und die Verbindung von Grünflächen jenseits des Leipziger Auwalds aufzunehmen.

 

Dazu werden Gespräche mit Waldeigentümer*innen, dem Freistaat Sachsen und der Stiftung Wald für Sachsen aufgenommen und eine Bürgerbeteiligung durchgeführt.

 

* = Von der Einreicherin vor der Abstimmung mündlich angepasst.

 

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