Antrag: Leipziger Förderprogramm für Kreativschaffende

Antrag vom 17. Februar 2017

Beschlussvorschlag

1. Die Stadtverwaltung Leipzig wird beauftragt, bis zum IV. Quartal 2017 zum Cluster Medien- und Kreativwirtschaft ein Förderprogramm zu erarbeiten, das folgenden Zielsetzungen dient:

  • die Arbeitsbedingungen für Kreativschaffende in Leipzig sind zu verbessern, damit deren Leistungskraft weiter gestärkt wird;
  • für auswärtige Künstler ist ein Anreiz auszuüben, sich in Leipzig niederzulassen und zu arbeiten;
  • das Arbeitsumfeld für Kreativschaffende ist zu verbessern;
  • städtische Betriebe, Einrichtungen und Liegenschaften, die räumliches Potenzial für Kreativschaffende besitzen, sind noch stärker einzubinden. 

2. Konkrete erste Maßnahmen darin sollen sein:

  • Aufbau eines kommunalen Flächenpools (Vergabe von Ateliers und Atelierräumen, temporär oder langfristig)
  • Aufbau einer Atelierbörse, in der private oder städtische Eigentümer freie Räume anbieten können ("Leerstandsmelder"). 

3. Das Förderprogramm ist als kultur- wirtschafts- und stadtentwicklungspolitischer Maßnahmekatalog gemeinsam mit Kreativschaffenden, Akteuren aus Verwaltung und Politik sowie Bestandshalter und Entwickler von Immobilien und Liegenschaften, Experten aus Stadtentwicklung, Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft zu entwickeln und umzusetzen.

 

Begründung: 

Leipzig wächst. Bis zum Jahr 2030 wird ein Wachstum von 720.000 Einwohnern prognostiziert. Zum dynamischen Wachstum und der Attraktivität unserer Stadt trägt auch maßgeblich die lebendige Kreativwirtschaft Leipzigs bei. 

Selbst ehemalige triste Wohngegenden konnten und können sich lebendig, sozial und kreativ entwickeln, insofern Kreativschaffende nicht aus ihnen verdrängt werden. Denn die wachsende Stadt trägt bereits zu einer Veränderung des hiesigen Flächen- und Wohnungsmarktes bei.

Der Leipziger Wohnungsmarkt befindet sich in einem Investitions- und Sanierungsboom. Dazu gehören vor allem Mietsteigerungen bei sanierten Gründerzeithäusern oder Industriebauten, die Bebauung ehemaliger ungenutzter Brachflächen und Umnutzung von Industriebauten.

Die sogenannten Leerstandspuffer werden in der Folge schnell aufgebraucht. Aktuell zeigt sich diese Entwicklung z.B. im Westen der Stadt, in Plagwitz einem ehemaligen Industrieviertel. Das Westwerk als privat getragener und wichtiger Bestandteil der Kreativwirtschaft Leipzigs wurde soziokultureller Anker und beliebter Freiraum für das Quartier.

Dies ist nun durch beträchtliche Mieterhöhungen bedroht, Kündigungen wurden ausgesprochen. Um diesen Auswirkungen im Sinne der angestrebten Stadtentwicklung zu begegnen, ist eine bessere Förderung der Kreativwirtschaft zukünftig notwendig. Die bereits existierenden Instrumente des Clusters Medien- und Kreativwirtschaft, angesiedelt im Amt für Wirtschaftsförderung und Kreatives Leipzig e.V., reichen allein nicht aus, um diese Entwicklung zu stoppen.

Die Möglichkeiten, kreative Frei-Räume neu zu schaffen, sind vielfältig, unterstützende Maßnahmen können und sollten dies auch sein. Leipzig benötigt dazu eine zukunftsweisende Strategie und wirksame Instrumente, um Kreativschaffenden weiterhin Entwicklungsmöglichkeiten anbieten zu können. 


Verwaltungsstandpunkt vom 13. Juli 2017:

Alternativvorschlag

Der Oberbürgermeister wird beauftragt, die Kreativschaffenden bei der Suche nach geeigneten Objekten bzw. Flächen zu unterstützen. Dazu wird geprüft, die Internetplattform immoSIS auszubauen. Die Kosten werden im Rahmen einer Ausschreibung ermittelt.
 
Begründung:

Es gibt bestehende Fördermöglichkeiten für die Kreativschaffenden der Stadt Leipzig. Dies sind als wesentliche Instrumente die Förderungen aus dem Mittelstandsförderprogramm, die Kulturförderung sowie die KU-Förderung und die Verfügungsfonds im Rahmen der europäischen und nationalen Stadtteilentwicklungsförderung. Über die Instrumente wird in Kooperation mit dem Verein Kreatives Leipzig als Branchenvertretung regelmäßig informiert. Bewilligungsstellen sind das Amt für Wirtschaftsförderung, das Kulturamt und das Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung.

Generell ist zwischen der Unterstützung von Unternehmen, der Förderung eines Kulturangebots und der Unterstützung von Einrichtungen und Orten mit Bedeutung für die Soziokultur in Stadtteilen zu unterscheiden. Deswegen richten sich die Förderschwerpunkte an unterschiedliche Zielgruppen, die unterschiedliche Bedarfe haben. Dies kann im Einzelfall zu Schnittmengen führen – zum Beispiel im Bereich der Unterstützung zur Schaffung von Spielstätten für darstellende Künste und Musik wie z.B. dem Felsenkeller.

Das Dezernat VII (Amt für Wirtschaftsförderung) ist für die Medien- und Kreativwirtschaft zuständig und unterstützt Kreative, die unternehmerisch tätig sind und mit ihrer schöpferischen Tätigkeit Geld verdienen. Das Mittelstandsförderprogramm mit 16 Einzelmaßnahmen  und einem Jahresbudget von 620.000 € (Überblick auf www.leipzig.de/mittelstand) wird zum Beispiel aktiv von Kreativwirtschaftsunternehmen in Leipzig in Anspruch genommen und verbessert somit deren Wettbewerbsfähigkeit und Leistungsfähigkeit. Besonders bei der Fördermaßnahme „Transfer kreativer Ideen“ profitieren die Akteure, da die Fördervoraussetzung die Zusammenarbeit mit einem Leipziger Dienstleister aus der Kreativwirtschaft ist. Auch mit der Clusterförderung unterstützt die Wirtschaftsförderung Projekte von Kreativschaffenden, dazu zählt unter anderem ein Kooperationsvertrag mit dem Verein Kreatives Leipzig.

Das Dezernat IV (Kulturamt) unterstützt Kulturprojekte und Institutionen, die einen Mehrwert für die Stadtgesellschaft generieren. Im Jahr 2017 hat das Amt eine Kulturförderung für Leipzig in Höhe von 5,7 Millionen Euro ausgegeben. Davon profitieren mittelbar und unmittelbar auch Künstlerinnen und Künstler.

Der Ausbau der Kooperationen zwischen den Eigenbetrieben Kultur und der freien Kunst und Kultur ist ein Schwerpunkt des Kulturentwicklungsplans (KEP), hierzu wurde eine Maßnahme (KEP Maßnahmen Nr. 20) hinterlegt.

Für auswärtige Künstler besteht bereits jetzt ein hoher Anreiz nach Leipzig zu kommen. Die künstlerische Szene und Vielfalt ist in Leipzig international vernetzt.

Die Stadt prüft momentan, ob eine Vereinheitlichung von Standards für die Vermietung von Räumen der Eigenbetriebe Kultur an freie Träger möglich ist (KEP Maßnahmen Nr. 21). Weiterhin wird von Seiten der Stadt (Kulturamt) aktuell geprüft, ob die Möglichkeit der Zwischennutzung von angemieteten Objekten, zwecks Unterbringung Asylsuchender, für die Nutzung von Proberäumen und Atelierräumen gegeben ist. Im Fachkonzept Kultur / INSEK wird der Bedarf an kreativen Frei-Räumen besonders herausgestellt und für die Schwerpunkträume als Zielmaßnahme definiert.

Das Dezernat VI (Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung) unterstützt über die KU-Förderung in Kooperation mit der Wirtschaftsförderung Unternehmen. Primäres Ziel ist hier die Etablierung bzw. Stabilisierung einer tragfähigen Wirtschaft in bestimmten Stadtbereichen wie dem Leipziger Osten und dem Leipziger Westen. Zur Tragfähigkeit gehört auch, dass die Unternehmen in der Lage sind, die Kosten ihrer Betriebsstätten aufzubringen, um eine dauerhafte Subventionierung durch die öffentliche Hand zu vermeiden.

In anderen Bundesländern und Kommunen gibt es eigens eingerichtete Teams, die sich konzentriert mit dem Thema Kultur- und Kreativwirtschaft beschäftigen können. Diese Teams agieren beispielsweise in München oder Hamburg dezernatsübergreifend und werden auch dezernatsübergreifend finanziert. Beim Beispiel München speist sich der Etat aus dem Referat Wirtschaft und Arbeit, dem Kulturreferat und dem Kommunalreferat (bei 6,5 neu geschaffenen Stellen wurden in 2012 für zusätzliche Personal- und Sachkosten 651.060 € eingestellt).

Ein erster Schritt in diese Richtung ist in Leipzig mit der Gründung einer Arbeitsgruppe aus Kulturamt, Wirtschaftsförderung, Stadtentwicklung (Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbau – ASW), den Kammern, dem Verein Kreatives Leipzig und weiteren Multiplikatoren/Akteuren der Kreativwirtschaft in Leipzig unternommen worden. Einmal im Quartal stehen auf Arbeitsebene ein Informationsaustausch und die Entwicklung gemeinsamer Projekte und Veranstaltungen im Fokus. Zukünftig soll auch das Liegenschaftsamt eingebunden werden. Eine erste gemeinsame Veranstaltung war die Informationsveranstaltung zum Thema „Kommunale Fördermöglichkeiten für die Kultur- und Kreativwirtschaft“ im März 2017.

Das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (SEKo), 2009 vom Stadtrat beschlossen, formuliert außerdem bereits eine fachübergreifende Stadtteilentwicklungsstrategie für Leipzig. Teil des Fachkonzeptes „Wirtschaft und Beschäftigung“ ist das Thema Industrie- und Gewerbeflächen. Die zu Grunde liegende Fachplanung ist der Stadtentwicklungsplan „Gewerbliche Bauflächen“ aus dem Jahr 2005.

Das Integrierte Stadtentwicklungskonzept wird seit 2015 als INSEK fortgeschrieben und auch das Fachkonzept „Wirtschaft und Arbeit“ überarbeitet. Im Rahmen der anstehenden Fortschreibung des Stadtentwicklungsplans „Gewerbliche Bauflächen“ werden die Belange der Kreativwirtschaft berücksichtigt.

Zum Thema Atelierräume und Flächen für Kreativschaffende existieren bereits Bemühungen der Stadt. Im Auftrag des Kulturamtes steht der BUND BILDENDER KÜNSTLER LEIPZIG e.V. (BBKL) seit mehreren Jahren als Ansprechpartner für die Ateliersuche zur Verfügung. Er hat auf seiner Internetseite eine Übersicht mit Adressen, Preisen und Ansprechpartnern erstellt, die ständig aktualisiert wird. In diesem Zusammenhang wurde auch die institutionelle Förderung des BBKL erhöht.

Um einen gesammelten Überblick über verfügbare Räume zu gewährleisten, bietet sich eine internetbasierte Lösung an. Da im Amt für Wirtschaftsförderung schon clusterbezogene Webseiten und Flächendatenbanken existieren, ist ein Aufbau auf diese sinnvoll. Der  Immobilienservice Immosis soll mit einem Leerstandsmelder für Kreativschaffende erweitert werden (https://www.wirtschaftsregion-leipzig-halle.de/index.php/gewerbeflaechen.html). Dazu sind Anpassungen auf der Plattform notwendig. Ziel soll es sein eine Datenbank zur Selbsteintragung der Immobilieneigentümer (sowohl kommunale Eigentümer als auch private) zu erstellen. Die Koordinierung soll beim Amt für Wirtschaftsförderung liegen. Zu beachten ist hier allerdings die Marktkonformität gegenüber Maklern und anderen Anbietern von Immobilien.

In diesem Zusammenhang soll es auch eine erweiterte Kooperation mit der IHK (die Kammer betreibt bereits einen Gewerbe-Immobilien-Service) und dem Verein Kreatives Leipzig geben. Seit März 2017 wurde zudem das Sächsische Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft etabliert, das ebenfalls als ein Partner in dieses Thema eingebunden wird.

Beschluss der Ratsversammlung am 23. August 2017:

Der Antrag wurde im Sinne des vom Antragsteller zur Abstimmung gestellten Verwaltungsstandpunkt von einer Mehrheit des Stadtrates beschlossen.


Bericht zum Stand der Umsetzung vom 14.02.2018:


in Arbeit

Die Kreativschaffenden werden bei ihrer Suche nach geeigneten Objekten bzw. Flächen über einen internetbasierten Leerstandsmelder der Kreativwirtschaft unterstützt.

Nach einer Ausschreibung wurde der Auftrag zur technischen Umsetzung erteilt und befindet sich derzeit in Arbeit. Mit der Fertigstellung ist im 2. Quartal 2018 zu rechnen.


Bericht zur Umsetzung vom 12.07.2018:

in Arbeit

Sachstand:

Der internetbasierte Leerstandsmelder wurde in seiner Grundfunktionalität fertig programmiert. Derzeit finden noch Abstimmungsprozesse mit dem Verein Kreatives Leipzig e.V. und anderen Partnern bezüglich der Befüllung und Nutzbarmachung des Leerstandsmelder für die Multiplikatoren der Kreativwirtschaft statt.

Es wird angestrebt Ende des Jahres 2018 online zu gehen.

Zeitgleich wird die gesamte Webseite www.kreativwirtschaft-leipzig.de, auf die der Leerstandsmelder platziert wird, überarbeitet und auf den neuesten technischen Stand gebracht, um eine reibungslose Funktionalität des Leerstandsmelders sicherzustellen.
 

Bericht zum Stand der Umsetzung vom 06.02.2019:

in Arbeit

Die Abstimmungsprozesse mit dem Verein Kreatives Leipzig und anderen Partnern bezüglich der Befüllung und Nutzbarmachung des Leerstandsmelders sind weitestgehend abgeschlossen.

Die Datenbank wird zukünftig "Freiraumfinder" heißen, da nicht nur reine Leerstände, sondern auch Zwischen- und Mehrfachnutzungen gelistet werden sollen.

Der Onlinegang ist zu Beginn des zweiten Quartals 2019.

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