Antrag: Leipziger Literaturstipendium ermöglichen

Antrag vom 25. November 2022

Beschlussvorschlag:

Der Oberbürgermeister wird beauftragt, sich in Kooperation mit interessierten und geeigneten Partnern um die konzeptionelle Entwicklung, Einrichtung und Durchführung des Leipziger Literaturstipendiums zu bemühen. Ziel sollte dabei sein, dass das Leipziger Literaturstipendium erstmals im Jahr 2024 ausgelobt wird.

Begründung:

Leipzig als Stadt des Buches und der Literatur hat vielen namhaften Schriftsteller*innen ein Zuhause geboten. So beispielsweise Friedrich Schiller, der die Ode „An die Freude“ 1785 während seines Aufenthaltes in Gohlis verfasste. Unzählige Werke und Namen von Schriftstellerinnen und Schriftstellern ließen sich anfügen. Seit langem besteht in Leipzig der Wunsch, in unserer Stadt ein Aufenthaltsstipendium zu etablieren, wie es in einigen Städten existiert (als sogenanntes „Stadtschreiber“-Programm). Als Besonderheit des Leipziger Literaturstipendiums soll es familienfreundlich gestaltet sein, um so auch Schriftstellerinnen und Schriftstellern mit Kindern Teilnahme zu ermöglichen, die bei anderen Aufenthaltsstipendien erschwert bis unmöglich ist. Neben Förderung literarischer Qualität, soll das Stipendium durch Veranstaltungen, Vernetzung und Austausch nachhaltig in die Leipziger Stadtgesellschaft hineinwirken und die literarische Strahlkraft unserer Stadt unterstreichen. Das Stipendium soll im gesamten deutschsprachigen Raum ausgelobt werden.

Ein geeigneter Träger wäre beispielsweise der Sächsische Literaturrat in Kooperation mit der Wolfgang-Hilbig-Gesellschaft. Der Literaturrat unterstützt z.B. das Autorenresidenzprogramm Leipzig-Brno und hat bereits im zweijährigen Prozess mit Kulturamt und Wolfgang-Hilbig-Gesellschaft an der Gestaltung eines möglichen Stipendiums personell mitgewirkt.

 

Verwaltungsstandpunkt vom 9. Februar 2023

Alternativvorschlag:

  1. Der Oberbürgermeister wird beauftragt bis zum 2. Quartal 2023, ein Förderinstrument (Preis oder Stipendium) zu konzipieren, welches die literarische Strahlkraft der Stadt Leipzig unterstützt. Die konzeptionelle Arbeit erfolgt in Kooperation mit der Wolfgang Hilbig Gesellschaft sowie anderen Akteuren der Leipziger Literaturlandschaft und setzt damit die geleistete Vorarbeit fort.
  2. Die namentliche Gestaltung soll eine Ehrung des Schriftstellers Wolfgang Hilbig verdeutlichen.

Begründung:

Die Wolfgang-Hilbig-Gesellschaft e. V. (WHG) hat der Stadt Leipzig 2016 den Vorschlag unterbreitet, mit der Etablierung eines Preises an die literarische Leistung des Schriftsteller Wolfgang Hilbig zu erinnern.

Wolfgang Hilbig wurden zahlreiche bedeutende literarische Preise, darunter 2002 der Georg-Büchner-Preis, zuerkannt. Er gilt als einer der sprachmächtigsten deutschen Autoren des ausgehenden 20. Jahrhunderts, seine Schriften sind in fast 20 Sprachen übersetzt. Er hat in verschiedenen Lebensphasen in Leipzig gelebt und in die Stadt hineingewirkt.

Der Vorschlag wurde 2018 mit einem Konzept für einen Literaturpreis untersetzt und innerhalb der Stadtverwaltung eingehend geprüft und mit dem Verein mehrfach besprochen. Im Ergebnis legte der Verein 2020 ein Konzept vor, dass die Etablierung eines Wolfgang-Hilbig-Stipendiums als Stadtschreiber/Stadtschreiberin in Leipzig vorsah.

Die WHG ging in ihrem Konzept davon aus, dass die Stadt Leipzig die gesamte Verantwortung für alle in diesem Zusammenhang entstehenden organisatorischen Aufgaben übernimmt. Alternativ wurde im Kulturamt (KA) erwogen, dass sich aus dem Kreis der Leipziger Literaturszene eine Arbeitsgruppe bildet oder ein Verein sich bereit erklärt, für die Organisation (Ausschreibung, Auswahl, Veranstaltung zur Preisvergabe, Betreuung der Stipendiaten während des Aufenthalts in Leipzig und Vorbereitung und Durchführung der öffentlichen Veranstaltungen) zu sorgen.

Am 17.06.2021 fand im Haus des Buches ein Workshop mit einem breiten Kreis von Personen der Leipziger Literaturszene zur möglichen Implementierung eines Stipendiums zu Ehren von Wolfgang Hilbig statt. Die Etablierung eines Preises war dabei nicht Thema. Als Ergebnis der Diskussion können folgende mit dem Stipendium verbundenen Ziele festgehalten werden:

  1. Ehrung des Autors Wolfgang Hilbig, Autorenförderung
  2. Wiederholende Sichtbarkeit und öffentliche Wahrnehmung des Wolfgang-Hilbig-Stipendiums
  3. Stärkung der überregionalen Ausstrahlung des literarischen Leipzig, Sichtbarkeit erhöhen
  4. Impulse in die Leipziger Literaturlandschaft tragen
  5. Beförderung lokaler Kooperationen, Vernetzung mit dem lokalen Literaturbetrieb

Bislang gibt es noch keinen Träger, der die Umsetzung des Förderformats verantworten kann. Eine rein ehrenamtliche Struktur wird für die Durchführung eines Stipendiums und der gewünschten überregionalen Ausstrahlung insbesondere hinsichtlich der Öffentlichkeitsarbeit seitens des Kulturamts nicht angestrebt.

Die „Familienfreundlichkeit“ des Förderformats war ein Thema des Workshops. Allerdings bestand weder bezüglich der Inhalte ein Konsens, noch darüber wie diese gewährleistet werden könnte.

Die WHG hat sich intensiv um eine Kofinanzierung durch Drittmittelgeber bemüht. Damit wurde ein Wechsel des Förderformats von einem Literaturstipendium hin zu einem Literaturpreis angestrebt.

Folgende bedeutende, mit der Stadt Leipzig in Verbindung stehende bzw. hier verortete Literaturpreise existieren:

  • Der Preis der Leipziger Buchmesse, mit den drei Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung. Der Preis ist mit 60.000 Euro dotiert und wird seit 2005 von einer siebenköpfigen Jury vergeben.
  • Der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung wird seit 1994 jährlich vergeben und zählt zu den wichtigsten Literaturpreisen in Deutschland. Eine Jury bestimmt die Preisträger für den mit 20.000 Euro dotierten Preis.
  • Der Erich-Loest-Preis der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig wurde erstmals 2017 vergeben. Das Vergabeintervall beträgt zwei Jahre. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.

Ein Literaturstipendium, das von einer Kommune vergeben wird, heißt in der i. d. R. Stadtschreiberstipendium.

Traditionell ist die Verleihung des Titels des Stadtschreibers für maximal 12 Monate mit einem Stipendium und der einer kostenfreien Unterbringung in der jeweiligen Stadt verbunden.

Ein solches oder ein ähnliches stipendienfinanziertes Format existiert bisher in Leipzig nicht.

Zwischen 1999 und 2004 wurde das Leipziger Literaturstipendium vergeben. Gestiftet wurde das Preisformat von diversen privatwirtschaftlichen Geldgebern.

Es gibt zahlreiche Stadtschreiberstipendien in Klein- und Mittelstädten, doch auch einige deutsche (z. T. auch internationale) Großstädte haben dieses Preis- und Förderinstrument etabliert. Einige können hochrangige Stipendiaten aufweisen, insbesondere Mainz und Frankfurt am Main. Manche Stadtschreiberstipendien sind vergleichsweise neu, wie z. B. das in Hamburg, welches allerdings kein kommunales Projekt, sondern eines der dortigen Volksbank ist. Das erste Stadtschreiberstipendium in Deutschland wurde 1974 in der damaligen Kleinstadt Bergen-Enkheim eingerichtet, welches heute ein Stadtteil von Frankfurt am Main ist.

Leipzig sollte mit dem Preis oder dem Stipendium eine überregionale Wirkung anstreben und keine geographischen oder biographischen Einschränkungen bei den Ausschreibungsbedingungen setzen.

Voraussetzung für die Vergabe ist ein Konzept inkl. eines Zeit- und Finanzplanes. Daneben sollte ein Statut zur Arbeit der Jury und zur Vergabepraxis des Stipendiums etc. erstellt werden.

Diese Vorplanungen werden voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte 2023 abgeschlossen.

Realisierungs- / Zeithorizont

Für die Realisierung des Förderinstruments ist ein Konzept erforderlich, das im 2. Quartal 2023 vorgelegt werden soll. Die weitere Umsetzung ist von der Bereitstellung der notwendigen Mittel abhängig.

Neufassung des Antrags vom 18. April 2024

Beschlussvorschlag

Der Oberbürgermeister wird beauftragt, in Kooperation mit Leipziger Kulturakteur*innen zum 4. Quartal 2024 das Konzept für ein familienfreundliches Leipziger Literaturstipendium zu entwickeln, mit dem Ziel, es 2026 erstmals auszuloben.

Begründung:

Seit langem besteht bei Akteur*innen der Leipziger Kulturszene der Wunsch, in unserer Stadt ein Aufenthaltsstipendium zu etablieren, wie es in einigen Städten etabliert ist (als sogenanntes „Stadtschreiber“bzw. Residenz-Programm). Dazu hat die Stadt bereits 2021 Workshops durchgeführt, die bis heute kein Resultat aufweisen.

Als Besonderheit des Leipziger Literaturstipendiums soll es familienfreundlich sein, um so auch Schriftstellerinnen und Schriftstellern mit Kindern einen Aufenthalt zu ermöglichen, der bei anderen Aufenthaltsstipendien erschwert oder unmöglich ist. Zu den Effekten eines solches Stipendiums zählen die Förderung literarischer Qualität, Vernetzung und Austausch. Es soll nachhaltig in die Leipziger Stadtgesellschaft hineinwirken und die literarische Strahlkraft unserer Stadt unterstreichen. Das Stipendium richtet sich an in deutscher Sprache Schreibende, und soll offen sein auch für Schriftstellerinnen und Schriftsteller in besonders gefährdeten Lagen.

Bei der Konzepterstellung kann aus den Erfahrungen der Hanns Eisler sowie des Caroline Neuber Stipendiums zurückgegriffen sowie Synergien genutzt werden.

 

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