Antrag: Pädagogisch betreute Bauspielplätze in der gesamten Stadt etablieren!
Antrag gemeinsam mit der Fraktion DIE LINKE vom 18. April 2024
Beschlussvorlage:
Der Oberbürgermeister wird beauftragt, bis Ende des Jahres 2024 ein Konzept zur stadtweiten Etablierung der sogenannten Bauspielplätze als pädagogisch betreute Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit vorzulegen und eine institutionalisiert geförderte Finanzierung außerhalb der Kinder- und Jugendförderung zu ermöglichen.
Dieses Konzept soll folgende Aussagen und Ansätze enthalten:
- inhaltliche Aspekte, wie Förderung von Gesundheit, Umwelt- und Nachhaltigkeitsbildung, Partizipation, Kreativität
- Zielgruppen
- Vernetzung mit anderen Angeboten der offenen Arbeit
- Größe/ Flächenbedarf
- Ausgestaltung (Spielgerät/ Baumaterial...)
- sachliche und personelle Ausstattung zur pädagogischen Betreuung.
Bei der Erarbeitung sind die lokalen Träger von Bauspielplätzen sowie der Bund der Jugendfarmen und Aktivspielplätze zu beteiligen.
Als Ziel wird die Errichtung zunächst mindestens eines pädagogisch betreuten Spielplatzes pro Stadtbezirk bis 2030 definiert.
Pädagogisch betreute Bauspielplätze sollen als freiraumorientierte Angebote vor allem für Kinder in die Fortschreibung der Integrierten Kinder- und Jugendhilfe aufgenommen werden. Ihre Zahl ist in der nächsten Fortschreibung weiter zu erhöhen.
Begründung:
Kinder brauchen altersangemessene Angebote zur Entfaltung ihrer Möglichkeiten, zum Erwerb sozialer Kompetenzen und kreativer Fähigkeiten. Bauspielplätze kommen den Bedürfnissen der Kinder nach Bewegung an der frischen Luft und des Erlernens von Selbsttätigkeit in besonderem Maß entgegen. Ihre Wirkung ist somit präventiv als positiver Sozialisationsort und Bildungsraum.
Kinder haben kaum mehr die Möglichkeit, ökologische Kreisläufe und Zusammenhänge aus erster Hand mitzuerleben. Der Anbau von Nutzpflanzen taucht in der Lebenswelt der Kinder immer seltener auf. Kinder halten sich überwiegend in Innenräumen auf, Medienkonsum füllt einen großen Teil des außerschulischen Tages aus und Bewegungsmangel begünstigt schon in jungen Jahren Adipositas und Zivilisationskrankheiten. Sozialisation im ungeschützten öffentlichen Raum begünstigt jede Form von Mobbing und Jugendkriminalität. Dagegen helfen pädagogisch betreute Spielplätze als Orte positiver Sozialisation, Empowerment und außerschulischer Bildung.
Das Ziel des Antrags ist die Ausweitung der betreuten Bauspielplätze als herausragendes, pädagogisch wertvolles Angebot, welches sich insbesondere an die 6-13jährigen jungen Menschen in Leipzig richtet. Bauspielplätze ziehen als niedrigschwelliges Angebot zahlreiche Kinder und deren Familien an, weit über die Grenzen des eigenen Stadtteils hinaus. Dies allein zeigt, dass in Leipzig der Bedarf an einem solchen Angebot deutlich größer ist und dass die Familien bereit sind, dafür auch lange Wege in Kauf zu nehmen. Die Leipziger Bauspielplätze werden von der Zielgruppe intensiv genutzt und sind für Schulen, Horte und KiTas als außerschulischer Lernort ein perfektes Ausflugsziel.
Im Vergleich zu anderen Städten verfügt Leipzig über wenig betreute Spielplätze. Bisher finden sich in der Stadt vier solcher Angebote (Wilder Westen - Plagwitz, OST - Neustadt-Neuschönefeld, Fuxbau - Mockau, Bauspielplatz Familienzentrum Caritas - Grünau). In vergleichbar großen Städten wie Stuttgart (630.000 EW) gibt es 22, Nürnberg (520.000 EW) - 12, Dresden (550.000 EW) 9 und in Berlin sogar 52.
Betreute Spielplätze sind vor allem „soziale Übungsfelder", d. h. Kinder sollen zwar selbständig, aber nicht allein gelassen sein. Sie brauchen Bezugspersonen, die ihnen bei ihren Sozialisationsprozessen aufgrund praktischer Erfahrungen und theoretischer Ausbildung helfen können, neue ungewohnte Erfahrungen zu machen und Alternativen im Verhalten zu entwickeln.
Die Betreuung erfolgt durch ausgebildete Pädagog*innen (Diplompädagog*innen, Sozialpädagog*innen und Sozialarbeiter*innen, Erzieher*innen).
Mit dem Antrag soll eine konzertierte Erweiterung der Angebote nach festgelegten Kriterien und sozialräumlichen Notwendigkeiten und Möglichkeiten erfolgen. Die Ausweitung soll spezifisch auf das Angebot der Bauspielplätze gerichtet werden, unabhängig von der Trägerschaft. Außerdem muss allen klar sein, dass eine Ausweitung dieses Bereiches auf möglicherweise alle zehn Stadtbezirke eine Projektfinanzierung aus dem Topf der Kinder- und Jugendförderung immer schwerer macht. Eine Erweiterung des Angebotes sollte daher mit einer Institutionalisierung einhergehen und eine dauerhafte Finanzierung sollte außerhalb des bisherigen Förderverfahrens erfolgen.
Alternativvorschlag der Verwaltung:
Der Jugendhilfeausschuss diskutiert im Rahmen der anstehenden Förderphase 2025/26 im Bereich der Kinder- und Jugendförderung (§§ 11 - 14, 16 SGB VIII), welche Leistungsbereiche gemäß Integrierter Kinder- und Jugendhilfeplanung und auf Grundlage der Ergebnisse der Jugendstudie „Jugend in Leipzig 2023“ zu stärken sind.
Beschluss der Ratsversammlung am 24. April 2024
Der Antrag wurde im Sinne des Verwaltungsstandpunktes, der seitens der Fraktion Freibeuter zur Abstimmung gestellt wurde, gegen die Stimmen der beiden antragstellenden Fraktionen mehrheitlich vom Stadtrat mit 34/25/1 so beschlossen.