Antrag: Völkerschlachtpanorama auf der Alten Messe ermöglichen
Antrag vom 7. Dezember 2017
Beschlussvorschlag:
Der Oberbürgermeister wird vom Stadtrat beauftragt, per Gesellschafterweisung über die LEVG GmbH für das Flurstück 159/104 in der Straße des 18. Oktober die Erarbeitung eines zeitlich begrenzten, aber mindestens 10jährigen Nutzungsvertrages mit der Asisi Panorama GmbH oder einem entsprechend interessierten Investor zu verhandeln. Ziel und Bedingung des Nutzungsvertrages soll die Errichtung und Betreibung einer etwa 30m hohen und durchmessenden Rotunde außerhalb der Sichtachse Völkerschlachtdenkmal-Neues Rathaus als „Kunst-Skulptur“ zur Ausstellung des ehemals im Panometer gezeigten Völkerschlachtpanoramas von Asisi sein.
Der Betreiber verpflichtet sich zudem sämtliche Kosten für Errichtung und Betreibung des Panoramas zu tragen. Desweiteren soll geprüft werden, einen symbolischen Denkmal-Beitrag (z.B. 0,50 € pro Besucher) für die spätere umfassende Sanierung des Gartendenkmals in dem Nutzungsvertrag festzuschreiben
Sachverhalt:
Zusammengefasste Argumente für die Ansiedlung des Völkerschlachtpanoramas von Asisi am Standort Alte Messe:
- Wiedererrichtung des Völkerschlachtpanoramas Leipzig 1813 von Yadegar Asisi zusätzlich zum Premierenhaus von Asisi im Panometer®,
- Bereicherung für das nationale und internationale Tourismusmarketing der Stadt Leipzig,
- Bereicherung für das städtische Kulturgeschehen,
- Vernetzung des Völkerschlachtgedenkens aus Denkmal, Ausstellungen und Panorama,
- Aufwertung des Standortmarketings für das Entwicklungsprojekt 'Alte Messe' ohne Nutzung eines vermarktbaren Grundstücks,
- Einnahmen aus angemessenem Denkmalbeitrag ohne signifikanten Aufwand und Sicherung der notwendigen investiven Mittel zur perspektivischen grundhaften Sanierung des Gartendenkmals,
- optimale verkehrliche Anbindung des Standortes durch S-Bahn, LVB, Rad und Pkw sowie optische wie fußläufige Anbindung an das Völkerschlachtdenkmal.
Begründung:
Der Stadtrat hat sich vor zwei Jahren mit klarer Mehrheit für die Wiedererrichtung des Völkerschlachtpanoramas von Asisi ausgesprochen. Voraussetzung war dabei, dass die Stadt selbst kein Geld für Errichtung und Betreibung aufbringen muss, sondern dies stattdessen durch die Suche nach einem geeigneten kommunalen Grundstück und bei einer späteren Errichtung durch eine Kooperation im Stadtmarketing und in den musealen Völkerschlachtgedenken unterstützt.
Seit dem Stadtratsbeschluss wurden zahlreiche Gespräche geführt und Überlegungen für einen potenziellen Standort in der Nähe des Völkerschlachtdenkmals angestellt.
Nach erfolgreicher Suche konnte ein Standort am Rande der Alten Messe identifiziert werden, der aus Sicht der Antragsteller überaus geeignet ist, da dieser nicht nur in fußläufiger Entfernung zum Völkerschlachtdenkmal ideale Kooperationsmöglichkeiten böte, sondern auch an der Sichtachse zwischen Völkerschlachtdenkmal und Neuem Rathaus liegt und so eine optische Vernetzung zwischen Denkmal, Ausstellung und Panorama garantiert. Zudem wäre eine verkehrliche Anbindung über die S-Bahn, die LVB und die Parkplätze auf der Alten Messe optimal gesichert.
Das Flurstück in Gänze, die Sichtachse von der Baumallee auf der Alten Messe bis hin zum Park vor dem Völkerschlachtdenkmal inklusive des Plateaus an der Messeallee, gilt als anerkanntes Gartendenkmal. Perspektivisch ist der Neubau der abgerissenen Brücke über die S-Bahn-Strecke und die Restaurierung des großzügigen Plateaus vor der Brücke geplant. Letzteres ist jedoch auch in den nächsten Jahren nicht finanziell gesichert und wird wohl weiter auf sich warten lassen.
Aufgrund des Denkmalschutzstatus ist das Grundstück nicht für eine dauerhafte Bebauung geeignet, im Gegensatz zu anderen auf der Alten Messe befindlichen Grundstücken ist es somit auch im Zusammenhang mit den Eigentümerzielen nicht vermarktbar. Eine zeitweilige Nutzung des Plateaus für die Aufstellung einer begehbaren Kunst-Skulptur sollte genehmigungsrechtlich möglich sein. Ähnliches wurde bereits in anderen Städten wie beispielsweise zur Errichtung einer Rotunde für das Pergamon-Panorama von Asisi auf der Museumsinsel in Berlin realisiert.
Aus diesem Grund sollte die Chance genutzt werden, ohne bauliche Einschränkung der Sichtachse, die kulturelle Nutzung des Plateaus einem interessierten Investor zu ermöglichen, um dadurch u.a. einen bedeutsamen Mehrwert hinsichtlich des Stadtmarketings sowie der späteren Finanzierbarkeit der grundhaften Sanierung des Gartendenkmals zu erreichen. Bei einem Denkmalbeitrag von beispielsweise 0,50€ würden bei einer geschätzten Besucherzahl von 200.000 p.a. jährliche Einnahmen für die Stadt für die spätere Sanierung des Gartendenkmals von 100.000 € erwartet werden.
Mehrere Städte verfügen mittlerweile über ein Stadtpanorama von Asisi, andere versuchen, dies in die Wege zu leiten. In Dresden kann man Dresden im Barock sowie das kriegszerstörte Dresden betrachten, Wittenberg zeigt sein Stadtpanorama zu Zeiten der Reformation, das französische Rouen verfügt über ein Stadtpanorama zu Zeiten des hundertjährigen Krieges und der Epoche von Jeanne d'Arc, Konstanz bereitet den Weg zur Errichtung eines Stadtpanoramas zu Zeiten des Konzils vor.
Leipzig, als Heimat des Panoramakünstlers Yadegar Asisi verfügt erfreulicherweise über das einzigartige und weitbekannte Premierenhaus mit wechselnden und meist neuen Themen, das Panometer®. Zum Völkerschlachtjubiläum 2013 wurde dort das Panorama Leipzig 1813 gezeigt, anschließend aber für die Ausstellung anderer Premierenbilder wieder entfernt. Eine Renaissance kann das Bild nur an anderer Stelle erfahren, zumal ein Stadtpanorama langfristig genutzt und ausgestellt werden müsste, um dauerhaft einen touristischen Mehrwert für das Stadtmarketing zu haben.
Leipzig könnte mittels einer Realisierung des Völkerschlachtpanoramas an dieser Stelle das Glück haben, über zwei Standorte der international bekannten und beachteten Panoramen von Yadegar Asisi zu verfügen. Dies wäre nicht nur eine weitere enorme Bereicherung für das städtische Kulturgeschehen und das nationale und internationale Stadt- und Tourismusmarketing sondern gleichzeitig auch eine enorme Aufwertung des Standortmarketings für das Entwicklungsprojekt 'Alte Messe'.
Im Maßstab 1:1 nähert sich das Panorama auf etwa 3.500 qm der Stadt Leipzig unmittelbar nach Ende der Völkerschlacht am 19. Oktober 1813. Der Betrachter steht wie auf dem Dach der Thomaskirche am westlichen Rand der damaligen Stadt und verfolgt das Geschehen im Zentrum sowie im Umland, wo die heftigsten Kämpfe stattfanden. Dieses wichtige europäische Ereignis wurde aus der Perspektive von Leipzig und seiner Bürger dargestellt.
In der Architektur von 1813 präsentiert Asisi das vergleichsweise unversehrte Leipzig, das in Folge der Kämpfe über 90.000 Tote und Verwundete sowie eine Vielzahl Gestrandeter aus den zerstörten Dörfern ringsherum zu bewältigen hat. Es herrscht Gedränge und Aufruhr in den Gassen und auf den Plätzen, rund um die einziehenden Siegertruppen, die abziehenden Franzosen und die zig Notleidenden.
Verwaltungsstandpunkt vom 20. Juni 2018
Alternativvorschlag:
Beschlussvorschlag:
Die Verwaltung schlägt folgenden Alternativvorschlag zur Beschlussfassung vor:
1. Der Oberbürgermeister wird beauftragt, die LEVG GmbH & Co. KG (LEVG) per Gesellschafterweisung zu beauftragen, für die in den Anhängen des Ursprungsantrages ausgewiesene Fläche des „östlichen Ohrs“ des sogenannten Stadtbalkons auf dem der Gesellschaft gehörenden Flurstück 159/104 in der Straße des 18. Oktober ein Interessenbekundungsverfahren durchzuführen.
2. Im Rahmen dieses Verfahrens soll geklärt werden, ob und zu welchen Bedingungen es Interessenten für die Errichtung und Betreibung einer ca. 30m hohen und durchmessenden Rotunde als „Kunst-Skulptur“ auf o.g. Flurstück und außerhalb der Sichtachse Völkerschlachtdenkmal-Neues Rathaus zur Ausstellung des ehemals im Panometer gezeigten Völkerschlachtpanoramas von Yadegar Asisi gibt.
3. Ziel soll die Erarbeitung und der Abschluss eines zeitlich begrenzten, aber mindestens 10jährigen Nutzungsvertrages sein. Voraussetzungen für diesen Nutzungsvertrag sind:
- Das Vorliegen aller rechtlichen Voraussetzungen.
- Die materielle Zulieferung durch den Künstler Yadegar Asisi.
- Die Übernahme aller für Planung, Errichtung, Betrieb notwendigen Kosten.
- Die Herstellung des Bereiches der Rotunde für eine Nutzung entsprechend der Vorgaben durch den Grundstückseigentümer.
4. Desweiteren soll geprüft werden, einen symbolischen Denkmal-Beitrag (z.B. 0,50 € pro Besucher) für die spätere umfassende Sanierung des Gartendenkmals im Nutzungsvertrag festzuschreiben.
5. Das Ergebnis des Verfahrens, ggf. mit einem entsprechenden Vertragsentwurf und Vorschlag, wird dem Stadtrat zur Abgabe einer Empfehlung an den Gesellschaftervertreter und den Aufsichtsrat der LEVG GmbH vorgelegt.
6. Der Stadtrat nimmt zur Kenntnis, dass im Zeitraum bis voraussichtlich 2024 eine Realisierung einer solchen Rotunde auf Grund der von 2019 – 2024 geplanten Baumaßnahme der an die Fläche anschließenden Brücke über die Bahnanlagen noch nicht möglich ist. Dies eröffnet jedoch einen ausreichenden Zeitrahmen sowohl für das Verfahren, die Klärung aller noch offenen Fragen, als auch die notwendigen Vorbereitungen eines Vertragspartners für die Realisierung. Das Interessenbekundungsverfahren ist zeitlich so einzutakten, dass die Realisierung nach Fertigstellung der Brücke beginnen könnte.
Sachverhalt:
Das Anliegen des Antragstellers, das Asisi-Panorama "Leipzig 2013" wieder sicht- und erlebbar zu machen, wird seitens der Verwaltung grundsätzlich begrüßt. Das Thema der Völkerschlacht zu Leipzig ist ein stadthistorisch unsere Stadt prägendes Ereignis, dass auch heute auf großes geschichtliches Interesse trifft, wie die erfolgreiche Erstpräsentation des Panoramas von Yadegar Asisi gezeigt hat. Der enge räumliche Bezug mit vorhandenen themenbezogenen Orten wie dem Völkerschlachtdenkmal kann dabei befruchtend und attraktivitätssteigernd wirken.
Da andererseits
- die Stadt nicht in der Lage ist, mit eigenem Investment zur erneuten Präsentation des Panoramas beizutragen,
- auch die LEVG GmbH als Grundstückseigentümerin nicht finanziell belastet werden kann,
- gleichwohl die mögliche temporäre zur Verfügungstellung des nicht vermarktbaren Grundstückes wettbewerbsneutral erfolgen muss
- und ein zeitlicher Zwangspunkt durch die Einschränkung der frühesten Verfügbarkeit des Grundstückes durch die vorher zu realisierende Brückenbaumaßnahme gegeben ist (Die das Grundstück umschließenden Rampen werden als Baustraßen beansprucht und eine Nutzung mit dauerhaften Besucherverkehr zwischen diesen ist aus technologischen und Verkehrssicherungsgründen nicht möglich.),
wurden im Alternativvorschlag die Rahmenbedingungen definiert, die für eine erfolgreiche Umsetzung eingehalten werden müssten.
Beschluss der Ratsversammlung am 22. August 2018
Der Stadtrat hat den Antrag im Sinne des vom Antragsteller zur Abstimmung gestellten Alternativvorschlages der Verwaltung mit großer Mehrheit (6 Gegenstimmen und 3 Enthaltungen von Linken und AfD) beschlossen.
Bericht zur Umsetzung des Beschlusses vom 11. April 2019
Am 27. Februar 2019 erfolgte die Neuausfertigung des Beschlusses der Ratsversammlung vom 22.08.2019. Darin erfolgt die Korrektur, dass sich das Interessenbekundungsverfahren auf des „westliche Ohr“ bezieht.
Nach Neuausfertigung weist die Gesellschafterin mit Datum vom 29. März 2019 die Geschäftsführung der LEVG mbH & Co. KG an, in Umsetzung des o.a. Beschlusses der Ratsversammlung der Stadt Leipzig ein Interessenbekundungsverfahren für die im Ratsbeschluss benannten Flächen und entsprechend der Maßgaben dieses Ratsbeschlusses durchzuführen.
Darüber hinaus wird die Geschäftsführung angewiesen, dass die vorgenannten Beschlusspunkte unter Einhaltung der in diesem Zusammenhang maßgeblichen rechtlichen Bestimmungen umgesetzt werden.
Damit ist die Grundlage gegeben, die Aufgaben aus den Beschlusspunkten 2. bis 6. zu realisieren:
- Klärung, ob und zu welchen Bedingungen Errichtung und Betreibung der Rotunde als „Kunst-Skulptur“ erfolgen kann.
- Erarbeitung und Abschluss eines Nutzungsvertrages
- Prüfung symbolischer Denkmal-Beitrag
- Darlegung des Verfahrensergebnisses vor dem Stadtrat
- Realisierung der Umsetzung nach Bau der Brücke in Verlängerung der Straße des 18. Oktobers.
Bericht zur Umsetzung des Beschlusses vom 5. März 2020
Der Sachstand des „Standes der Umsetzung“ vom 28.10.2019 stellte heraus, dass im Rahmen der Umsetzung des Beschlusses der Ratsversammlung der Stadt Leipzig zu DS-VI-A-05134 zwei wesentliche Aufgaben anstünden:
Die Unterzeichnung eines Letters of Intent (LOI) durch die LEVG, der durch die asisi Panorama International GmbH an die LEVG gesendet worden war.
Die Erarbeitung einer Bauvoranfrage für das Vorhaben, um u.a. die Einordnung des geplanten Baukörpers in das städtebauliche Konzept zu betrachten.
Zu 1.: Der LOI wurde im Dezember 2019 durch die Geschäftsführung der LEVG mbh & Co. KG unterzeichnet.
Zu 2.: Im Februar 2020 wurde durch den Geschäftsbesorger der LEVG, der WEP, ein Antrag auf Bauvorbescheid für den „Neubau eines Ausstellungsgebäudes“ gestellt. Grundlage bilden die von der asisi F&E GmbH vorgelegten Unterlagen mit Aussagen zur Kubatur sowie Qualitäten zum Ausbaustandard. Informationen zu den Materialien der Außenhülle liegen nicht vor.
Die Rotunde ist ausschließlich für die Präsentation des Panoramabildes angelegt und verfügt im Zentrum über eine innenliegende Besucherplattform mit drei Ebenen, die über eine Treppenanlage sowie einen Aufzug erreichbar sind.
Über einen vorgelagerten baulichen Riegel (Eingangshalle) werden die Besucher in das Ausstellungsgebäude geführt. Dieser Eingangsbereich soll optisch einem industriellen Charakter entsprechen (Außenwand Sandwich Paneele, geschliffener Betonboden). In diesem Baukörper sind der Kassen- und Garderobenbereich, ein Vorführraum (Film), ein Museumsshop, die erforderlichen Büro- und Personalräume sowie sanitäre Anlagen untergebracht.
Der Standort lässt die vom Künstler vorgegebene bauliche Verbindung zwischen Halle und Ausstellungsgebäude räumlich nicht zu. Während die Rotunde mit den vorgegebenen Maßen auf dem westlichen Ohr angeordnet werden kann, ragt der vorgelagerte Riegel weit in die Achse der Straße des 18. Oktober hinein.
Es wird angestrebt, den Eingangsbereich mit den gewünschten Funktionen an den Straßenraum „Alte Messe“ auszurichten oder aber getrennt vom Ausstellungsraum auf der gegenüberliegenden Seite des Stadtbalkons anzuordnen.
Städtebauliche Kennziffern:
Grundstücksfläche: ca. 6.000 m² (Teilbereich)
Gebäudegrundflächen: Rotunde ca. 1.050 m² (d= 36 m)
Eingangshalle ca. 400 – 500 m²
Gebäudehöhe. 32,5 m
Die Fragestellungen der Bauvoranfrage beziehen sich u.a. auf die grundsätzliche Bebaubarkeit des Stadtbalkons sowie die planungsrechtliche Zulässigkeit des Vorhabens hinsichtlich Art und Maß der baulichen Nutzung (insbesondere Höhenentwicklung). Mit einem Ergebnis der Antragsprüfung ist im Frühjahr 2020 zu rechnen.