Antrag: Vogelschutz ernst nehmen – Wildvogelhilfe unterstützen

Antrag vom 6. März 2024

Beschlussvorschlag:

  1. Die Stadtverwaltung überprüft sofort alle städtischen Gebäude, kommunalen Einrichtungen und Haltestellen hinsichtlich des Vogelschutzes an Glasfassaden und schafft bei Bedarf Abhilfe.
  2. Bei sämtlichen kommunalen Planungsvorhaben und Bauwerken wird insbesondere auf Vogelschutz geachtet. Glasfassaden und Fenster sind entsprechend anzupassen und Möglichkeiten für die Anbringung von Nistkästen sind mit einzuplanen.
  3. Die Stadt Leipzig nimmt Kontakt zur Wildvogelhilfe Leipzig e.V. auf und unterstützt diese bei der Suche nach geeigneten Räumen für die Unterbringung der Wildvogelambulanz.

Begründung:

Am ersten Märzwochende starben an den Glasfassaden des Technischen Rathauses 38 Meisen, am 5. März weitere 18 Meisen, da die Glasfassaden unzureichend gesichert waren. Einfache Aufkleber mit Greifvögeln hätte vermutlich ausgereicht um den Tod der Tiere zu verhindern.

Ausweislich der Zahlen der Wildvogelhilfe Leipzig e.V., ein ehrenamtlich arbeitender Verein, der sich um verletzte Wildvögel in Leipzig kümmert dominiert bei verletzten Vögeln als Ursache der Vogelschlag am Glas mit 16,4 %, gefolgt von Hitze und Katzenangriffen, sowie Verkehrsopfer.

Dabei ist bei der häufigsten Todesursache, dem Glasschlag, regelmäßig am einfachsten Abhilfe zu schaffen durch entsprechende Aufkleber an Glasfassaden.

2022 hatte Fraktion DIE Linke sich dem Thema bereits angenommen und gefordert, dass an Bauherrn entsprechende Hinweise versandt werden sollen, da eine verpflichtende vogelfreundliche Bauweise und Beachtung der Gefahren von Glasfassaden rechtlich nicht möglich ist. Ebenfalls auf Anfrage der Fraktion DIE LINKE hatte die Stadtverwaltung im Dezember 2023 geantwortet, dass sie diese Hinweise bislang im Berichtsjahr 2023 mehr als 1.800 mal verschickt hat.

Umso absurder mutet es an, wenn die Stadtverwaltung Hinweise zum Vogelschutz und Vogelschlag verschickt aber bei eigenen Einrichtungen und Haltestellenhäuschen mit negativem Beispiel vorangeht. Hier muss die Stadt sofort handeln und Abhilfe schaffen. Im Falle der Miete soll die Stadt mit den Vermieter*innen geeignete Vereinbarungen zum Anbringen von Vogelschutzaufklebern treffen.

Dies auch weil die Anzahl an Vögeln in Leipzig durch die Bautätigkeit, Verlust an Brach- und Grünflächen abnimmt. Auf die Anfrage VII-F-09310 der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zur Biodiversität hat die Stadt eingeräumt, dass sie keine genauen Zahlen dafür hat aber für einige Vogelarten von erheblichen Bestandseinbußen auszugehen ist.

Aktuell kümmert sich der Verein Wildvogelhilfe Leipzig e.V. unter dem Dach des NaBu Leipzig um verletzte Tiere. Bis zu 100 Anrufe gehen täglich beim Verein ein mit dem Hinweis auf verletzte Tiere, die der Verein ehrenamtlich pflegt. Im Jahr 2022 waren dies 274 Tiere aus insgesamt 52 verschiedenen Arten.

Der Verein finanziert sich ausschließlich ehrenamtlich und muss pro Tier und Woche etwa 10-20 Euro aufbringen. Hinzu kommt das Platzproblem. Ein Großteil der Wildvogelambulanz befindet sich in einer Kleingartenparzelle, die nur begrenzten Platz aufweist, so dass die Wildvogelhilfe kaum allen Hinweisen nachgehen kann. Mit der Unterstützung bei der Suche und zur Verfügungstellung eines geeigneten Domizils kann die Stadt hier selber Abhilfe schaffen und helfen dem Verlust an Vogelarten entgegenzuwirken.

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