Baukosten in Kindertagesstätten und Schulen
Anfrage vom 7. Juni 2011
Die Stadt Leipzig hat einen erheblichen Investitionsbedarf für Kindergärten und Schulen. Dabei kommt es besonders auf die realisierten Kosten je Schul- bzw. Kitaplatz an, um mit dem zur Verfügung stehenden Geld möglichst vielen Kindern eine Verbesserung der Situation zu ermöglichen.
Wir fragen an:
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Zu welchen Gesamtherstellungskosten (inkl. Mehrwertsteuer) je Platz wurden in der Stadt Leipzig in den vergangenen fünf Jahren Kitas und Schulen (städtische und freie Träger) neu errichtet bzw. grundsaniert (bitte getrennt aufschlüsseln)?
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Bitte nennen Sie Mittelwerte, Median und Extremwerte.
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Wie verhalten sich die Baukosten im sächsischen Vergleich ?
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Wie verhalten sich die realisierten Baukosten im Verhältnis zu den vom Freistaat Sachsen angesetzten notwendigen Kosten (wie in der Förderhöchstgrenze festgelegt)?
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Wenn Abweichungen bestehen, wie erklärt die Verwaltung diese?
Antwort aus der Ratsversammlung vom 22. Juni 2011
Zu 1.)
Schulen
In den letzten fünf Jahren wurden in Leipzig zwei Grundschulen komplex saniert und mit einem Anbau ergänzt:
- die Franz-Mehring-Schule mit Gesamtbaukosten i.H.v. 4,817 Mio. €
- und die Joachim-Ringelnatz-Schule mit Gesamtbaukosten i.H.v. 4,222 Mio. €.
Im Jahr 2011 werden
- ein Gymnasium (Wilhelm-Ostwald-Schule – Gesamtbaukosten 11,51 Mio €) als Pilotprojekt Passivhaus
- sowie eine Förderschule (Adolph-Diesterweg-Schule – Gesamtbaukosten 7,708 Mio. €)
nach Komplexsanierung und Erweiterungsbau inkl. 1-Feld-Sporthalle fertig. Ein Schulneubau erfolgte in Leipzig in den letzten fünf Jahren nicht.
Die Herstellungskosten je Schüler betragen:
- bei der Franz-Mehring-Grundschule 10.752 €/Schüler
- bei der Joachim-Ringelnatz-Schule 12.567 €/Schüler.
- beim Ostwaldgymnasium 23.019 €/Schüler
- sowie bei der Förderschule Adolph-Diesterweg 23.790 €/Schüler (KP-II-Maßnahme,
Kindertagesstätten
In den letzten 5 Jahren wurden durch die Stadt Leipzig realisiert: 1 Ersatzneubau (Baukosten 1.216.700 €) und 5 komplexe Sanierungsmaßnahmen in bestehenden Einrichtungen (Gesamtkosten aller 5 Maßnahmen 7.042.600 €). Durch freie Träger wurden 26 Neubauten, Ersatzneubauten sowie neue Einrichtungen durch Umnutzung in eine Kita geschaffen.
In einer Übersicht (siehe Anlage) werden die 31 Vorhaben dargestellt, die in den letzten 5 Jahren als Neubau- und Sanierungsmaßnahmen durchgeführt wurden. Die Übersicht enthält die jeweiligen Gesamtkosten sowie die Herstellungskosten je Platz und wird an die Mitglieder des Fachausschusses Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule ausgereicht.
Zu 2.)
Schulen
Die Berechnung statistischer Werte von nur vier Maßnahmen ist wenig aussagefähig. Die Bauvorhaben des KP-II-Bildungspaketes sind noch nicht auswertbar.
Kindertagesstätten
Der Mittelwert pro Platz für Neubauten liegt bei 10.405 €. Der Minimalwert pro Platz für Neubauten liegt bei 1.634 €. Der Extremwert pro Platz für Neubauten liegt bei 16.667 €. Der Median pro Platz für Neubauten liegt bei 11.246 €.
Der Mittelwert pro Platz für komplexe Sanierungsmaßnahmen liegt bei 12.550 €. Der Minimalwert pro Platz für komplexe Sanierungsmaßnahmen liegt bei 9.554 €. Der Extremwert pro Platz für komplexe Sanierungsmaßnahmen liegt bei 16.855 €. Der Median pro Platz für komplexe Sanierungsmaßnahmen liegt bei 10.949 €.
Zu 3.)
Ein Vergleich ist nicht möglich, da spezifische Projektdaten über Gebäudekubatur und Aufschlüsselung der Kostengruppen fehlen.
Zu 4.)
Schulen
Die Förderung von Schulbaumaßnahmen erfolgt im Freistaat Sachsen projektkonkret nach Kostenrichtwerten, je Schulart spezifisch.
Die vormalige Oberfinanzdirektion Chemnitz, jetzt Landesamt für Steuern und Finanzen, vergleicht die vorgelegten Planungen zu einer Schulbauinvestition in Bezug auf die reine Programmfläche mit den Angaben der allgemeinen Schulbauempfehlungen für den Freistaat Sachsen vom 15.12.1993 inkl. der dort ausgewiesenen Musterraumprogramme.
Bei der Betrachtung zur Wirtschaftlichkeit eines Schulbauvorhabens werden die Kennwerte Hauptnutzfläche (HNF), Nebenfläche (NF), Bruttorauminhalt (BRI) etc. mit Kostenfachliteratur, z.B. Mittag und BKI- Baukosten abgeglichen. So liegt der Richtwert für Grundschulen bei 2.454 €/m2 Programmfläche. Dieser Kostenrichtwert entspricht im Wesentlichen dem der o.g. Schulbauempfehlung von 1993.
Bei Sanierungen vorhandener Substanz werden i.d.R. maximal 70 % der Neubaukosten als Wirtschaftlichkeitskriterium angesetzt. Bei Überschreitung gilt die Maßnahme als unwirtschaftlich. Bei Förderung nach Schulhausbau wird bei Grundschulen die anteilige Hortfläche i.d.R. als nicht förderfähig eingestuft. Die förderfähige Fläche verringert sich somit auf maximal 70 %. Der städtische Eigenanteil erhöht sich dadurch.
Der Kostenrichtwert von 2.454 €/m2Programmfläche wurde bei den oben genannten Maß- nahmen unterschritten. Durch Nichtanerkennung anteiliger Programmflächen und Streichungen bei haustechnischen Anlagen in der Kostengruppe 400 durch die Prüfbehörde LSF, im Besonderen bei Gebäudeautomation und im IT- Bereich, wurden Teilleistungen als nichtförderfähig eingestuft.
Kindertagesstätten
Die vom Freistaat Sachsen angesetzten förderfähigen Kosten pro Platz betragen bei
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Sanierungsmaßnahmen 9.000 € und bei
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Neubaumaßnahmen 11.900 € .
- Der erzielte Mittelwert pro Platz bei komplexen Sanierungsmaßnahmen (12.550 €) überschreitet die förderfähigen Kosten um 3.550 €.
- Der erzielte Mittelwert pro Platz bei Neubaumaßnahmen (10.405 €) unterschreitet die förderfähigen Kosten um -1.495 €.
Der Freistaat erwägt die Anhebung der förderfähigen Kosten pro Platz auf 15.000 € für zukünftige Förderverfahren.
Zu 5.)
Schulen
Die realisierten Baukosten der Sanierungsvorhaben Franz-Mehring-Schule und Joachim- Ringelnatz-Schule unterschritten den Kostenrichtwert von 2.454 €/m2 Programmfläche durch Weiternutzung von vorhandenen Ausbauelementen bzw. durch Auswahl kosten- günstiger Ausführungsvarianten.
Kindertagesstätten
Bei Neubaumaßnahmen wird auch bei Investitionen Dritter auf das Kosten-/Nutzenver- hältnis bereits in der Vorplanungsphase Einfluss genommen. Die Kostenschwankungen entstehen insbesondere durch die unterschiedlichen Grundstückzuschnitte und konjunk- turabhängige Wettbewerbspreise.
Die Abweichungen bei komplexen Sanierungsmaßnahmen erklären sich vor allem durch das Bauen in nicht für den Zweck der Kinderbetreuung errichteten Objekten mit einem Investitionsstau von mindestens 30 Jahren.
Hier finden Sie noch eine tabellarische Übersicht als Anlage 1