Baumfällungen werden immer mehr zu einem Problem

Foto: Martin Jehnichen

Pressemitteilung vom 26. April 2023

Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN warnt abermals vor einem voranschreitenden Baumverlust in Leipzig. Die Zahl der beantragten Baumfällungen in Leipzig steigt von Jahr zu Jahr, wie aus einer aktuellen Anfrage der Fraktion hervorgeht. Allein 2022 wurde die Fällung von 2.071 Bäumen genehmigt, ca. 75% davon wurden im Rahmen von Baugenehmigungsverfahren freigegeben. Ebenso schätzt die Stadt ein, dass sich die Zahl an illegalen Eingriffen, also ohne Antrag und demzufolge auch ohne eine entsprechende Anordnung von Ersatzpflanzungen, auf hohem Niveau hält.

Jürgen Kasek, umweltpolitischer Sprecher der Fraktion:

„Durch eine anhaltend hohe Bautätigkeit werden in Leipzig immer mehr Bäume gefällt, einige davon ohne Genehmigung. Ersatzpflanzungen werden zwar angeordnet, aber nur punktuell überprüft. Durch den Verlust von Grünflächen, der vielerorts festzustellen ist, wird sich die Stadt im Sommer stärker aufheizen. Das wird zunehmend zu einem Problem. Wir erleben die Grenzen und negativen Auswirkungen des Wachstums und schaffen an heißen Sommertagen eine zunehmend lebensfeindliche Umgebung in der Stadt. Das ist auch durch die Erhöhung der Anzahl an Straßenbäumen nicht zu retten.

Leipzig verliert seit Jahren Bäume in einer vierstelligen Anzahl. Lebensraum für Tiere und Kaltluftentstehungsgebiete verschwinden und die Grundlage für eine immer stärkere Aufheizung wird geschaffen. Wir müssen hier endlich wirksam gegensteuern. Die Fehler von heute werden sich in den kommenden Jahren bitter rächen. Es muss ein grundlegendes Umdenken in Bezug auf Bäume geben. Illegale Fällungen müssen strenger geahndet werden, Ersatzpflanzungen regelmäßig kontrolliert werden. Fiktionsgenehmigungen, also Genehmigungen ohne Prüfung durch die Verwaltung aufgrund von verstrichenen Bearbeitungsfristen, darf es einfach nicht mehr geben! Dafür müssen die personellen Voraussetzungen bei der Stadt geschaffen werden. Aber Baumschutz beginnt bereits bei der Planung: Bauvorhaben sollten sich am bestehenden Gehölzbestand orientieren! Ersatzpflanzungen sollen, wenn möglich, bereits vor dem avisierten Eingriff umgesetzt werden, damit einerseits echte Ausweichlebensräume entstehen und zum anderen eine Kompensation der Baumleistung nicht erst viele Jahre später eintritt. So soll ein Baum, der wirklich weichen muss, möglichst durch Umpflanzung erhalten werden. Denn es dauert Jahre bis junge Ersatzpflanzungen die „Leistung“ eines großen Bestandsbaumes erreichen. Wir können es uns schlicht nicht mehr leisten, so fahrlässig mit unserem Stadtgrün umzugehen!“

In dem Zusammenhang sei auch auf den Beschluss des Änderungsantrages der Fraktion in der letzten Ratsversammlung zur Vorplanung der Komplexmaßnahme Straßenbahnneubaustrecke Mockauer Straße/Tauchaer Straße verwiesen. Hier hat unsere Fraktion erreichen können, dass Ersatzpflanzungen und mögliche Umpflanzungen bereits im kommenden Herbst und damit noch mehrere Jahre vor Beginn der eigentlichen Baumaßnahme vorgenommen werden. Ebenso wurde der Auftrag erteilt, Zielkonflikte zwischen notwendiger Baumaßnahme und dem Erhalt von vorhandenen Grünstrukturen im Zuge der weiteren Planung bestmöglich aufzulösen.

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