Bündnisgrüne Fraktion unterstützt Steuerungskonzept zur Schulsozialarbeit und fordert Freistaat zu bedarfsgerechter Finanzierung auf
Foto: Martin JehnichenPressemitteilung vom 29. Oktober 2025
Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat in der Ratsversammlung am 29. Oktober 2025 dem neuen Steuerungskonzept zur Schulsozialarbeit in Leipzig, welches vom Amt für Schule überarbeitet wurde, zugestimmt.
Marsha Richarz, Stadträtin und Sprecherin für Kinder- und Jugendhilfe hat dazu für die Fraktion eine Rede gehalten und betont:
„Wir unterstützen ausdrücklich das fachlich sehr professionelle Steuerungskonzept, weil es sehr gut abbildet, an welchen Schulen wir solche sozial- und jugendhilfepolitische Bedarfe vorfinden, dass wir ihnen mit einer Unterstützung durch den Einsatz von Schulsozialarbeit entgegnen müssen. Trotz begrenzter finanzieller Mittel in Zeiten rasant wachsender Überschuldung trägt das Konzept dem Perspektivziel einer flächendeckenden Implementierung von Schulsozialarbeit allen Schularten Rechnung und unterstützt auch Schulen die schon seit mehreren Jahren – sowohl nach alter als auch nach neuer Indizierung – Anspruch auf diese Hilfe haben. Dass diese Unterstützung in der Breite letztlich teilweise zu einer Verlagerung von bislang mit Schulsozialarbeit bedachten Schulen kommt, deren Sozialindex sich entweder verbessert hat, oder eben einen teils deutlich geringeren Bedarf zeigt als bislang unbedachte Schulen, ist tragisch, entspricht aber dem solidarischen Vorgehen in Zeiten, in denen die verfügbaren Mittel nicht für alle Standorte ausreichen.“
Leipzig ist mit Schulsozialarbeit an mittlerweile rund 70% der Schulen bundesweit beispielgebend. Während sich trotz Haushaltssperre mehr kommunale Mittel im städtischen Haushalt für den Zweck der Schulsozialarbeit finden, sinken die Landeszuschüsse durch parallele Kostensteigerungen faktisch.
Anna-Lisa Möbius, Stadträtin und schulpolitische Sprecherin der Fraktion:
„Schulsozialarbeit ist kein Luxus, sondern eine unverzichtbare Säule unserer Bildungslandschaft! Die Stadt Leipzig hat in den vergangenen Jahren trotz fehlender Landesmittel ihren Eigenanteil kontinuierlich erhöht, um bestehende Angebote zu sichern. Doch die jüngsten Kürzungen des Freistaats und die Haushaltssperre blockieren nun dringend notwendige Stellenausweitungen. Dass wir den vom Stadtrat beschlossenen Ausbau aktuell nicht umsetzen können, ist ein herber Rückschlag. Dennoch arbeiten wir mit Nachdruck daran, langfristige Planungssicherheit für Träger und Schulen zu schaffen, auch durch faire Anpassungen der Sozialindikation, damit keine Einrichtung zurückgelassen wird
Die Fraktion hatte sich mit der Initiative „Schulsozialarbeit zur Regel machen“ sowie einer klaren Haltung gegen die Landeskürzungen für eine flächendeckende Absicherung eingesetzt. Wir brauchen jetzt eine Entspannung der Haushaltslage, um diese systemrelevante Arbeit dauerhaft zu sichern. Die Erfahrungen aus der Praxis bestärken uns darin, diesen Kampf weiterzuführen.“
Marsha Richarz: „Bildungsförderung und Sozialarbeit zu verschränken ist einer von mehreren notwendigen Erfolgsfaktoren für eine gelingende Schullaufbahn von Kindern und Jugendlichen. Dabei ist Schulsozialarbeit aber keine Allheilsbringerin, als diese sie mitunter stilisiert wird. Nur gemeinsam mit den weiteren pädagogischen Fachkräften in den Schulen – idealerweise gut strukturiert im multiprofessionellen Team – werden die komplexen Zielstellungen erreicht.
Die Mobilisierung an vielen Schulen, die wir in den vergangenen Wochen erlebt haben und die auch heute vor dem Rathaus sicht- und hörbar war zeigt das große Potenzial, welches innerhalb der Elternschaft, zwischen Elternschaft, Lehrkräften und den Trägern der Sozialarbeit existiert. Schulsozialarbeit sollte weder ein Ersatz sein für die Verantwortung aller Eltern oder für die Verantwortung des Bildungssystems. Sie ist ebenso kein Ersatz für die Fehlstellen, die es in den Schulen gibt oder für die erdrückende Erwartungshaltung, die teilweise auf unseren Lehrkräften tagtäglich lastet. Schulsozialarbeit ist eine zusätzliche Unterstützung um dazu beizutragen, bestehende Bildungsbenachteiligungen sowie ungünstige Faktoren auszugleichen und zu reduzieren sowie den Bildungserfolg zu unterstützen.“
Die Rede von Stadträtin Marsha Richarz aus der Ratsversammlung vom 29. Oktober 2025 im Wortlaut.