CO2-Rechner für Kulturbetriebe als deutschlandweites Leuchtturmprojekt veröffentlicht

Foto: Martin Jehnichen

Pressemitteilung vom 8. November 2023

Am heutigen 8. November 2023 wird der CO2-Rechner für Kulturbetriebe veröffentlicht. Im Zuge der Haushaltsverhandlungen hatte die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eine begleitende Initiative dazu und stand in engem Austausch mit dem Kulturamt, das u.a. durch das Interesse der Stadt Dresden eine Finanzierung ermöglichte. In einem Kooperationsprojekt der Stadt Leipzig und dem Landesamt für Kultur und Denkmalschutz mit der Mittelstandsinitiative „Energiewende und Klimaschutz“, der GICON Großmann Ingenieur Consult GmbH und der WIPS-com GmbH sowie Leipziger Kultureinrichtungen wurde ein bestehender Rechner der Handwerkskammer angepasst. Auf der Webseite https://www.energie-tool.de können sich ab sofort Kultureinrichtungen mit Sitz in Leipzig und Dresden unabhängig ihrer Trägerschaft für die lizenzfreie Nutzung registrieren. Das Kulturamt steht im Gespräch mit der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien darüber, dass der Rechner deutschlandweit verwendet werden könnte.

Annette Körner, Stadträtin und kulturpolitische Sprecherin der Fraktion:

„Wir begrüßen das vorbildhafte Engagement der Stadtverwaltung, mit der sie die dringend notwendige Entwicklung eines CO2-Rechners für die Kultur vorantreibt. Das ist ein wichtiger Schritt, damit unsere Kulturinstitutionen und die Freie Szene effektiv ihre eigene CO2-Bilanz erstellen und daraus klimafreundliche Maßnahmen ableiten können.“

Foto: Martin Jehnichen

Unsere Stadträtin Anna Kaleri, Mitglied im Kulturausschuss, hat sich im Theater der Jungen Welt in die Anwendung des Rechners einführen lassen und sagt:
„Das nun für den Kulturbereich angepasste Webtool hat eine sehr benutzerfreundliche Oberfläche und stellt eine Erleichterung dar. Die Analyse des Status quo, also der Energiebilanz unserer Kultureinrichtungen und der Ermittlung der Hauptemissionsquellen, ist das Eine, weitere Fragen und Zielkonflikte gilt es dann aber zu klären, zum Beispiel zu Ausgleichszahlungen für nicht vermeidbare Emissionen, oder wie man mit denkmalgeschützten Gebäuden umgeht.“

Wozu brauchen Kultureinrichtungen einen CO2-Rechner?

Das Thema Klimaneutralität bewegt Akteur*innen der Leipziger Kultur, aber es fehlte ein einfaches Instrument zur Ermittlung des ökologischen Fußabdrucks. Auch bereits im Sofortmaßnahmenprogramm zum Klimanotstand wird deutlich, dass für das Ziel klimaneutraler Veranstaltungen und Einrichtungen ein CO2-Rechner benötigt wird. Hinzu kommt, dass für Förderanträge immer häufiger eine CO2-Bilanz erforderlich wird.

Um die zentralen Emissionsquellen einer Einrichtung oder Veranstaltung zu ermitteln, wurde nun dieses geeignete Webtool entwickelt. Die eingespeisten Daten wie etwa Strom- und Wärmerechnungen ergeben dann eine CO2-Bilanz und bilden somit die Treibhausgasemissionen der jeweiligen Kultureinrichtung und deren Hauptemissionsquellen ab. Hierbei spielen jedoch nicht nur Strom- und Wärmeverbrauch, sondern auch die An- und Abreise von Mitarbeitenden und Publikum eine Rolle.

Laut Aussage der Verwaltung konnte in einem ersten Schritt bereits festgestellt werden, dass die zentralen Emissionsquellen im Bereich Energie, Mobilität und der Nutzung der Klimaanlagen liegen und sich daraus weiterführende Schritte ableiten lassen. So könnte beispielsweise die noch stärkere Bewerbung von ÖPNV-Kombitickets und damit eine noch intensivere Kooperation mit der LVB einerseits ein Ansatzpunkt sein, andererseits natürlich auch die Installation von PV-Anlagen auf den Dächern unserer Kulturbetriebe.

Bisher gab es nur einen CO2-Rechner mit Lizenz in England oder umständliche Excel-Tabellen. Bestehende CO2-Rechner aus der Wirtschaft waren hingegen nicht passgenau. Zudem stellt die Vergleichbarkeit der Daten eine Herausforderung dar.

Kultureinrichtungen unterliegen individuellen Bedingungen. So macht es einen Unterschied, ob eine Opernproduktion, ein Konzert, ein Filmfestival, eine Bibliothek oder Ausstellung bilanziert werden sollen.

Dankenswerterweise hatte sich die Handwerkskammer bereit erklärt, ihren bestehenden CO2-Rechner mit Namen "E-Tool" für die Anforderungen im Kulturbetrieb anzupassen. Die Daten bleiben so auf einem Leipziger Server und der Rechner wird für alle, also auch die Freie Szene, kostenfrei zugänglich sein.

Weil auch andere Städte dringend auf ein solches Tool warten, hat sich das Kooperationsprojekt mit der Stadt Dresden ergeben. Unterstützt durch die benannten Partner wurde der Rechner gemeinsam mit den DOK Leipzig, der Oper, dem Theater der Jungen Welt und der Gesellschaft für Zeitgenössische Kunst am Bedarf entlang entwickelt. So wurde ermöglicht, Funktionen zu- und abzuwählen, jeden Prozess zu bilanzieren und den Energieverbrauch nach Bereichen auszuwerten. Workshops und Support waren begleitende Maßnahmen für die Kulturbetriebe.

 

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