Das Ende des ‚Netz kleiner Werkstätten‘ muss abgewendet werden!

Foto: Martin Jehnichen

Dem ‚Netz kleiner Werkstätten‘ droht das Aus. Wie zu erfahren war, droht die Finanzierung über das Jobcenter per Arbeitsmarktdienstleistung/ Aktivierungshilfe nach § 16 Abs. 1, Satz 2 wegzubrechen, da die Weiterführung des Angebotes als nicht wirtschaftlich und zu teuer bewertet würde.

Hierzu Katharina Krefft, Fraktionsvorsitzende und sozialpolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen:

„Die Nachricht über die Entscheidung des Jobcenters ist nach über 20 Jahren erfolgreicher Arbeit des ‚Netz kleiner Werkstätten‘ mit seiner bewährten Kofinanzierung der Stadt Leipzig nicht nur unverständlich, sie ist auch im Hinblick auf den drohenden Wegfall dieser wertvollen Struktur und Expertise schockierend.“

Das ‚Netz kleiner Werkstätten‘ ist eine gemeinsame Initiative des Kommunalen Präventionsrates Leipzig (KPR) und des Berufsbildungswerk Leipzig für Hör- und Sprachgeschädigte gGmbH (BBW). Es richtet sich an junge Menschen, die aufgrund persönlicher Hemmnisse Schwierigkeiten beim Übergang ins Erwerbsleben haben. Diese jungen Menschen profitieren im Zuge ihrer praktischen Tätigkeit von der dort erfahrenen beruflichen Orientierung und Qualifizierung. Darüber hinaus fördern auch die sozialpädagogische Begleitung, Anerkennung, Motivation und das Aufzeigen neuer Perspektiven die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Damit leistet das Netz kleiner Werkstätten einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Bildungs- und Arbeitsmarktchancen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Träger der Maßnahme ist das Berufsbildungswerk Leipzig für Hör- und Sprachgeschädigte gGmbH.

Ausschlaggebend sei offenbar auch die Orientierung der Entzlohnung am Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes (TVÖD), ohne die jedoch aufgrund des überall im pädagogischen Bereich bemerkbaren Fachkräftemangel eine sach- und fachgerechte Projektarbeit kaum mehr möglich ist.

 

Foto: Martin Jehnichen

Michael Schmidt, jugendpolitischer Sprecher und stellvertretender Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses, ergänzt:

„Wenn jetzt nicht alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, verliert Leipzig einen unverzichtbaren Bestandteil der Jugendberufshilfelandschaft und eines der niedrigschwelligsten derartigen Angebote für junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren in Leipzig. Sollte tatsächlich der Grund in einer vom Jobcenter unterstellten ‚Unwirtschaftlichkeit‘ aufgrund der Anlehnung an den TVÖD des Trägers bbw zu finden sein, wäre das ein wirklich furchtbares Signal! Gerade die pädagogischen Berufe und nicht zuletzt die Angebote der Kinder- und Jugendhilfe sehen sich seit Jahren einem massiven Fachkräftemangel ausgesetzt, dem zwangsläufig mit einer Angleichung der Lohnstruktur zu begegnen ist. In der Kinder- und Jugendförderung und anderen Bereichen auch ist die Anlehnung an den TVÖD längst Normalität und anerkannt, die Stadt Leipzig bekennt sich zu diesen Finanzierungsnotwendigkeiten. Offenbar ist dieses Bewusstsein beim Jobcenter noch nicht angekommen. Eine vollkommen neue Ausschreibung und Neuaufstellung eines solch erfolgreichen Projektes wäre unter dem Strich viel teurer, als weiter in diese bewährte und anerkannte Struktur zu investieren.“

Katharina Krefft: „Das ‚Netz kleiner Werkstätten‘ hat sich nicht zuletzt auch während der Corona-Pandemie mit all ihren permanenten Einschränkungen und Unwägbarkeiten im Sinne der jungen Menschen engagiert, um ihnen auf ihrem schulischen, beruflichen und nicht zuletzt auch persönlichen Weg eine optimale Begleitung zu ermöglichen. Für diese Einsatzbereitschaft sind wir sehr dankbar. Unser Entsetzen ist deshalb groß, dass das Jobcenter nun die vertrauten Beziehungen nicht nur der Projekt- und Finanzierungspartner, sondern vor allem auch zwischen den pädagogischen Mitarbeiter*innen und den unterstützungsbedürftigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen, gefährdet. Wir erwarten deshalb, dass sich alle Partner gemeinsam schleunigst an einen Tisch setzen und eine Lösung finden! Unsere Fraktion reicht dazu eine Anfrage für die Ratsversammlung am 13. April ein und erwartet seitens der Stadtverwaltung eine umgehende Klärung.“

Die Stadt Leipzig beteiligt sich bislang an einer Kofinanzierung mit jährlich etwa 130.000 € aus den Budgets des Amtes für Jugend und Familie, des Ordnungsamtes auf der Ebene des Kommunalen Präventionsrates Leipzig und des Amtes für Stadtgrün und Gewässer.

 

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