Dramatischer Baum- und Grünverlust in Leipzig

Foto: Martin Jehnichen

Pressemitteilung vom 16. März 2022

Die Fraktion BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN im Leipziger Stadtrat weist auf den dramatischen Baum- und Grünflächenschwund in Leipzig hin. Das belegen auch die Antworten auf eine Anfrage der Grünen im Stadtrat.

„Auch bedingt durch die Extremwettereignisse der letzten Jahre gibt es bei Straßen- und Parkbäumen einen Verlust, wie die Antworten auf eine Anfrage im Stadtrat zeigen. Lediglich bei den Straßenbäumen konnte ein geringer Zuwachs erzielt werden, der allerdings weit von den avisierten 1.000 neuen Bäumen pro Jahr entfernt ist.

Bei den Parkbäumen hingegen gibt es sogar fast einen vierstelligen Verlust pro Jahr. Rechnet man die Rodungen auf Grün- und Brachflächen und den Verlust von Waldbäumen hinzu verliert die Stadt pro Jahr mehr als 1.000 Bäume“, fasst der umweltpolitische Sprecher der Fraktion Jürgen Kasek die Situation zusammen.

„Hinzu kommt der Umstand, dass mehr als 10 % der beantragten Fällungen als sogenannte Fiktionsgenehmigung erteilt werden, was bedeutet das vorher keine Tiefenprüfung stattgefunden hat. Fakt ist, dass wir keinen Zuwachs an Bäumen haben, sondern einen deutlichen Verlust.

Das Problem besteht auch darin, dass das Thema weder in Verwaltungsspitze, noch im Stadtrat ausreichend ernst genommen wird. Statt zum Beispiel wie am Beispiel des Schützenhofes an der Hans-Driesch-Straße das Zeichen zu setzen und deutlich zu machen, dass man langfristig mit dem Schützenverein eine Lösung will, damit das Gelände wieder in den Auwald integriert werden kann, gewichten alle anderen Fraktionen die Belange des Umwelt- und Naturschutzes nachrangig“, kritisiert Kasek.

„Der Auwald täuscht dabei auch darüber hinweg, dass der Waldanteil im Stadtgebiet Leipzig mit 6,5 % deutlich unterdurchschnittlich ist und Leipzig damit zu den waldärmsten Regionen zählt. Wir brauchen ein radikales Umdenken. Umweltschutz darf nicht ständig nachrangig behandelt werden und der Erhalt von Grünflächen und Bäumen muss vor den Ausgleichsmaßnahmen gelten, zumal auch die Ausgleichsflächen zu wenig kontrolliert werden. Die Folge von zu wenig Grün in der Stadt ist eine Überhitzung, der Verlust von Lebensräumen, was sich negativ auf die Artenvielfalt auswirkt und im Ergebnis auch eine Verschlechterung der Lebensqualität nach sich zieht“, so Kasek abschließend.

Aufgrund dessen hat die Fraktion einen neuen Antrag zur Waldmehrung ins Verfahren gebracht, der das Ziel verfolgt, den Anteil der Waldfläche in Leipzig mittelfristig auf 10 % zu erhöhen. Außerdem sind zwei Anträge in Vorbereitung: Zum einen soll ein Ausgleichsflächenkataster aufgebaut werden, um Eingriffe und Ausgleichsmaßnahmen im Naturhaushalt transparent zu machen. Zum anderen soll der Umsetzung von Bäumen der Vorrang vor Fällung und Neupflanzung eingeräumt werden, denn große alte Bäume sind für den Klima- und Artenschutz wesentlich bedeutsamer als junge und noch trockenheitsanfällige Bäume. Bei den kommenden Haushaltsverhandlungen soll zudem der Bereich Baumschutz personell stärker untersetzt werden.

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