Eissport braucht nachhaltige Lösung statt kursichtiges Verschleudern von Steuermitteln
Pressemitteilung vom 17. April 2018
Seit Monaten wird zwischen den Fraktionen und insbesondere den Mitgliedern des Sportausschusses diskutiert ob und wie ein Umzug der Icefighters von Taucha nach Leipzig realisiert und von der Stadt Leipzig unterstützt werden könne. Auf einen gemeinsamen Weg konnte sich der Sportausschuss nicht einigen, sodass nun einzelne Änderungsanträge der Fraktionen zu dem am Mittwoch auf der Tagesordnung des Stadtrates stehenden Antrag „Eine Eishalle für Leipzig“ eingereicht wurden.
Auch meine Fraktion sorgt sich um die Zukunft der Icefighters und bietet ihre Unterstützung an.
Hierzu Michael Schmidt, Stadtrat und sportpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen:
„Meine Fraktion hat große Bauchschmerzen mit der anstehenden Entscheidung. Die vorliegenden Optionen sind weder sport- noch finanz- und stadtentwicklungspolitisch nachhaltig. Der Vorschlag, den SPD und Linke eingereicht haben, den Umzug der Icefighters in ein angemietetes Objekt mit 200.000 Euro zu unterstützen, ist nicht mehr als ein Feigenblatt. Bislang steht außer dem Kohlrabizirkus kein anderes Objekt zur Verfügung. Es erscheint vollkommen illusorisch, dass angesichts der notwendigen Vorarbeiten und der damit verbundenen genehmigungsrechtlichen Planung eine Realisierung zur neuen Saison erfolgen könnte. Zudem würden die notwendigen Investitions- und Mietkosten, die zur Realisierung des Eissports im Kohlrabizirkus notwendig wären, ein Vielfaches des vergaberechtlich möglichen städtischen Zuschusses von 200.000 Euro (innerhalb von drei Jahren) erfordern und so eine enorme finanzielle Leistungsfähigkeit des Vorhabenträgers, der Icefighters, verlangen. Dass die mittlerweile einige Jahre zurückliegende Leipziger Eishockey-Historie bereits mehrere Insolvenzen aufzuweisen hat, dürfte auch dem potenziellen Vermieter nicht entgangen sein.
Auch der von einigen in die Diskussion eingebrachte Vergleich des unter Auflagen vom Stadtrat beschlossenen, aufgrund der zwischenzeitlichen Insolvenz aber nicht ausgereichten Zuschusses an den Frauenhandball-Club HCL im vergangenen Jahr ist nicht geeignet. Beim vorliegenden Beschlussvorschlag zur finanziellen Unterstützung des Leipziger Eissports werden keine derart weitreichenden Bedingungen wie seinerzeit beim HCL gestellt. Wie es also um die finanzielle Zukunft der Icefighters angesichts ihrer kühnen Eisdom-Visionen steht, lässt sich überhaupt nicht abschätzen. Dennoch werden von SPD, Linken blindlings 200.000 Euro Unterstützung in Aussicht gestellt, ohne dass sie sagen, wo das Geld herkommen soll.
Nach meiner Kenntnis beträgt der benötigte Kapitalbedarf in den nächsten drei Jahren mindestens das sechsfache dessen, was die Stadt Leipzig aus vergaberechtlichen Gründen überhaupt beisteuern könnte. Wie dies seitens des Vereins kompensiert werden soll, ist vollkommen unklar. Die bisher kolportierten Rahmenbedingungen des Finanzkonzeptes geht von gänzlich anderen Voraussetzungen aus und ist nicht geeignet, diese zentrale Frage zu beantworten. Wenn man auf dieser Grundlage den Verein mit in Aussicht gestellten 200.000€ in eine absehbar finanzielle und existenzielle Katastrophe lockt, könnte dies das steuerfinanzierte Ende des Leipziger Eissports sein. Dies in Kauf zu nehmen, werde ich nicht unterstützen.
Die Zukunft des Leipziger Eissports braucht stattdessen eine nachhaltige Lösung und muss mit der Sicherheit einhergehen, dass ein möglicherweise damit verbundener städtischer Zuschuss weder verloren ist, noch die Stadt und den Club in Verpflichtungen begibt, aus denen sie nicht ohne größeren Schaden wieder herauskommen.
Denkbar wäre beispielsweise die interimistische Zurverfügungstellung des städtischen Grundstücks am Deutschen Platz, sollte das zuständige Landratsamt den Weiterbetrieb am derzeitigen Standort weiter blockieren. In einem zweiten Schritt muss dann gemeinsam an einem langfristigen und finanziell tragfähigen Konzept gearbeitet werden.
Wer hingegen suggeriert, dass eine kurzfristige Lösung mit städtischer Unterstützung im Kohlrabizirkus möglich wäre, betreibt nichts als Augenwischerei. An einem öffentlichen Überbietungswettbewerb kurzsichtigen Verschleuderns von Steuermitteln wird sich meine Fraktion daher nicht beteiligen und sich stattdessen weiter aktiv für eine nachhaltige Lösung für den Leipziger Eissport einsetzen.“