Elektromobilität – Mobilität mit grünem Potenzial – ein Erfahrungsbericht

Im Rahmen der Europäischen Woche der Mobilität organisierte unsere Fraktion am vom 19. September 2016 eine Rundfahrt zum Thema Elektromobilität. Diese erfährt derzeit einen rasanten Schub, bereits innerhalb der nächsten drei Jahre wird sich der Automarkt vermutlich extrem verändern, die Reichweiten der eAutos werden durch neue Akkuentwicklungen stark ansteigen und so eine echte Alternative zu den umweltschädlichen Verbrennern bieten. Gerade weil auch in den vergangenen Jahren der Ausbau der erneuerbaren Energien vorangeht, ist die Ökobilanz der e-Autos bereits heute deutlich besser als die der Verbrenner. Wenngleich Elektroautos somit zwar keine Alternative für den Platz- und Infrastrukturverbrauch in den Städten darstellen, sind sie zumindest eine umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Diesel und Benzinern und können so die Feinstaub- und Stickoxidbelastung in den Städten eindämmen. Und mit dem weiteren gewünschten Ausbau des Ökostromanteils werden die Emmissionen auch am Ort der Stromerzeugung reduziert bzw. perspektivisch vermieden.

Zunächst wollten wir mit dem Elektrobus der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) zur LVB-Zentrale fahren. Dies musste kurzerhand der Hybridbus übernehmen, da es mit dem eBus technische Probleme zu lösen gibt. Hintergrund ist das Forschungsprojekt des Frauenhofer-Instituts, welches den eBus der LVB kostenfrei zur Verfügung stellt. Ziel des Projektes ist, die Ladeinfrastruktur für den Bus mit der bestehenden Oberleitungsspannung der Straßenbahn zu verknüpfen und so die Synergien nutzbar zu machen. Dies ist nicht ganz einfach, da beispielsweise bremsende Straßenbahnen den Strom rekuperieren, also wieder in das Oberleitungsnetz einspeisen. Die daraus resultierenden Spannungsspitzen bereiten dem Ladevorgang des eBusses derzeit noch Schwierigkeiten. Im Rahmen des Forschungsprojektes sollen diese und weitere Herausforderungen gelöst werden und den Entwicklern und auch der LVB Planungsperspektiven für die Umstellung der derzeitigen Busflotte (160 Fahrzeuge) auf vollelektrische Antiebe aufzeigen. Die nächste größere Busbeschaffung steht für 2019 an, bis dahin erhofft man sich Klarheit. Auch auf dem deutschen Busmarkt gibt es mittlerweile Bewegung, sowohl Mercedes als auch MAN haben für 2019 vollelektrische Busse angekündigt.

Bei der LVB sprachen wir mit dem Geschäftsführer Ulf Middelberg über die vom Unternehmen im Auftrag des Stadtrates errichteten Mobilitätsstationen, welche die Angebote der LVB, des Carsharing-Unternehmens Teilauto und des Fahrradverleihs Nextbike sinnvoll und multimodal miteinander verknüpfen und darüber hinaus noch Ladeplätze und -säulen für Elektroautos zur Verfügung stellen. Auch die von der LVB entwickelte App „LeipzigMobil“ bietet den Nutzern mittlerweile einen reichhaltigen digitalen Zugang zu diesem intermodalen Angebot von Routenauskunft bis hin zur Buchung und Reservierung aller drei Anbieter. Die LVB zeigt dabei sehr deutlich, dass sie Leipzigs innovativer Mobilitätsdienstleister ist.

Anschließend besuchten wir die Ladesäulen an den LED-Laternen im Musikviertel. Hier hat die HTWK und die Leipziger Gruppe des Stadtkonzerns eine Verknüpfung von Stadtlicht und Ladeinfrastruktur entwickelt. Zentrumsnah bietet die Stadt mittlerweile ein gut ausgebautes Ladenetz für Elektrofahrzeuge an. Bundesweit gesehen stehen, gemessen an den Einwohnerzahlen, nur Ulm und Stuttgart besser da.

Auch eine private Ladesäule existiert mittlerweile in Leipzig. Stefan Möller hat diese in Eigenregie vor seinem Haus in der Siedlung Grünau geschaffen und bietet damit allen eine Möglichkeit, gegen eine Geldspende auf Vertrauensbasis per elektronischem Bezahlsystem oder einfach per Einwurf in den Briefkasten, seinen Stromer mit Ökostrom zu betanken. Neben Ökostrombezug von Naturstrom kann man alternativ mittels eines anderen Kabels auch den Bezug über die hauseigene Solaranlage wählen.

Stefan Möller hat gleichzeitig gemeinsam mit Oliver Beckel die erste Autovermietung für Elektroautos in Leipzig gegründet. Mittlerweile bietet Stominator über 10 Elektroautos zum Ausprobieren oder auch zur Langzeitmiete an. Im Portfolio steht dabei auch ein Transporter-Modell für Gewerbetreibende. Eine öffentliche Förderung zur Miete für Gewerbetreibende bietet das Amt für Wirtschaftsförderung an. Dieser Anreiz, der auf drei Monate ausgeweitet werden kann, ist lohnenswert, vor allem auch für solche Unternehmen, die festgelegte Routen haben und so mit den noch begrenzten Reichweiten der eAutos optimal planen können. Das Förderangebot soll demnächst auch auf die Miete von elektrischen Lastenrädern ausgeweitet werden. Strominator bot bei dem Besuch auch den etwa 20 Teilnehmern kostenfreie Probefahrten an. Erfahrunggemäß ist der Umstieg auf ein Elektroauto sehr leicht, die Rückkehr zum Verbrenner wird hingegen als Belastung empfunden.

Wir danken allen Gesprächs- und Kooperationspartnern für die interessanten Gespräche und Angebote.

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