Für einen Aufbruch in eine vielfältige und solidarische Zukunft!

Foto: Martin Jehnichen

Pressemitteilung vom 18. Mai 2020

In diesem Jahr begehen wir den internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie - den IDAHOBIT - anders, da die queere Community sich mehr als noch vor ein paar Monaten in einer Zeit der gesellschaftlichen Unsicherheit befindet. Für viele Menschen hat die Planbarkeit in ihrem Leben durch ein Virus erneut abgenommen. Gleichzeitig sind wir mehr als gewohnt auf uns selbst zurückgeworfen und Strukturen des gesellschaftlichen Zusammenhalts nur begrenzt verfügbar. Somit gilt: Passt auf euch auf, seid solidarisch mit anderen und lasst uns gemeinsam Flagge zeigen gegen Menschenfeindlichkeit und Ausgrenzung.

Leipzig muss Vorbild und Partnerin für Krakau sein

Was Solidarität konkret in diesen Tagen bedeuten kann, zeigt der Blick zu unserem Nachbarn. In Polen haben sich mehr als 100 Lokalregierungen zu sogenannten „LGBTI*-freien Zonen“ erklärt. Das veranschaulicht der „Atlas des Hasses“* der drei polnischen Aktivist*innen Jakub Gawron, Paulina Pająk und Paweł Preneta. Damit gelten in fast einem Drittel Polens homosexuelle, bisexuelle oder transsexuelle Menschen als offiziell unerwünscht.

Leipzig pflegt mit der polnischen Stadt Krakau eine bald 50-jährige Städtepartnerschaft. Davon zeugen wiederholt Bürgerreisen, Projektförderungen oder Festivalbeteiligungen, initiiert und umgesetzt durch das Referat für Internationale Zusammenarbeit.

Martin Biederstedt, queerpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen:

„Leipzig steht hier mit in der Verantwortung, sich deutlich stärker als bisher gegen Diskriminierungstendenzen gegenüber der LGBTI*-Community auszusprechen. Lippenbekenntnisse am IDAHOBIT oder auf den CSD Bühnen in Leipzig reichen nicht mehr aus. Einen Dialog beider Städte zu existierenden Tendenzen, auch Krakau LGBTI*-frei per Ratsbeschluss zu erklären, konnte meine Fraktion aber bisher nicht erkennen. Hier muss aus unserer Sicht ein solcher umgehend beginnen.“

Martin Biederstedt weiter: „Als Mitglied des Leipziger Stadtrats danke ich der Stadt Krakau und den LGBTI*-Aktivist*innen vor Ort dafür, dass sie das Queer May Festival und den Marsch für Gleichberechtigung in den letzten Jahren vor Ort organisiert, genehmigt und diese Veranstaltungen vor Übergriffen von Gewalttätern und Extremisten geschützt haben. Ich nehme auch mit Erleichterung zur Kenntnis, dass der Rat der Stadt Krakau sich der ausgrenzenden Bewegung für LGBTI*-freie Zonen in Polen bisher nicht angeschlossen hat. Dennoch bleibt mein Blick auf unsere Partnerstadt gerichtet, da der Druck durch umliegende Gemeinden, die dieses Ansinnen durch Ratsbeschlüsse legitimierten, wächst.“

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen kündigt an, dass sie den Austausch von LGBTI* - Themen im Rahmen der städtepartnerschaftlichen und freundschaftlichen Beziehung unter der Einbeziehung zivilgesellschaftlicher Organisationen einleiten wollen. Das Thema Menschenrechte und die Zusammenarbeit mit NGO‘s, die sich in den Partnerstädten dazu engagieren, muss auch mit in den Fokus der kommunalen und internationalen Zusammenarbeit genommen werden. Hierzu sucht die Fraktion noch im Jahr 2020 das Gespräch mit der Leipziger Verwaltung und der Stadtspitze.

* Quelle: https://atlasnienawisci.pl/

LGBT ist die Abkürzung für die englischen Wörter Lesbian, Gay, Bisexual und Transexuell/Transgender (deutsch: Lesbisch, Schwul, Bisexuell und Transsexuell/Transgender). Inzwischen wird diese Abkürzung in der Regel mit „I“ für intersexuell erweitert: LGBTI.

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