Familien stärken und beteiligen

Foto: Martin Jehnichen

Amtsblattbeitrag vom 8. Mai 2021

Von Michael Schmidt

Die dramatisch angestiegenen Fallzahlen im Bereich Hilfen zur Erziehung stellen für unsere Stadtgesellschaft ein ernsthaftes Problem dar. Ein Großstadtvergleich zeigt, dass Leipzig bei erzieherischen Hilfen außerhalb der Herkunftsfamilie schon jetzt die bundesweit höchste Leistungsdichte aufweist – Tendenz steigend. Wir brauchen ein Umsteuern in den eigenen Prozessen und Strukturen, statt einen undifferenzierten Ausbau der stationären Angebote. Dazu gehört die unbedingte Unterstützung familiärer Strukturen und Netzwerke, damit Kinder in der Familie verbleiben oder in diese zurückkehren können. In der Arbeit mit den Familien braucht es eine Kommunikation auf Augenhöhe, eine Kultur der Anerkennung und der Beteiligung, statt Repression und Obrigkeitsgehabe. Nur so kann Hilfe zur Selbsthilfe entstehen und die Familien nachhaltig gestärkt werden. Auf grüne Initiative hin ist nun eine vom Jugendhilfeausschuss begleitete vertiefte Auseinandersetzung und Weiterentwicklung sämtlicher relevanter Prozess-, Fach- und Verfahrensstandards vorgesehen. Jedoch darf man vor den ernsthaften Problemlagen, die wir in den Familien immer wieder sehen, nicht die Augen verschließen. Die Pandemie hat die schwierige Lage mancher Familien noch verschärft. Kinderschutz bleibt ein virulentes Thema und geht uns alle an.

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