Gemeinwesenarbeit für unterversorgte Stadtteile (Antrag 404/13)
Beschlussvorschlag:
Der Stadtrat beauftragt die Stadtverwaltung mit der Erstellung einer Konzeption für Gemeinwesenzentren für unterversorgte Stadtteile bis 30. September 2013.
Begründung:
Gemeinwesen sind alle Organisationsformen des menschlichen Zusammenlebens in allgemeiner, öffentlicher Gemeinschaft, die über den Familienverband hinausgehen. (Definition Wikipedia)
Gemeinwesenarbeit (GWA) ist ein innovatives Instrument der Sozialen Arbeit und der breiten Bürgerbeteiligung in der Stadtplanung. GWA wirkt aktivierend auf das Gemeinwesen eines Stadtteils und seine Einwohnenden und ist langfristig angelegt. Gemeinwesenzentren können in Leipzig Potenziale heben helfen; es sind Einrichtungen gemeint, die Bestehendes vernetzen und die lokales, ehrenamtliches Kapital aktivieren können. Es werden alle Gruppen angesprochen, es werden keine Programme nur für spezielle "Problemgruppen" entwickelt, günstigen falls aber mit ihnen. GWA will das Miteinander und die Verantwortlichkeit des Einzelnen für das Gemeinwesen, als Teil dessen, stärken. Dadurch werden langfristig mit Einwohnenden Wege entwickelt, um. z. B. mit verschiedenen Generationen, zwischen Nationalitäten, zwischen kulturellen und sozialen Gruppen und Schichten zu vermitteln und den Stadtteil als gemeinsamen Lebensraum mit zu gestalten. Da diese Prozesse aus Erfahrung eher langfristig wirksam und effektiv werden, ist eine Mindestprojektzeit von 3 Jahren bis zu einer ersten Evaluierung zu berücksichtigen.
"GWA als Arbeitsprinzip professioneller Sozialarbeit zielt auf die Verbesserung von Lebensbedingungen in benachteiligten Wohnquartieren unter tätiger Mithilfe der dortigen Wohnbevölkerung. Dies geschieht u.a. durch Aktionsformen wie Haustürgespräche, aktivierende Befragungen, Versammlungen, Öffentlichkeitsaktionen und die Begleitung von möglichst selbstständig arbeitenden Bewohnergruppen. Arbeitsfelder von Gemeinwesenarbeiter/innen sind Wohnquartiere unterschiedlicher Größe, in denen sie respektvoll nach Betroffenheit, Interessen und Ärgernissen der Menschen fragen und immer wieder Aktionen und Dialoge organisieren. In denen geht es darum, die zum Teil widerstreitenden Interessen in einem Quartier zu benennen, sie diskussionsfähig zu machen, die Menschen an einen Tisch zu bringen, ohne dass sie aufeinander einschlagen und zu Aktionen und Projekten zu ermutigen, die im Sinne möglichst vieler Menschen die Lebensbedingungen im Quartier verbessern." (Quelle: http://www.buergergesellschaft.de/politische-teilhabe/modelle-und-methoden-der-buergerbeteiligung/planungsprozesse-initiieren-und-gestaltend-begleiten/gemeinwesenarbeit-gwa-stadtteilarbeit/106195/)
In Leipzig arbeiten verschiedene Verein und Freie Träger durchaus nach Prinzipien der GWA. Insbesondere Stadtteile die von Förderprogrammen des Bundes und der EU profitieren gehören dazu, sie haben schon vergleichbare Stadtteilbüros. Es gibt aber deutlich unterversorgte Stadtteile (z. B. ?ferner Osten: Sellerhausen/Mölkau, Schönefeld/Mockau, "ferner" Süden: Lößnig/Dölitz/Dösen) in welchen die GWA aktivierend die vorhandenen Stadtentwicklungspotenziale unterstützen kann. Am Beispiel Lößnig/Dölitz/Dösen kann allgemein festgestellt werden, dass es noch kein Stadtteilentwicklungskonzept gibt und auch die Vereinsstrukturen und sozialen Gegebenheiten schwächer entwickelt sind, als in anderen Stadtteilen.
Dass Leipzig sehr engagierte Einwohnende hat, ist aus der sehr großen Zahl von thematisch breit aufgestellten wie spezialisierten, haupt- und ehrenamtlich, lokal oder darüber hinaus wirksamen Initiativen, Vereinen und Gruppen ablesbar. Aber viele Initiativen geraten an ihre Grenzen, es fehlt z. B. an Räumlichkeiten, an ehrenamtlicher Unterstützung oder grundsätzlich am Geld. Andererseits bleiben auch Innovationen und Offerten ungenutzt, wenn sie niemand moderiert. Beispielsweise würde das Kant-Gymnasium sich für den Stadtteil öffnen wollen, um die nachmittags oder abends ungenutzten Räumlichkeiten für Veranstaltungen bereitzustellen. Die GWA kann solche Synergien zwischen den Akteuren fördern und unterstützen, die vorhandenen Kompetenzen umfänglich und sinnvoll auszunutzen, die wiederum eine Auswirkung für den Stadtteil haben.