Hilfen zur Erziehung und dessen Entwicklung in Leipzig - Grüne fordern personelles, strukturelles und prozessuales Entwicklungskonzept und die Einleitung von Veränderungsprozessen

Foto: Martin Jehnichen

Pressemitteilung vom 3. Dezember 2020

Die Entwicklung der vergangenen Jahre im Bereich der Hilfen zur Erziehung stellt für die Stadt Leipzig als auch für Teile der Stadtgesellschaft ein ernsthaftes Problem dar. Nicht nur die dramatisch angestiegenen Fallzahlen, gerade im Bereich der stationären Heimunterbringung, sondern auch die damit verbundenen immensen finanziellen Kosten verlangen längst ein deutliches Gegensteuern, um die finanzielle Handlungsfähigkeit der Stadt nicht zu gefährden.

Michael Schmidt, jugendpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und stv. Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses:

„Eine dahingehend erwartbare Strategie und Problemanalyse ist jedoch jenseits der neuen Dezernatsführung – speziell im Amt für Jugend, Familie und Bildung – bislang nicht erkennbar. Die künftige strukturelle Trennung des Amtes für Jugend, Familie und Bildung in ein daraus erwachsendes klassisches Jugendamt geht mit der Verpflichtung einher, die Entwicklung der Hilfen zur Erziehung verstärkt in den Fokus zu nehmen und als zentrale Herausforderung anzunehmen. Hier setzen wir große Hoffnung und Vertrauen in die künftige Arbeit von Bürgermeisterin Felthaus.“

Zweifelsohne sind vor allem präventive Hilfen von großer Bedeutung, ebenso wie ein händelbarer Betreuungsschnitt im ASD. Dennoch sind es vor allem interne Strukturen und Prozesse, die auf den Prüfstand gestellt werden müssen, da ohne dass diese ausreichend qualifiziert und wirksam sind, alle anderen Instrumente ihre Wirkung weitestgehend verfehlen würden.

Michael Schmidt: „Der aktuell in der Presse thematisierte Fall einer Leipziger Familie verdeutlicht exemplarisch die Notwendigkeit eines prozesswirksamen Rückführungsmanagements sowie die Erarbeitung und Einhaltung verbindlicher Fachstandards. Statt diese Themen zu forcieren und so die eigenen Prozesse und Arbeitsweises zu verbessern, wurde die stetige Fallzahlentwicklung und der immer weiter anwachsende Anteil der stationären Hilfen jahrelang durch rein externe Faktoren erklärt und für nur indirekt beeinflussbar abgetan. Wir sollten alles dafür tun, um den Rückstand an echter sozialpädagogischer Fallarbeit im Sinne einer ganzheitlichen Unterstützung für die betroffenen Familien abzubauen.

Der Allgemeine Sozialdienst leistet ohne Zweifel eine unschätzbar wichtige Arbeit für die Stadt Leipzig, für die Kinder- und Jugendlichen und ihre Familien. Um dieser Aufgabe und der daraus hervorgehenden Erwartungshaltung gerecht zu werden, braucht es nicht nur exzellent ausgebildete Mitarbeitende verbunden mit einer positiven Arbeitskultur, Leidenschaft, Engagement und Teamwork, sondern auch Strukturen, Prozesse und Netzwerke, die die betreuten Familien optimal unterstützen und Hilfen an die Hand geben, um ihren Erziehungsaufgaben bestmöglich nachzukommen.“

Die beantragte weisungsfreie Stabsstelle, die unabhängig einer ASD- und Amtsleitung nach entsprechender Analyse von Strukturen und Prozessen wichtige Veränderungsprozesse anschiebt und begleitet, wäre eine große Chance, mittelfristig Verbesserungen in der Arbeitsweise des ASD und den daraus folgenden Wirkmechanismen zu erzielen.

Antrag: Hilfen zur Erziehung und dessen Entwicklung in Leipzig - Personelles, strukturelles und prozessuales Entwicklungskonzept erarbeiten und Veränderungsprozesse einleiten

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