Kinder- und Jugendförderung 2023/24: Bedarfsorientierter und wirkungsvoller, trotz schmerzhafter Stiche

Foto: Martin Jehnichen

Pressemitteilung vom 28. März 2023

Der Jugendhilfeausschuss hat gestern in öffentlicher Sitzung die Entscheidung zur Förderung von Projekten in der Kinder- und Jugendhilfe über knapp 19 Mio. für 2023 und etwa 20 Mio. € für 2024 auf den Weg gebracht. Das Budget ist damit um 2 bzw. 3 Mio. € p.a. höher als 2022 und hat sich im Vergleich zu 2010 etwa verdoppelt. Insgesamt können so über 170 Projekte, Vereine und Verbände gefördert werden.

Bei der Verteilung des Budgets der Kinder- und Jugendförderung wurde dabei erstmals nicht auf das bewährte Prinzip Gießkanne zum möglichen Erhalt aller geförderter Maßnahmen gesetzt. Stattdessen werden einige konkrete Projekte neu in die Förderung genommen, weitere entsprechend sich herauskristallisierter Bedarfe gezielt gestärkt und ausgebaut. Darüber hinaus haben die Vertreter*innen der Fraktionen und der Interessenvertreter*innen der Freien Träger entschieden, Projekte, die konzeptionell oder hinsichtlich der Trägerschaft dem Anspruch an Qualität und Wirksamkeit nicht mehr gerecht werden, in neue Hände zu geben oder auch, sofern sich die Bedarfslage vor Ort geändert hat, komplett aus einer künftigen Förderung herauszunehmen.

„Die Diskussionen und Abwägungen der vergangenen sechs Monate zwischen den Ausschussmitgliedern und der Verwaltung waren stets von Fachlichkeit und Ernsthaftigkeit geprägt, keine der teilweise schmerzhaften Entscheidungen fiel leichtfertig oder unbewusst. Alle getroffenen Entscheidungen fanden breites Einvernehmen zwischen den Mitgliedern“, so Michael Schmidt, jugendpolitischer Sprecher und stellvertretender Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses.

Schmidt erklärt weiter: „Natürlich braucht es nun ein paar Monate, bis die Entscheidungen umgesetzt werden, neue Angebote starten, neue Mitarbeitende bereits erfolgreich arbeitende Projekte gezielt verstärken oder die auf den Weg gebrachten Interessenbekundungen bei manchen Projekten einen Neustart in Gang setzen. Dennoch dürfte klar sein, dass mit der Förderentscheidung die Angebotslandschaft in der Kinder- und Jugendhilfe besser, wirksamer und noch stärker an den Bedarfen junger Menschen orientiert sein wird. Denn genau das war das Ziel!

Handlungsbedarf besteht beispielhaft bei den Offenen Jugendtreffs, bei denen die Nutzungszahlen seit Jahren sinken, obwohl im Gegensatz dazu die Zahl der in Leipzig lebenden jungen Menschen steigt. Hier braucht es neue Ausrichtungen, teils andere Methoden, vielleicht auch andere Nutzungszeiten. Ohne ein variables System, welches sich stets an den Bedarfen und den gesellschaftlichen Herausforderungen für Kinder- und Jugendliche orientiert, gehen auch die hohen Förderungen ins Leere.

So haben sich auch die Bedarfe im Jugendmedienschutz in den vergangenen Jahren immer mehr verändert. Kinder und Jugendliche kommen sehr frühzeitig in Kontakt mit Neuen Medien und müssen entsprechend auch lernen, kompetent und verantwortungsvoll damit umzugehen. Um diesem Qualitätsanspruch und den damit formulierten Zielen der Integrierten Jugendhilfeplanung gerechter zu werden, wurden gezielt die beiden bestbewertetsten Angebote, der Landesfilmdienst Sachsen und die Hörfunk- und Projektwerkstatt, mit zusätzlichen Ressourcen gefördert. Die Filmschule Leipzig hingegen, die sich diesen neuen Entwicklungen in den vergangenen Jahren zu wenig geöffnet hat, wird aus der künftigen Förderung herausgenommen. Gerade letztere Entscheidung fällt nicht leicht, weil natürlich auch immer viele Kinder von diesem Angebot profitiert haben. Die beiden dafür gestärkten und konzeptionell und fachlich besser aufgestellten Projekte, die auch beide stadtweit arbeiten, werden den Verlust der Filmschule aber mehr als kompensieren.“

Foto: Martin Jehnichen

Martin Meißner, familienpolitischer Sprecher der Fraktion und ebenfalls Mitglied des Jugendhilfeausschusses, ergänzt:

„Für die wenigen freiwerdenden und im Eigentum der Stadt befindlichen Räume der künftig nicht mehr geförderten Projekte sollten Nachnutzungskonzepte erarbeitet werden, die sich an den tatsächlichen und sich mitunter in den vergangenen Jahren veränderten Bedarfen vor Ort orientieren. So ist beispielsweise denkbar, dass Sportvereine oder auch Kulturträger und Kreativschaffende die Räume künftig mit Leben füllen und Angebote an die vor Ort lebenden Menschen machen können. Uns ist wichtig, dass dabei die betreffenden Ortschaftsräte, wie im Fall des künftig nicht mehr geförderten Jugendclubs in Böhlitz-Ehrenberg, und auch die Stadtbezirksbeiräte in diese Bedarfsdiskussion und die Erarbeitung gemeinwohlorientierter Nachnutzungskonzepte eingebunden werden.“

Übersicht (Auszug):

  • Stärkung bestehende sowie neu geförderte Projekte
    • Landesfilmdienst Sachsen – Angebotsausbau
    • Hörfunk- und Projektwerkstatt – Angebotsausbau
    • Kulturwerkstatt KAOS – Angebotsausbau
    • Conne Island (Flying Wheels) – Angebotsausbau
    • Drug Scouts – Angebotsausbau
    • Mobile Familienhilfe Geyserhaus – Angebotsausbau in Gohlis-Nord
    • OFT Mockau (neu)
    • OFT Heize (neu)
    • OFT Paradise – Angebotsausbau +42h
    • OFT Insel – Angebotsausbau +8h
    • Careleaver (Finanzierungserhöhung wegen Stiftungsabsenkung)
    • Jugendberufshilfeangebot ‚Netz kleiner Werkstätten‘ (100%-Finanzierung nach Ende der Jobcenter-Förderung)
  • Interessenbekundung und Neuausrichtung bestehender Projekte:
    • Youth Start Schulerfolg sichern
    • OFT Anker (ab 7/23)
    • OFT Thekla (ab II/24)
    • OFT Probstheida wg. Trägerinsolvenz zu 1/24
    • OFT Engelsdorf ab 7/23
  • Streichung folgender Projekte:
    • Filmschule Leipzig
    • OFT Lehmbau Jugendtreff in Gohlis
    • OFT KiJuWe in Connewitz
    • OFT Lehmbau 125. OS in Reudnitz
    • OFT Sportmobil Springburg e.V. in Böhlitz-Ehrenberg

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