Klimaneutralität in der Kultur: CO2-Rechner für Kulturbetriebe muss weitergehen

Pressemitteilung vom 17. Januar 2025
Die Leipziger Ratsversammlung hat sich mit den Stimmen von BSW, CDU, AFD und zweier Einzelstadträte für ein abruptes Ende der Kooperation zur Entwicklung und Nutzung des CO2-Rechners „E-Tool Kultur“ ausgesprochen.
Dr. Gesine Märtens, stv. Fraktionsvorsitzende, kulturpolitische Sprecherin der Fraktion und Vorsitzende des Kulturausschusses erklärt:
„Es ist bedauerlich, dass die Weiterführung eines solch hilfreichen und zukunftsfähigen Instruments keine Mehrheit finden konnte. Vor allem, weil diese Ablehnung nach den Vorberatungen in den Ausschüssen alles andere als absehbar war. Hier scheinen einige Stadträt*innen aus dem Bauch heraus eine Entscheidung getroffen zu haben, ohne sich deren Tragweite und Konsequenzen bewusst zu sein. Stiege die Stadt Leipzig tatsächlich aus diesem Projekt, was sie selbst maßgeblich als bundesweites Vorbildprojekt aktiv vorangetrieben hat, aus, würde dies nicht nur bei den wichtigen Projektpartnern für Fassungslosigkeit und völliges Unverständnis stoßen. Wir machen uns gegenüber den engagierten Kooperationspartner*innen aus der mittelständischen Wirtschaft geradezu lächerlich, ebenso wie gegenüber dem Freistaat als Fördermittelgeber.
Außerdem werden die Kosten der Kultureinrichtungen durch den absehbar steigenden CO2-Preis nur durch entsprechende Einsparungen im Energieverbrauch beherrschbar gehalten. Der CO2-Rechner ermöglicht Kulturinstitutionen und Freier Szene, ihre eigene CO2-Bilanz zu erstellen, um daraus klimafreundliche Maßnahmen ableiten zu können und für künftige Förderanträge gewappnet zu sein. Wer dies aktiv verhindert, ist im Umkehrschluss auch für die künftigen Kostensteigerungen mitverantwortlich!
Die für diese Misere Verantwortlichen müssen sich bewusst werden, dass eine durch Gegenstimmen symbolisierte Trotzreaktion keines der von ihnen angesprochenen Probleme lösen wird, sondern stattdessen einen großen Imageschaden für die Stadt Leipzig bedeutet und absehbare Kostensteigerungen billigend in Kauf nimmt.“
Am 8. November 2023 wurde der webbasierte Leipziger CO2-Rechner für Kulturbetriebe veröffentlicht – ein deutschlandweites einzigartiges Leuchtturmprojekt. Das Anwendungsinstrument war von kleinen und großen Leipziger Kulturbetrieben mit Spannung erwartet worden. In einem Kooperationsprojekt der Stadt Leipzig mit dem Landesamt für Kultur und Denkmalschutz, der GICON-Großmann Ingenieur Consult GmbH, der WIPS-com GmbH sowie der Mittelstandsinitiative „Energiewende und Klimaschutz“ und Leipziger Kultureinrichtungen war dazu vor zwei Jahren ein eigentlich für die Wirtschaft entwickeltes Tool der Handwerkskammer angepasst worden. Der in Leipzig entwickelte Rechner besitzt bundesweite Strahlkraft, da er auch von Kultureinrichtungen außerhalb Leipzigs kostenlos genutzt werden kann.
In der Ratsversammlung vom 15. Januar wurde nun die Weiterführung des E-Tools mit den Stimmen von BSW, CDU, AFD und zweier Einzelstadträte abgelehnt. Dabei nahmen BSW und CDU die angeblich schwierige Bedienbarkeit des E-Tools als Vorwand, der gesamten Vorlage der Verwaltung die Zustimmung zu verweigern. Auf das Angebot von Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke, technische Details könnten auch im Nachhinein noch geklärt und optimiert werden und auch kleine Kulturträger und -vereine würden selbstverständlich beim Umgang mit dem Tool unterstützt, erfolgte keine inhaltliche Reaktion der beiden Fraktionen, sondern stattdessen kollektive Gegenstimmen bei der Abstimmung.
„Wir werden in den kommenden Kulturausschusssitzungen dazu eine Aussprache führen und erwarten, dass ein Ausweg aus dieser Sackgasse aufgezeigt wird. Dies kann letztlich nur darin münden, dass der Stadtrat im Februar die getroffene Entscheidung widerruft und einer Verlängerung der Kooperation zur Entwicklung und Nutzung des CO2-Rechners „E-Tool Kultur“ zustimmt. Hierzu braucht es aber offenkundig einen beiderseits kritischen Austausch im Vorfeld, zu dem wir alle Beteiligten – die Fraktionen wie auch das Dezernat Kultur - aufrufen“, so Dr. Gesine Märtens abschließend.