Landwirtschaft nachhaltig und zukunftssicher gestalten
Pressemitteilung vom 17. August 2023
Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Leipziger Stadtrat lobt die Ansätze des vorgestellten Landwirtschaftskonzepts, dessen erster Teil im Herbst von der Ratsversammlung beschlossen werden soll, fordert aber Nachbesserungen. Insbesondere reicht die Zielstellung, den Anteil an Pestiziden zu senken, bislang nicht aus. Außerdem muss es erklärtes Ziel sein, dass mindestens 30% der Flächen bis 2030 ökologisch bewirtschaftet werden.
Das Landwirtschaftskonzept bezieht sich auf landwirtschaftliche Flächen, die der Stadt gehören, und sieht ein Punktesystem vor, welches bei der Flächenvergabe und Vertragsgestaltung zur Anwendung kommt. Das Konzept geht auf mehrere Anträge der bündnisgrünen Fraktion aus der letzten Wahlperiode zurück.
Jürgen Kasek, umweltpolitischer Sprecher der Fraktion, erklärt:
„Es ist gut, dass das Konzept jetzt vorliegt und Landwirt*innen damit endlich Planungssicherheit bekommen und auch langfristige Verträge auf städtischen Flächen wieder möglich werden. Insgesamt zeigen die ersten Feedbacks aus Fachkreisen, dass Leipzig mit dem Programm auf dem richtigen Weg ist.
Allerdings reicht es nicht, lediglich zu fordern, dass der Einsatz von Pestiziden verringert werden soll. Das ist im Einzelfall nicht überprüfbar und verbessert die Situation nicht. Wir erinnern daran, dass Leipzig beschlossen hat, dass auf städtischen Flächen kein Glyphosat eingesetzt werden darf.“
Dr. Guy Pe’er, Wissenschaftler am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und am Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), fügt hinzu:
„Wissenschaftler*innen haben die Idee eines Punktesystems lange Zeit sehr begrüßt. Es gibt zahlreiche gute landwirtschaftliche Maßnahmen, und im Idealfall sollten die Landwirt*innen so viele wie möglich davon anwenden.
Dies kann geschehen, wenn es mit Anreizen verbunden ist: Je mehr man tut, desto höher ist der Gewinn. Wenn das Punktesystem angenommen wird, kann Leipzig bei einem wichtigen Übergang zu einer nachhaltigen Landwirtschaft weltweit führend werden.“
Dr. Jan Brunner, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Mitteldeutschland (AbL), erklärt:
„Wir freuen uns, dass Leipzig vorangeht und eine gemeinwohlorientierte Verpachtung etablieren möchte. Ein solches Verfahren verbessert die vor dem Hintergrund steigender Landpreise und außerlandwirtschaftlicher Investoren prekäre Lage für bäuerliche Betriebe und Existenzgründungen. Die Stadt Leipzig würde damit eine zukunftsorientierte, umweltschonende Landwirtschaft fördern, welche die regionale Versorgung der Leipziger*innen mit guten, lokal erzeugten Lebensmitteln stärkt. Es ist nun wichtig, dass das ausgearbeitete Konzept schnellstmöglich erlassen und im Dialog mit bäuerlichen Verbänden umgesetzt wird.“
Gemeinsam mit den Fraktionen von DIE LINKE und SPD werden wir in den kommenden Wochen im Rahmen eines Runden Tisches mit Expert*innen aus Landwirtschaft, Wissenschaft und Umweltverbänden die Vorlage gemeinsam beraten.