Leipzig droht nächste Kita-Krise durch massiven Fachkräftemangel!

Pressemitteilung vom 18. Dezember 2019

Die Stadt Leipzig hat gestern die Kita-Bedarfsplanung für 2020 präsentiert. Die Verwaltungsspitze geht dabei von einer Entspannung der Situation bis Sommer 2020 mit ausreichend vorhandenen Betreuungsplätzen aus. Zudem verweist der Sozialbürgermeister auf die mittlerweile eingeführte berufsbegleitende Erzieherausbildung und die neuen Möglichkeiten, auch Fachkräfte mit DDR-Ausbildung und ausländischen Abschlüssen einsetzen zu können. 

Die Realität sieht jedoch bei weitem nicht so entspannt aus. 

Hierzu Katharina Krefft, Stadträtin und Fraktionsvorsitzende: 

Foto: Martin Jehnichen

„Bei aller Anerkennung für die mittlerweile rege Bautätigkeit und die zahlreichen erfolgten und noch bevorstehenden Eröffnungen neuer Kindertagesstätten, stehen wir unmittelbar vor einem riesigen Problem: dem Fachkräftemangel. Als Stadt können wir das nur in begrenztem Maße selbst lösen. Zentrale Aufgabe muss es sein, diese Probleme offen zu benennen und Strategien für Notsituationen zu entwickeln. Ein Verschweigen und Heile-Welt-Vorspielen ist wenig hilfreich! Es wird nur dazu führen, dass betroffene Familien unvorbereitet vor neuen Problemen in ihrem Alltag stehen werden.“  

Bereits heute haben zahlreiche Kitas massive Schwierigkeiten, die Betreuung aller Kinder aufrecht zu erhalten. Teilweise fehlen bis zu 20% der Fachkräfte in einer Einrichtung. Auch die Kürzung von Betreuungszeiten und aller Verträge von 9 auf max. 7 Stunden sind bereits an der Tagesordnung und alternativlos, um Einrichtungen am Laufen zu halten.

Fotos: Martin Jehnichen
Foto: Martin Jehnichen

Michael Schmidt, Stadtrat und jugendpolitischer Sprecher der Fraktion sowie stv. Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses ergänzt: 

„Das Landesjugendamt als Genehmigungsbehörde hat den Trägern von Kindertageseinrichtungen bereits verschiedene Optionen an die Hand gegeben, wie mit personellen Notsituationen umgegangen werden kann. Dazu gehört auch die Ultima-Ratio-Option der notweisen Kündigung von Betreuungsverträgen. Dies zeigt, wie dramatisch die Situation mittlerweile ist! Es müssen Strategien entwickelt werden, um so etwas abzuwenden! Noch vor einem halben Jahr berichteten Bürgermeister Fabian und sein Amtsleiter Dr. Tsapos freudestrahlend, dass die Kitabedarfe Anfang 2020 alle gedeckt werden. Dabei muss damals schon allen klar gewesen sein, dass dies mitnichten erreicht wird. 

Die Plätze stehen rein rechnerisch zu Verfügung - wären da nicht der Fachkräftemangel und die Tatsache, dass Einrichtungen nicht sofort im vollen Betrieb stehen. Wenig überraschend kommt jetzt die Verschiebung der angeblichen Bedarfsdeckung auf Spätsommer.“ 

Katharina Krefft: Schon die berufsbegleitende Erzieherausbildung für Freie Träger wurde vom Stadtrat gegen erhebliche Widerstände der Verwaltung auf den Weg gebracht. Die Stadtspitze sollte sich darauf konzentrieren, weitere Wege der Fachkräftebindung auf den Weg zu bringen, Notfallpläne bei Betreuungsengpässen zu entwickeln und mit den Leipziger Familien die offene und ehrliche Kommunikation zu suchen. 

Letztlich ist es an der Zeit, dass der Freistaat endlich von seiner antiquierten Vorschaltung der Sozialassistent*innenausbildung im Rahmen der Erzieher*innenausbildung abrückt. Dies führt nur dazu, dass die Ausbildungszeiten unnötig verlängert werden und die dringend notwendigen Fachkräfte zwei Jahre später als nötig zur Verfügung stehen. Wenn wir nicht alles daran setzen, dem massiven Fachkräfteproblem kurzfristig und mit einem Strauß von Maßnahmen wirksam zu begegnen, droht uns und den Leipziger Familien eine neue Kita-Krise.“ 

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