Leipzigs Wärmewende macht Weiterbetrieb von Lippendorf wohl schon 2023 obsolet!

Foto: Martin Jehnichen
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Pressemitteilung vom 17. Januar 2020

Nach der gestrigen Ankündigung der Landesregierung, das Kraftwerk Lippendorf erst im Jahr 2035 vom Netz nehmen zu wollen erklärt die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Katharina Krefft:

„Die Ankündigung, das Braunkohlekraftwerk am Rande Leipzigs bis 2035 am Netz zu lassen, vermittelt den Eindruck, als würden die Lippendorfer Schlote manchem die Sinne vernebeln. Immerhin hat der Stadtrat entschieden, bis 2022 die Fernwärmeversorgung der Stadt Leipzig über unsere Stadtwerke selbst abzusichern, den laufenden Fernwärmevertrag bereits 2023 zu kündigen und sich so komplett unabhängig von dieser CO2- und Quecksilberschleuder zu machen. So soll ein eigenes Gaskraftwerk errichtet werden, was später auch auf Wasserstofftechnologie umrüstbar sein wird. Damit wird rechtzeitig vor der Heizperiode 2022/23 aus eigener Erzeugungskraft für Wärme in der Stadt Leipzig gesorgt sein. Leipzig wird unbeeindruckt dieser vermeintlichen Ausstiegsverzögerungen an der Wärme- und Energiewende festhalten und mit aller Kraft am Unabhängigkeitsziel 2023 festhalten!“

Foto: Martin Jehnichen
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Sophia Kraft, Stadträtin und energiepolitische Sprecherin der Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, ergänzt:

„Die Kündigung des Liefervertrages hat die Tür für einen schnellen Kohleausstieg geöffnet und für die im Koalitionsvertrag festgeschriebene Rettung von Pödelwitz und für eine klimabewusste Wärmeversorgung der Stadt gesorgt. Je schneller Leipzig von Fernwärme aus Lippendorf abkoppelt, desto schneller wird der Kohleabbau im Südraum gestoppt. Leipzig kann die erste Großstadt in einem Braunkohlerevier sein, die den Umstieg schafft. Es wäre energie- und klimapolitischer Irrsinn, wenn wir jetzt lebenserhaltende Maßnahmen für die sterbende Braunkohle zulassen. Die Kohle bietet keine Sicherheit mehr. Ein Lippendorfer Block ist bereits aus wirtschaftlichen Gründen seit Monaten oft abgeschaltet. Der konsequente Umstieg der Wärmeversorgung Leipzigs und der parallele Ausbau der Erneuerbaren Energien durch die Stadtwerke Leipzig wird die Systemrelevanz des Braunkohlekraftwerkes schon in wenigen Jahren ersetzen. Den Rest regelt der Markt…"

Aktuell werden bereits neue Blockheizkraftwerke mit 26 MW dezentral im Stadtgebiet errichtet, kurzfristig können mit dem Zubau von 150 MW gasbasierter KWK*-Erzeugung, 100 MW Wärmespeicherung und 25 MW Biomasse ausreichende Kapazitäten zu den bestehenden 520 MW aufgebaut werden. Mit einem neuen Gaskraftwerk im Süden der Stadt wird der Puffer für die Versorgungssicherheit geschaffen, es wird darüber hinaus im Black-Out-Fall energetische Reserven bieten, um Leipzig wieder „hochzufahren“, sprich die Versorgungssicherheit auch bei der Stromversorgung sichern.“
 
Katharina Krefft abschließend: „Die Braunkohle zerstört Heimat im Südraum und nimmt uns in der Stadt die Luft zum Atmen. Sie abzubauen und zu verbrennen ist ein klimapolitischer Irrweg. Die lokale Klimawirkung würde ein Drittel weniger Stickoxide, 80% weniger Schwefeloxide, 100% weniger Quecksilber und die Hälfte weniger CO2 ausmachen, wenn wir es schaffen 2023 auszusteigen!“

*Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) ist die in einem gemeinsamen thermodynamischen Prozess entstehende gleichzeitige Gewinnung von nutzbarer Wärme und mechanischer Energie, wobei letztere in der Regel unmittelbar in elektrischen Strom umgewandelt wird.

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