Masterplan beachten, dem Naturkundemuseum eine Zukunft geben!

Pressemitteilung vom 20. Januar 2016


„Über Jahrzehnte und bis heute gibt es keine politische Mehrheit für die grundhafte Sanierung und den notwendigen Zusatzbau unseres Naturkundemuseums am heutigen Standort. Der ist zentral, gut sichtbar und den meisten Familien und Schulkindern bekannt, inzwischen aber aus baulichen Gründen nur noch eingeschränkt aufsuchbar.  Gegen unseren Willen wurden selbst Mindestmittel zur baulichen Erhaltung über Jahre gekürzt und die Mitarbeiterzahl reduziert. Trotz großem Engagement dieser leiden die Sammlungen zunehmend, konnten auch noch nicht ausreichend digitalisiert werden. Es gibt weder eine neue Leitungsperson noch ein Zukunftskonzept für die weitere Erfassung, Forschung, Ausstellung und Bildungsangebote welches durch die Stadtspitze akzeptiert ist.

Doch der Masterplan aus dem Jahr 2012 liefert eine fundierte Grundlage mit Wertschätzung und  Ausblicken. Die Verwaltungsspitze erwartet vom Stadtrat heute mit Verweis auf diesen eine Grundsatzentscheidung zur Zukunft des Naturkundemuseums am neuen Ort. Sie schlägt den Umzug nach Plagwitz vor und möchte einen Startschuss zum Umbau der Halle 7 (Baumwollspinnerei) in ein gemeinschaftlich genutztes Haus, unter Einholung von Fördermitteln und Mitbeförderung der Ansiedlung der beiden freien Theater Lofft und LTT. Zu diesem Großvorhaben ist noch fleißige und innovative Arbeit notwendig, Beständigkeit in den Finanzzusagen und Findigkeit in der Erarbeitung einer Konzeption, die so genial ist, dass dieser neue Standort ein Publikumsmagnet wird und zugleich wissenschaftliche Arbeit dauerhaft ermöglicht und fördert. Momentan sehen wir nur ein industrielles Bauwerk aus Vorzeiten, dies allerdings in einem Gelände, das punktuell bereits Menschen zu Kunst und Kultur anzieht und Potentiale aufzeigen lässt. Für tägliche Kinderbesuche ist eine gefahrlose und kürzere ÖPNV-Anbindung notwendig. Angebote müssen dauerhaft anziehend sein.

Meint die Verwaltung das Projekt ernst, bleibt sie auch bei kommenden Schwierigkeiten dabei und verdient sie wieder Vertrauen, dass wir einem zukunftsträchtigen Naturkundemuseum entgegen sehen können? Dies wird sich erst zeigen. Es ist unabdingbar in den langen noch vor uns stehenden 5 Jahren, in denen Detailplanung, Finanzsicherung und bauliche Umsetzung erfolgen muss, dass das Leipziger Naturkundemuseum weiter arbeitsfähig bleibt, d.h., vorhandene Exponate sichern kann, öffentlich wahrnehmbar bleibt sowie gemeinsam mit einer neuen Leitung an der neuen Konzeption
arbeiten kann.

Vorschnelle Verkaufsbeschlüsse zum bisherigen Gebäude bringen das Museum aufgrund der noch fehlenden Planungssicherheiten an die Absturzkante, denn es gäbe keine Zukunft mehr in der Lortzingstraße nach 2020. Dies ist nicht nur unverantwortlich hinsichtlich des Museumserbes, seiner Geschichte und Exponate gegenüber,  es ist auch liegenschaftspolitisch und stadtgestalterisch in dieser Zentrumslage zum heutigen Zeitpunkt  nicht
angeraten.“

Annette Körner
Kulturpolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen
Vorsitzende des Kulturausschusses

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