Rede von Anna Kaleri am 14. Dezember 2022 zur Petition zur Umbenennung des Flughafens Leipzig/Halle

Foto: Martin Jehnichen

- es gilt das gesprochene Wort -

Frachtflugverkehr: mehr Fluch als Segen

Zur Zeit gibt es einen wahren Sturm von Petitionen, die sich damit beschäftigen, dem Flughafen Leipzig-Halle einen Eigennamen zu verpassen. Ich möchte die Namensvorschläge hier nicht nennen und zwar aus diesem Grund: ein Name manifestiert ein Sein.

Und die Frage ist, ob wir in einer Stadt, die den Klimanotstand ausgerufen hat, einen Flughafen manifestieren und aktuell sogar erweitern wollen.

Zumal einen Flughafen, der zum überwiegenden Teil ein Frachtflughafen ist.
Zumal ein Flughafen mit einem internationalen Frachtdrehkreuz, das vorwiegend in der Kernnacht beflogen wird, wenn Menschen fest und ungestört schlafen sollten.
Zumal einen Flughafen, der mit durchschnittlich 1,77 Tonnen CO2 pro Start und Landung als dreckigster Flughafen Deutschlands gilt.

Was wir brauchen ist also nicht ein Name für den Flughafen, sondern dringend Maßnahmen, die den Frachtflugverkehr reduzieren, den Lärm reduzieren, den Feinstaub reduzieren, die klimaschädigenden Gase reduzieren.

Der Segen von einst, unserer Region in der Zeit von Massenarbeitslosigkeit Arbeitsplätze zu schaffen, passt nicht mehr zur aktuellen Situation. Heutzutage werden im Dienstleistungsbereich händeringend Arbeitskräfte gesucht, so auch in der Logistik, und der DHL HUB muss schon Arbeitskräfte aus anderen Ländern einfliegen.

Beim Thema Klimawandel funktioniert entweder die Verdrängung oder es ist vielen wirklich nicht klar, was mit diesem Planeten passiert, wenn die globale Erderwärmung die 1,5 Grad übersteigt, welche unumkehrbaren Prozesse in Gang gesetzt werden, die das Überleben im globalen Süden betrifft - und auch uns. So wird der letzte Sommer der kälteste Sommer der nächsten fünf Sommer gewesen sein.

Ich frage insbesondere die sächsische SPD und CDU: wie kann man unter den Vorboten der Klimakatastrophe noch einen Frachtflughafen ausbauen?

Wir haben im Leipziger Stadtrat mehrere Beschlüsse gegen den Flughafenausbau gefasst. Es gibt eine Landtagspetition, tausende Einwendungen gegen das laufende Planfeststellungsverfahren und mehrere Gutachten Träger öffentlicher Belange, die dem Verfahren grobe Mängel nachweisen.

Was ich vermisse, ist das Ernstnehmen all dieser Stimmen. Ich vermisse das Aufbegehren der Leipziger*innen, denen es hoffentlich nicht zu spät klar wird, was 50 Prozent mehr Frachtflugverkehr für die Lebensqualität unserer Stadt und Region bedeuten.

Und wenn schon ein Name für das Ganze, dann einen, der es wirklich trifft. Zum Beispiel: Fluchhafen.

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