Rede von Anna Kaleri am 20. Juni 2024 zur 1. Änderung zum Planungsbeschluss "Haus der Festivals", Gottschedstraße 16

- es gilt das gesprochene Wort -
Liebe Leipziger*innen,
stellen Sie sich vor, wir lebten in einer Gesellschaft, in der nicht das Recht des Stärkeren gilt, sondern in der wir aufeinander achten und über Empathie miteinander verbunden sind. Diese zutiefst menschliche Eigenschaft der Einfühlung wird über Bücher, Theaterstücke und Filme gestärkt, über Kunst und kulturelle Bildung.
Stellen Sie sich vor, wir lebten in einer Gesellschaft, die Fakten von Pseudofakten unterscheiden kann, News von Fake News und die sich mit Inhalten auseinandersetzt statt Populismus und Desinformationskampagnen auf den Leim zu gehen.
Stellen Sie sich vor, wir lebten in einer wirklich aufgeklärten und beherzten Gesellschaft. Dafür braucht es unter anderem mehr Medienkompetenz.
Sie merken, ich rede hier nicht nur über das Haus der Festivals, in dem unter anderem das Dokfilmfestival unterkommen wird, sondern über das Zentrum für Filmkunst und Medienbildung, das im Arbeitstitel Filmkunsthaus heißt. Dieses Projekt hat die Bundes-, Landes- und kommunale Ebene so überzeugt, dass die BKM - damals noch Monika Grütters und damals noch für das Gesamtpaket Feinkost - 10,5 Millionen Euro in Aussicht gestellt hat, den gleichen Anteil das Land Sachsen. Und wir haben einen städtischen Eigenanteil von 2,1 Millionen beschlossen sowie mit zahlreichen Stadtratsbeschlüssen unser Bekenntnis zum Filmkunsthaus bekräftigt.
Diese demokratischen Beschlüsse müssen nun endlich umgesetzt werden und zwar zügig, da auch schon die Planungskosten beschlossen sind. Medienkompetenz ist wichtiger denn je.
Die Sanierung von alten Gebäuden kostet und Kosten steigen. Das wissen wir von anderen Vorhaben und so ist es auch in der Gottschedstraße 16. An dieser Stelle ist die Kulturbürgermeisterin in der Pflicht, Mittel aufzutun und genauso für das Filmkunsthaus zu kämpfen. Sonst sieht es irgendwann aus, als würde der sowieso schon zusammengeschmolzene Etat solange beschnitten werden bis eine Umsetzung nicht mehr möglich ist.
Und es geht auch nicht an, dass die Nachteile, die bei der Prüfung potenzieller Standorte zu Tage traten, den Initiatoren des Filmkunsthauses zu Lasten gelegt werden. Denn diese sind über Jahre drangeblieben und haben sich immer offen gezeigt für Kompromisse zugunsten der Gesamtbedarfe der freien Szene.
Das Festivalhaus und das Filmkunsthaus sind wichtige Projekte für Kultur und kulturelle Bildung in Leipzig. Damit das Licht im Saal nur vor einer Aufführung verlischt, aber im Geiste angeschaltet bleibt.